Personalisierung, Künstliche Intelligenz, nachhaltiges Drucken und das in Hinblick auf Digital- und Offsetdruck waren die Hauptthemen des letzten Fogra-Symposiums „Digitaldruck trifft Offset“ am 21. und 22. Mai 2025. Nach zehn Jahren fand die Veranstaltung erstmals wieder an zwei Tagen statt und bot interessante Einblicke in den Druckalltag und dessen Herausforderungen.

Zum 8. Mal erfuhren die über 80 Teilnehmenden die Trends, Buzzwords und Touchpoints der beiden Technologien. 20 Referentinnen und Referenten näherten sich den unterschiedlichen Themen auf kurzweilige und spannende Weise. Dabei lag der Fokus auf Erfahrungsberichten aus der Druckpraxis und den aktuellen Entwicklungen in der Branche. In den sieben Sessions fand ein Rundumschlag über verschiedene Aspekte des Digitaldrucks statt. Dabei ging es häufig um das Zusammenspiel von Digital- und Offsetdruck. In einer Zeit rückläufiger Märkte und gleichzeitig hoher Anforderungen an Qualität, Flexibilität und Nachhaltigkeit hat die Veranstaltung einen Überblick über Herausforderungen, Chancen und technologische Entwicklungen geboten. Die Vorträge führten vor Augen, dass der Digitaldruck nicht nur ein Produktionsmittel, sondern auch ein strategisches Werkzeug ist.

Digital, Offset oder beides?

Am Digitaldruck geht insbesondere bei geringen Auflagen und flexiblen Druckaufträgen kein Weg vorbei. Um einen fließenden Übergang zwischen kleinen und großen Auflagen zu ermöglichen, werden Hybridmodelle aus beiden Druckverfahren immer wichtiger. Die ersten beiden Vorträge widmeten sich daher der Frage nach der Druckmethode sowohl in Hinblick auf Investitionen als auch den Workflow für hybride Druckproduktionen.

Marcus Kalle von Printec Solutions zeigte auf, welche Aspekte bei einer Investitionsentscheidung in Zeiten der Unsicherheit eine bedeutende Rolle spielen. Dabei gehe es vor allem darum, Strategien zu überprüfen und den Mehrwert einer solchen Entscheidung zu hinterfragen. Besonders zu berücksichtigen wären auch die Punkte Automatisierung und Nachhaltigkeit. Wohin die Reise in der Verknüpfung der beiden Technologien gehe, erklärte Ulrike Seethaler von Heidelberger Druckmaschinen. Für sie war die Quintessenz, dass trotz der großen Herausforderungen der Weg nicht „entweder/oder“ heißt, sondern „beides“. Dabei wären vor allem ein einheitlicher Workflow für beide Druckverfahren und die Software essenziell.

Variabler Datendruck

Die unterschiedlichen Facetten des variablen Datendrucks wurden in der zweiten Session vorgestellt. Das große Potenzial der Personalisierung für die Marken- und Kundenkommunikation kann nur mit einer ausgeklügelten Logistik ausgeschöpft werden.  Welche kreativen Ansätze möglich sind, welche Chancen sich daraus ergeben und welche Vorteile die Nanographie in diesem Kontext bietet, zeigten drei praxisnahe Präsentationen – anschaulich illustriert durch zahlreiche Beispiele aus der Anwendung.

