Gleich zwei Mal spielt dieses inzwischen weit, weit zurückliegende Jahr in den fünf Deals der Woche eine Rolle, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de jeweils eine Woche lang (Freitag, 21.09.18 – Freitag, 28.09.18) zum Sonderpreis zu haben sind – wenn auch in unterschiedlicher Weise. 1961 ist zum einen das Erscheinungsjahr einer utopischen Erzählung, die ihren Reiz nicht zuletzt aus der sprachlichen Wiederbegegnung mit der Originalversion von damals bezieht – „Asteroidenjäger“ von Carlos Rasch. 1961 ist aber auch das Jahr, in dem die Handlung des wie immer abenteuerlich und authentischen Fakten entsprechend geschriebenen Romans „Der Adjutant“ von Wolfgang Schreyer einsetzt. Er spielt im Polizeistaat des Diktators Trujillo. Eine Gruppe junger Offiziere will ihn stürzen …

In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und in Mittelasien spielt dagegen „Das Ende der Basmatschen“ von Heinz Kruschel. Es geht um heftige politische Auseinandersetzungen und – um Liebe.

Einen im Großen und Ganzen heiteren Roman hat Ulrich Völkel unter dem Titel „Auf der Brücke mit Marie“ geschrieben, auch wenn das Buch ganz anders beginnt und der Autor ihm einen merkwürdigen Untertitel gegeben hat – „Fünf Geschichten anstelle eines Romans“. Aber wahrscheinlich macht gerade das neugierig und Lust auf die Lektüre.

Am Ende dieses Newsletters wartet außerdem wieder ein Buch zum Supersonderpreis auf die Leserinnen und Leser.

Aber jetzt zunächst einmal nach Mittelasien in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts:

Bereits erstmals 1972 hatte Heinz Kruschel im Militärverlag der DDR Berlin sein Buch „Das Ende der Basmatschen“ herausgebracht: In den zwanziger Jahren, als die Basmatschen im sowjetischen Zentralasien, unterstützt von den Engländern, mit Terror und Mord einen muselmanischen Staat aufbauen wollten, kämpften Sawrija und Ulug nicht nur um ihre Liebe, sondern auch um das Leben des Dichters, das sie aber nicht mehr retten konnten. Gleich zu Beginn des Buches treffen wir Tamerlan in Taschkent, wo ihm Misstrauen entgegenschlägt:

1. Kapitel

Der Staub war überall in der Stadt, auf den Straßen und in der Luft. Ein böiger Wind wirbelte ihn auf. Es hatte monatelang nicht geregnet. Tamerlan ging schnell. Seit drei Tagen war er in Taschkent. Seit drei Tagen hatte er den Mullah nicht sprechen können. Ein ihm unbekannter Kirgise hatte die Botschaft an sich genommen und ihm gesagt, er solle warten. Misstrauten sie ihm?

Er wollte die Schwester mitnehmen, das musste der Mullah einsehen, die Schwester konnte nicht länger im Hause von Ungläubigen bleiben. Sie besuchte sogar eine ihrer Schulen, die in einem geschlossenen Hof untergebracht war. Nein, Sawrija gehörte zu ihm, er war nun das Oberhaupt der Familie, und Sawrija wusste das auch. Sawrija liebte ihren älteren Bruder. Und er liebte sie.

Viele Menschen waren auf den Straßen. Tamerlan achtete nicht auf sie. Die Frauen mit ihren Schleiern glichen stummen Larven. Manchmal sah er unverschleierte Frauen und wandte das Gesicht ab. In dem Menschenstrom, der zum Basar drängte, fühlte sich Tamerlan wohl. Er wechselte auch nicht die Straßenseite, wenn ihm eine Milizstreife entgegenkam.

Aber dann, hinter der Brücke, schrien gellend die Larven auf, sie waren nicht stumm, sie schrien und drängten sich verängstigt zusammen. Eine Frau, sehr jung, ein Mädchen noch, hetzte den Ständen der Händler und den Werkstätten der Handwerker entgegen, gefolgt von einem dicken Usbeken, dessen Turbanenden sich während des Laufes lösten. Der dicke Mann lief schnell. Er hielt ein Messer in der rechten Hand. Einen Augenblick lang dachte Tamerlan daran, ihm ein Bein zu stellen. Er überlegte zu lange. Der Mann war schon bei der Frau, packte sie am Haar und stieß das Messer in ihren Rücken. Einmal. Sie brach zusammen, ohne einen Schrei. Tamerlan trat heran. Die Frauen flohen kreischend.

