Am 11. Dezember 2019 fand in Weißenburg die Fachtagung „Kunststoffe in der Medizintechnik: Materialien, Anwendung und Verarbeitung“ statt.

Johannes Rudloff, Leiter der Gruppe Compoundieren und Extrudieren am SKZ, stellte auf der Tagung die Forschungsallianz Medizintechnik (FAM) und anwendungsnahe Medizintechnik-Entwicklungen des SKZ vor. Die FAM ist ein Zusammenschluss verschiedener Forschungsvereinigungen im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) und verfolgt das Ziel, Innovationsschöpfung im medizintechnischen Bereich voranzutreiben. Projekte, die im Rahmen der Fachallianz durchgeführt werden können, sind beispielsweise die Entwicklung neuer, antimikrobieller Kunststoffe für die Medizintechnik. Wie Rudloff im Vortrag erläuterte, können solche Kunststoffe zur Reduzierung von Krankenhausinfektionen durch multiresistente Keime beitragen. Ansätze dazu liefern vorwettbewerbliche Rezepturen auf Basis von titandioxidgefülltem Polypropylen oder Polylactid, die im Rahmen der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) entwickelt wurden.
Eine weitere vorgestellte Entwicklung aus dem Bereich Medizintechnik sind im 3D-Druck hergestellte Orthesen. Diese orthopädischen Schienen sind ein medizinisches Hilfsmittel für die Stabilisierung, Entlastung, Ruhigstellung, Führung oder Korrektur von Körperteilen. Aufgrund der Notwendigkeit zur individuellen Anpassung und des häufigen Wunschs nach einem schnellen Therapiebeginn sind Orthesen prädestiniert für die Herstellung im 3D-Druck. Am Beispiel von Kopforthesen, die zur Therapie von Kopfdeformationen bei Säuglingen eingesetzt werden, erläuterte Rudloff die Vorteile des 3D-Drucks. Neben um 50 % schnelleren Fertigungszeiten sind dies vor allem der erhöhte Tragekomfort durch das geringere Gewicht, Belüftungsöffnungen und die direkte Ableitung der Geometrie aus einem Scan des Kopfes.

Abschließend wurden in einer Podiumsdiskussion gemeinsam mit anderen Referenten aktuelle Entwicklungen und Trends diskutiert. Hier ist beispielsweise der zunehmende Trend zum Recycling von Kunststoffen zu nennen. Für Medizintechnikprodukte aus Kunststoff haben Recyclateinsatz und Recyclingfähigkeit aktuell aufgrund der notwendigen Reinheit und Sterilität noch eine sehr geringe Bedeutung. Alle Tagungsteilnehmer waren sich jedoch einig, dass dieser Gesichtspunkt nicht vernachlässigt werden darf und somit innovative Konzepte benötigt werden. Das SKZ kann dabei z. B. bei der Materialentwicklung oder beim recyclinggerechten Produktdesign unterstützen.

Das SKZ ist Mitglied der Zuse-Gemeinschaft, ein Verbund unabhängiger, industrienaher Forschungseinrichtungen, die das Ziel verfolgen, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, insbesondere des Mittelstandes, durch Innovation und Vernetzung zu verbessern.

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