Buzzword oder tatsächlicher Mehrwert? Was der variable Datendruck bei zunehmenden Anforderungen von Verpackungskunden und Endverbrauchern wirklich bringt, erklärte Steffen Walter von THIMM Verpackung. Dabei wären Datenmanagement und -verfügbarkeit besonders relevant. Er zeigte auf, dass diese Massenindividualisierung nicht nur Prozesse optimieren sowie Nachhaltigkeit und Nachverfolgbarkeit erhöhen, sondern auch das Konsumentenengagement steigern kann. Genau an diesem letzten Punkt setzte Tom Streefkerk von colordruck Baiersbronn W. Mack an. Der Referent stellte individualisierte Markenerlebnisse am Beispiel Toffifee dar. Zum 50. Jubiläum der Marke konnten Endverbraucherinnen und Endverbraucher personalisierte Verpackungen bestellen. Streefkerk zeigte den Prozess des Projektes und die Herausforderungen, die von der Unplanbarkeit bis hin zum richtigen Versand reichten. Vinzenz Schmidt präsentierte, wie man mit den ausgefallenen Kreationen der Marke MailingLiebe von Wirtz Druck eine individuelle Ansprache ermöglicht. Weiterhin ging er darauf ein, dass die Nanographie für diese Anforderungen das geeignete Druckverfahren sei. 

Tinten, Primer und Papiere

Ausgefeilte Entwicklungen haben heute dazu geführt, dass fast alle gängigen Papiere mit einer hohen Qualität bedruckt werden können. Dennoch gibt es bestimmte Limitierungen beim Zusammenspiel zwischen Tinte und Bedruckstoff. Diesem Komplex des Highspeed-Inkjetdrucks (HSI) widmeten sich die vier Vortragenden: welche Herausforderungen bestehen, wie sie maschinentechnisch gelöst werden können bis hin zur Druckqualität in Bezug auf das eingesetzte Papier.

Angelika Kramer, vph, und Mario Offermann, SCREEN GP Europe, stellten im Dialog die Hürden vor, die im Zusammenspiel aus Papier, Tinte und HSI-Maschine einhergehen. Es gelte hierbei Druckqualität, Papierkosten und Produktivität zu berücksichtigen, wobei nur zwei der drei Punkte gleichzeitig umsetzbar seien. Welches Papier das richtige sei, hinge aber auch von der Art der Maschine, den verwendeten Tinten, der Geschwindigkeit und vielem mehr ab. Und am Ende müsse man die „Total Cost of Print“ in Betracht ziehen. Arjen Goldschmidt, Canon Europa, gab praktische Einblicke, wie der Inkjet zu beherrschen sei. Es sei wichtig Eigenschaften der Drucktechnologie und das Zusammenspiel aus Tinte und Papier zu verstehen, um Farbstabilität zu ermöglichen. Dabei wären auch der Einsatz von Primern, die Tintenmengenbegrenzung, das Farbmanagement sowie Qualitäts- und Prozesskontrolle relevant. Den Abschluss der Session bildete Dr. Uwe Bertholdt, Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien. Der Vortragende zeigte auf, wie sich das Papier auf die Druckqualität auswirke und wie das Resultat prognostiziert werden könne. Dazu erläuterte er die Ergebnisse eines Projekts, das in eine technische ISO-Spezifikation überführt werden soll. Für die verschiedenen Druckmaschinen seien unterschiedliche Papiereigenschaften wichtig, die von den Papierherstellern zur Verfügung gestellt und von den Maschinenherstellern analysiert werden müssen.

Druckweiterverarbeitung

Die buchbinderischen Herausforderungen kleiner Auflagen, die der Digitaldruck mit sich bringt, über JDF-gesteuerte Prozesse bis zur Klebebindung beleuchteten die Speaker in Session vier. Dabei wurde deutlich, dass die Automatisierung inzwischen eine echte Notwendigkeit ist – gerade im Bereich des Digitaldrucks.