Der dicke Mann stand teilnahmslos, das Messer in der Hand, die schlaff herabhing. Er stand und blickte auf die vor ihm liegende Frau. Seine Augen waren ausdruckslos und stumpf, er stand und starrte. „Sie hat das nackte Gesicht gezeigt“, sagte ein alter bärtiger Tadshike zu Tamerlan.

„Das tun schon viele“, sagte Tamerlan, „man kann sie nicht alle töten.“

„Aber sie war seine Frau.“

Andere widersprachen dem Alten. Eine Schande sei das, über zehn Jahre nach der Revolution, eine mittelalterliche Sitte. Einige Männer hatten einen Kreis um den Mörder gebildet, keiner von ihnen nahm ihm das Messer aus der Hand, sie umringten ihn nur und warteten auf die Miliz. Eine Greisin kniete nieder und streichelte das Gesicht der jungen Frau.

Tamerlan überquerte die Straße und stieg die Stufen zu der Medresse Kukeldasch hinauf. Bevor er in dem dunklen Eingang verschwand, drehte er sich um und sah, wie der dicke Usbeke von zwei Milizionären verhaftet wurde. Er leistete keinen Widerstand, gab das Messer hin und wurde abgeführt.

Einen Augenblick fühlte sich Tamerlan kraftlos und lehnte sich an die kühle Mauer. Er hatte Sawrija in jedem Jahr einige Male gesehen, aber immer nur für kurze Zeit, was wusste er schon von ihr? Was wusste er noch von ihr? Sie war kein Mädchen mehr, dem man Märchen erzählen konnte, sie war fünfzehn Jahre alt und heiratsfähig. Tamerlan sah noch zu, wie die junge Frau weggebracht wurde, einige Männer legten sie auf einen zweirädrigen Wagen und deckten sie zu.

Wenig später stieg er die enge, steile Wendeltreppe hinauf, die auf das Dach der blau verzierten Medresse Kukeldasch führte. Aber kein Mensch war oben. Und heute hatte er den Mullah erwartet. Er trat an die Brüstung. Unter ihm lag der Platz der vier Wasser. Die Geräusche der Feilschenden drangen schwach herauf, aber das Leben pulsierte auf dem Basar. Blumen, getrocknete Früchte, Grippekugeln, Geschirr, Brotfladen, Schaffleisch und Vögel wurden angeboten, ein Kampf zweier Hähne wurde vorgeführt. In holzverschalten Nischen saßen die Wiegenbauer und Bettschnitzer, hobelten und pinselten und versuchten, einander zu überschreien und die Käufer anzulocken. Nur die Kupferschmiede hockten still und stolz vor ihren kleinen Feuern und konzentrierten sich ganz auf die Arbeit: aus einem Stück einen Krug anzufertigen.

Hinter sich vernahm Tamerlan ein Geräusch. Er wandte sich um. Ein beinamputierter Mann, der auf einem flachen Karren saß, befand sich auf dem Dach. Eine Weile sahen sich die beiden Männer an. Der Krüppel war von einem Alter, das man schwer bestimmen konnte, ein hagerer Mann mit eingefallenem Brustkorb, einer ledernen Haut und pockennarbigem Gesicht. Er war wie ein Bettler gekleidet, sein Chalat war zerlumpt, der Turban von schmutzigem Grau. In Buchara hatte Tamerlan Hunderte von Krüppeln gesehen, in der wundersamen Stadt erhofften sie Heilung und Trost.

„Du bist Tamerlan?“

Keine Antwort. Der Krüppel zeigte ihm die grüne, dünne Scherbe eines glasartigen Steins. Er war im Aufträge des Mullahs da.

„Ja.“

„Der Friede sei mit dir.“

„Wie heißt du?“

„Nenne mich Pulad Ikramow.“

„Warum will mich der Mullah nicht sprechen?“

„Er hat mich beauftragt.

Tamerlan spürte Zorn in sich aufsteigen, und er hatte Mühe, nicht unhöflich zu werden. „Ich wollte ihn sprechen.“

„Du bist mit diesem Fremden gekommen …“

„Ist er etwa verdächtig?“

„Ja. Und er ist dein Freund.“

„Das stimmt. Er hat mir in der Wüste das Leben gerettet. Und höre zu, Pulad Ikramow oder wie du heißen mögest: Georgi Urasarjew war Kadett und Offizier, er ist unter falschem Namen von Russland bis Taschkent gekommen, nicht fliehend, sondern kämpfend. Er will zu uns, er sucht uns, wo soll er denn hin? Dass ich noch lebe, verdanke ich ihm. Ich musste mein Pferd erschießen und hatte kein Wasser mehr, mitten in der Wüste …“

„Das wissen wir schon, Tamerlan.“

„Na also. Stellt ihn auf die Probe.“

„Das werden wir. Er ist kein Russe?“

„Nein. Er ist in Usbekistan geboren, seine Eltern haben in Moskau gelebt, dort ist er aufgewachsen.

„Du willst deine Schwester mitnehmen?“

„Sie gehört zu mir.“

„Soll sie mit dir in die Berge gehen?“

Wie ein Verhör, dachte Tamerlan unwillig. „Später vielleicht“, sagte er, »zuerst soll sie in Buchara bei guten Freunden bleiben.“

Der Krüppel nickte zustimmend. „Hier wohnt sie in einem Ui, die Leute sind einfach, aber sie sind gegen uns. Ihre Tochter spielt sogar Theater und hat den Schleier abgelegt. Willst du deine Schwester verheiraten? Oder verkaufen?“

„Davon kann keine Rede sein“, sagte Tamerlan barsch, „und es hat dich auch nicht zu interessieren. Werde ich den Mullah noch sehen?“

„Kaum.“

„Soll ich keine Antwort mit zurücknehmen?“

„Du wirst nicht allein reiten. Ihr brecht morgen Nacht auf.“

„Wohin?“

„Du wirst es erfahren.“

Tamerlan fragte nicht weiter. Er spürte, dass der Krüppel das Gespräch beenden wollte. Er ärgerte sich. Seit Jahren war er bei den Basmatschen in den Bergen, seit Jahren vertrauten ihm sogar Busruk Hodscha, Abdullah und Ibrahim Beg. Er hatte selber Gruppen in den Kampf geführt – dieser Bettler aber, der das Recht hatte, ihn auszufragen, misstraute ihm.“

Erstmals 1961 erschien im Verlag Neues Leben Berlin die Wissenschaftlich-fantastische Erzählung „Asteroidenjäger“ von Carlos Rasch. Das E-Book präsentiert das Buch in der Originalfassung, die auch als literarische Vorlage für den in Koproduktion mit Polen entstandenen und erstmals am 6. Dezember 1970 im Berliner Kino „Kosmos“ gezeigten DEFA-Film „Signale – Ein Weltraumabenteuer“ (Regie: Gottfried Kolditz) diente: Das Raumschiff AJ-408 trifft mit seinen 37 Besatzungsmitgliedern bei den Asteroidenjägern ein. In dem Trümmergürtel zwischen Mars und Jupiter haben sie zehn Monate Dienst. In dem ihnen zugewiesenen Segment vernichten sie Meteoriten und installieren Funkwarnfeuer auf Asteroiden und Planetoiden. Zwei Wissenschaftler an Bord suchen und erforschen außerdem Antiteilchen. Der anstrengende Dienst sieht fast nach Routine aus, doch dann nähert sich ihnen ein unbekanntes Raumschiff, das auf keinerlei Signale reagiert. Außerdem hat der Funker seit längerer Zeit regelmäßig fremde Funksignale aufgenommen, die er nicht entschlüsseln kann. Kommt das unbekannte Raumschiff von einem Planeten eines anderen Fixsterns? Sind sie die ersten, die Kontakt mit Außerirdischen haben werden? Das Buch löst außerdem einige offene Fragen aus der Science-Fiction-Erzählung „Der Untergang der Astronautic“. Erleben wir die Ankunft von AJ-408 im neuen Operationsgebiet:

Der 520. Sonnenkreis

Der Funkspruch des Astro-Kommodore – In der Gemeinschaftskabine „Raum der Ethik“ – Der Pilotron – Vorstoß zur Ekliptik – Die Prüfung – Filitra Goma – Radaralarm

AlIe siebenunddreißig Mitglieder der Besatzung hatten sich im Zentralposten, der Kommandozentrale im Vorderteil des Raumschiffes, versammelt. Auf den Gesichtern lag der Ausdruck gespannter Erwartung. Der erste Höhepunkt der Raumreise stand bevor: das Eintreffen bei den Asteroidenjägern.