Mit welchen Alltagsproblemen beim Digitaldruck gekämpft wird, berichtet Sebastian Birzele, Druckerei C.H.Beck. Auf Papierdickenschwankungen als Schwierigkeit bei dicken Büchern legte er den Fokus. Dies bewirke, dass sich die Bücher um mehrere Millimeter in der Stärke unterscheiden, was zu erheblichen Komplikationen im Produktionsablauf und einer hohen Verwurfrate führe. Vor allem in der Weiterentwicklung der Maschinen sehe er eine maßgebliche Lösung. Wie JDF bei einer schnellen und automatisierten Druckweiterverarbeitung im Digitaldruck helfen könne, erklärte Dr. Stefan Meissner von Vistaprint. Als Analogie nutzte er den bekannten IKEA-Pax-Schrank und erleichterte den Zuhörenden so das Verständnis des Job Definition Formats und wie man mit einem standardisierten System individuelle Lösungen erarbeiten könne. Florian Hirschhalmer, Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien, führte aus, dass die Klebebindeergebnisse von ungestrichenen Offsetpapieren mit speziellen Inkjetpapieren vergleichbar seien. Zusätzlich stellte er ein Forschungsprojekt zu diesem Thema vor, das die Prognose der Klebebindequalität mittels Papierkenngrößen ermögliche. Fazit: Bereits zwei leicht zugängliche Kenngrößen wie die Rauheit und das spezifische Volumen würden für die Vorhersage ausreichen.

Künstliche Intelligenz und Automatisierung

Wie verändern KI, Machine Learning und Big Data den Alltag von Druckereien? Auf die Anwendungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen der Druckbranche von der Vorhersage der Auftragseingänge zur Planung der Maschinenbelegung bis zur Steigerung des Auftragsvolumens ging die fünfte Session am zweiten Tag der Veranstaltung ein. Das Publikum erfuhr, wie vielfältig die Einsatzgebiete sind und welchen Nutzen die künstliche Intelligenz für Betriebe bringt.

Christian Haneke von Sattler Media Group stellte dar, wo für Druckereien die Anknüpfungspunkte für KI liegen. Eine kluge Nutzung könne gemäß Haneke einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Insbesondere in der automatisierten Entscheidungsfindung sehe er ein großes Potenzial. Er betonte aber auch die Relevanz der anonymisierten Datenweitergabe, um noch besseres maschinelles Lernen zu ermöglichen. Wie KI für die Auftragsplanung mittelständischer Druckereien genutzt werden könne, führte Dominik Haacke, mediaprint solutions aus. Im Rahmen eines groß angelegten Projekts hätte mediaprint solutions ein auf maschinellem Lernen basierendes Tool geschaffen, das den zu erwartenden Auftragseingang für ein Jahr im Voraus vorhersagen könne. Laut Haacke hätte sich die Investition mehr als rentiert, da die Resourcenplanung stark vereinfacht würden. Stefan Mail von Mail Druck + Medien präsentierte am eigenen Unternehmen, wie seine Druckerei mit maßgeschneiderten KI-Lösungen das Auftragsvolumen verzwanzigfachen konnte. Dazu setze er eine intelligente Produktion ein, die selbstständig entscheidet wie produziert würde und mit der Konfektionierung und dem Versand vernetzt sei.

Umsetzung von Sonderfarben

Sonderfarben sind insbesondere im Verpackungsdruck ein wichtiger Punkt und auch eine große Herausforderung für Druckereien. Wie diese im Digitaldruck nachgestellt werden können, erklärten die beiden Vortragenden des vorletzten Themengebiets.

Zunächst berichtete Henning Rose von Wegner am Beispiel von eigens hergestellten Farbfächern, dass sich Sonderfarben mit Digitaldrucksystemen sehr präzise und reproduzierbar auf unterschiedlichen Substraten simulieren lassen, sofern sie nicht außerhalb des Gamuts lägen. Weiterhin sei eine feine Rasterung für einen sauberen Ausdruck entscheidend. Inkjet und Tonerdrucker hätten dabei unterschiedliche Vorteile, welche auch abhängig vom Substrat seien. Kann der Digitaldruck im Flexodruck gedruckte Sonderfarben genau nachstellen? Mit dieser Frage beschäftigte sich Katharina Roeber, DFTA Competence Center Digitaldruck. Um zu einem guten Ergebnis zu kommen, müssten die gemessenen Zielfarbwerte des Referenzdrucks in das Farbmanagement der digitalen Reproduktion einfließen. Als problematisch gestalte es sich jedoch, wenn gerasterte Sonderfarben oder Sonderfarben im Übereinanderdruck wiedergegeben werden sollen.

Nachhaltiges Drucken

Den Schluss der Veranstaltung bildete der Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Aus diversen Perspektiven näherten sich die drei Referenten diesem an. Welche Aspekte gilt es hinsichtlich der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen? Wie unterscheiden sich Offset und Digital in Bezug auf ihren CO2-Fußabdruck? Und wie sieht es mit der Deinkbarkeit aus?

Digtialdruck hat zahlreiche Nachhaltigkeitspotenziale, aber auch Grenzen, sagte Mario Drechsler von Highendmedia. Er zeigte auf, dass CO2 als alleinige Kennzahl zur Bewertung nicht ausreicht, sondern dass Aspekte wie Energie, Recyclingfähigkeit genauso wie Verschleiß und Wartung von Maschinen mit einfließen müssen. Wie auch bei den Kosten sei die Nachhaltigkeit je nach Druckmethode von der Auflage abhängig.  Den Punkt CO2-Fußabdruck von Druckfarbe schaute sich Dr. Michael Has, Monopteros/INP Grenoble – Institute for Biomaterials genauer an. Hierbei kam er zu dem Schluss, dass sich im Offset- und Digitaldruck hergestellte Druckprodukte nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Ein wichtiger Aspekt sei die Flächendeckung der Druckfarbe, die maßgeblich Einfluss auf den Fußabdruck nimmt. Axel Fischer, INGEDE, setzte bei der Recyclierbarkeit an. Eine pauschale Aussage, ob der Digitaldruck deinkbar sei oder nicht, könne nicht getroffen werden. Das hinge ganz stark von den eingesetzten Materialien ab. Während hydrophobe Farbpartikel sowie der Einsatz von Primern sich positiv auswirke, komme es zu Problemen, sobald die Farbe als Film auf dem Papier liegt. Für verschiedene, am Markt befindliche Druckmaschinen, präsentierte er die Ergebnisse von Deinking-Versuchen.

Neben den interessanten Vorträgen gab es – wie immer bei den Fogra-Symposien – reichlich Möglichkeiten, sich untereinander auszutauschen und sich zu vernetzen. „Die spannenden Vorträge, der intensive Austausch mit Branchenkollegen und die vielen neuen Eindrücke haben mir wertvolle Denkanstöße für unsere tägliche Arbeit gegeben“, bestätigte auch Hans Schneider von Staudigl-Druck. In der angeschlossenen Ausstellung zeigten GMG, Hunkeler und Fujifilm ihr aktuelles Portfolio. Beim Stand der Fogra konnten die Ergebnisse des kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekts „Entwicklung eines prozessübergreifenden Druckqualitätsbewertungsverfahrens“ inspiziert werden. Auch das abendliche Get-together in einer bayerischen Alm am Münchner Ostbahnhof bot viele Gelegenheiten, so dass sich Teilnehmende sowie Referentinnen und Referenten in entspannter Atmosphäre informell und zwanglos unterhalten konnten.

Über den Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien e.V.

Die Fogra betreibt anwendungsorientierte Forschung auf den Gebieten der Druck- und Medientechnologien und konnte schon oft Standards für Prozesse und Qualitätsprüfun-gen schaffen. Die internationalen Mitglieder der Fogra sind Unternehmen aus dem ge-samten Branchenspektrum, von der Produktion von Print- und elektronischen Medien bis zum Anlagenbau. Die Fogra versteht sich als moderner Dienstleister, der aussagekräftige Prüfungen und Zertifizierungen durchführt, Unternehmen zu Qualitätsfragen berät und in fachlichen Streitfällen schlichtet. Ihr Kapital ist ein großes Fachwissen in Verbindung mit hoher technologischer Kompetenz und genauen Kenntnissen über aktuelle Entwick-lungen.

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