Als letzter betrat Kommandant Axel Kerulen, ein kräftiger, nicht allzu großer Mann, den hohen, leicht gewölbten Raum. Er warf einen kurzen prüfenden Blick auf die wichtigsten Kontrollinstrumente des Pilotrons, des automatischen Astropiloten. Der Flug verlief planmäßig. Zufrieden ging der Kommandant zum Funk- und Radarpult. „Unser Raumschiff wird in vierzig Minuten seine Einsatzposition erreichen", sagte er halblaut zu Norbert Franken, dem Funkoffizier. „Senden Sie unser Rufzeichen und stellen Sie die Verbindung mit der Leitrakete her.“ Franken richtete sich rasch in seinem Arbeitssessel auf. Seine langen, schlanken Finger bedienten schnell und sicher eine Anzahl Knöpfe und Tasten.

Aus den in Gruppen beisammenstehenden Besatzungsangehörigen, Männern und Frauen, hatten sich beim Erscheinen des Kommandanten der Ingenieur für die Triebwerke und der Navigator gelöst, um ihre Plätze am Triebwerkspult und am Navigationspult einzunehmen. Die leisen Gespräche verstummten. Stille breitete sich in der Kommandozentrale aus.

Norbert Franken konzentrierte sich auf seine Geräte. Er wusste, aus dem Rumpf der Rakete waren soeben kleine Richtantennen automatisch ausgefahren worden. Sie kreisten langsam und suchten, entsprechend den Angaben, die er der Funkautomatik erteilt hatte, ihr Ziel: den Sender der Leitrakete AJ-401. Auf dem Suchschirm erschien links unten ein helles Fünkchen, das in einem steilen Bogen zur Mitte wanderte. Dort verharrte es. Die gesuchte Funkquelle war gefunden. Sofort schaltete sich der Verstärker ein. Das Fünkchen wuchs schnell an und löste sich in die scharf gezeichneten Buchstaben „AJ-401“ auf. Dabei meldete sich gleichzeitig eine zunächst noch schwache und undeutliche Stimme, die aber zusehends klar und laut wurde: „Hier AJ-401, Leitrakete der vierten kosmischen Flottille!“ Die Stimme wiederholte einige Male diesen Satz, bis über dem Suchschirm ein gedämpftes grünes Licht aufleuchtete. Die Verbindung war hergestellt. Die Funkautomatik der viele Millionen Kilometer entfernt fliegenden Leitrakete hatte den Anrufer gefunden und sich auf ihn eingestellt.

„Hier AJ-408“, meldete sich der Funkoffizier. „Hier AJ-408! Meldung an den Leiter der Flottille: AJ-408 erreicht Operationsgebiet. Wir erbitten Einweisung in den Verband.“

„Hier AJ-401. Der Kommodore der Flottille bittet Kommandant Kerulen um die Fluginformation", antwortete die Leitrakete.

Die fast gedrungene Gestalt des Kommandanten beugte sich leicht über das Mikrofon. Sein Blick verriet innere Sammlung und Konzentration. „Hier AJ-408, Kommandant Kerulen. Ich melde Ihnen, Genosse Astro-Kommodore, unser Eintreffen im Operationsgebiet. Die Besatzung ist wohlauf. Das Schiff ist einsatzbereit, die technischen Einrichtungen funktionieren einwandfrei. An Bord befinden sich die befohlenen Sonderausrüstungen zur Vernichtung von Meteoriten sowie montagefertige Apparaturen zur Errichtung von Funkwarnfeuern auf Asteroiden und Planetoiden. Besatzung und Schiff sind für die Dauer von zehn Monaten Ihrem Kommando unterstellt. Die für diese Zeit notwendigen Vorräte an Wasser, Luft und Lebensmitteln sind entsprechend den kosmischen Sicherheitsvorschriften in doppelter Menge vorhanden. Die Vorräte an spaltbarem Material zur Erzeugung von Energie für die Triebwerke und die Gravitationsmaschinen sind in dreifacher Menge eingelagert. Unsere gegenwärtige Geschwindigkeit beträgt, auf die Sonne bezogen, genau 45 Kilometer in der Sekunde. AJ-408 hat zum festgesetzten Zeitpunkt die Basis auf dem Mars in Richtung Jupiterbahn verlassen. Der Anflug zu unserem Operationsgebiet zwischen Mars- und Jupiterbahn verlief ohne besondere Vorfälle. Anschließend wird Ihnen, Kommodore, unsere Besatzungsliste mitgeteilt. Sie werden auf ihr bewährte Mitarbeiter vorfinden, die bereits das zweite und dritte Mal im Kosmos an der Lösung unserer gemeinsamen Aufgabe teilnehmen.“

Der Kommandant machte eine kleine Pause. Er wandte sich nach den im Hintergrund des Raumes wartenden Besatzungsmitgliedern um und lächelte einigen von ihnen ermutigend zu, bevor er in seinem Bericht fortfuhr: „Ich möchte jetzt aber vor allem vier Besatzungsmitglieder nennen, die zum ersten Mal in ihrem Leben unseren Heimatplaneten, die Erde, verlassen haben. Es sind dies die Chemikerin Filitra Goma aus dem südamerikanischen Kulturbereich, der Elektroneningenieur für die Steuer- und Regeltechnik Rai Raipur aus dem indischen Kulturbereich, der Japaner Kioto Yokohata, Pilot für die kleine Aufklärungsrakete, aus dem fernöstlich-asiatischen Kulturbereich, und der Mathematiker Oulu Nikeria aus dem zentralafrikanischen Kulturbereich. Besonders diese jungen Kosmonauten sehen mit großer Ungeduld der ersten Begegnung mit Meteoriten und ihrer Bekämpfung entgegen. Ich schließe damit meinen Bericht und erwarte Ihre Angaben.“

Während der Funkoffizier das Elektronenband mit der Besatzungsliste aus dem Funkspeicher zur Leitrakete überspielte, machte sich im Zentralposten eine steigende Spannung bemerkbar. Alle Kosmonauten ersehnten nach Jahren der Vorbereitung und nach Monaten des Anfluges von der Erde bis zum Mars und dann weiter darüber hinaus einen Auftrag, der der aufgespeicherten Tatkraft freien Spielraum gab. Sie alle wussten, dass solch ein Auftrag, so feierlich er ihnen auch diesmal übergeben werden würde, im Grunde genommen nur in wenigen sachlichen Worten bestand; denn unter den Weltraumfahrern war es selbstverständlich und oft geradezu lebensnotwendig geworden, nur kurze und präzise Hinweise und Mitteilungen auszutauschen.

„Gruß unserer Erde!“, klang es ernst und feierlich aus unsichtbaren, geschickt verborgenen Tonträgern. Das war der Gruß der Kosmosfahrer, den der Kommodore von seiner Leitrakete aus mit ruhiger fester Stimme der Besatzung des Raumschiffes entbot. „Gruß unserer Erde“ – diese drei Worte enthielten die ganze Sehnsucht und Liebe der Menschen im Kosmos zu ihrem schönen, fernen Heimatplaneten. „Ich heiße euch, Ingenieure und Wissenschaftler des Asteroidenjägers AJ-408, im Namen aller Angehörigen unserer Raketenflottille im Operationsgebiet herzlich willkommen. Mein besonderer Gruß gilt den vier jungen Kosmonauten, die sich nach reiflicher Überlegung sicher nicht ohne Grund unserer schwierigen Expedition angeschlossen haben. Wir erfüllen hier im Kosmos, fern von unserem Heimatplaneten, als Teil eines großen umfassenden Weltraumsicherungsdienstes eine wichtige Pflicht. Indem wir im Bereich der Meteoritenströme zwischen Mars und Jupiter den interplanetaren Raum nach besten Kräften von den Trümmern eines vor undenklichen Zeiten geborstenen Planeten säubern, helfen wir die Meteoritengefahr, die schrecklichste aller Gefahren der Raumfahrt, vermindern. Unsere Hauptaufgabe ist es, Asteroiden, vom Felsbrocken bis zum Planetoiden, aufzuspüren und sie mit Funkwarnfeuern auszustatten. Nebenbei vernichten wir alle Meteoriten, vom Sandkorn bis zum feldsteingroßen Raumgeschoss, soweit sie uns zufällig begegnen.

Unsere Flottille besteht gegenwärtig aus einundzwanzig Raketen. Wir haben zwischen dem 480. und dem 520. Sonnenkreis eine Suchkette gebildet. Der Abstand von Rakete zu Rakete beträgt 2 Millionen Kilometer. Die Geschwindigkeit der Flottille liegt im Mittel bei 15 Kilometer pro Sekunde. AJ-7 408 wird AJ-417 auf dem äußersten erdfernsten Kreis ablösen. AJ-417 ist von eurem Eintreffen unterrichtet. Die Flottille sendet ihr nächstes gemeinsames Peilzeichen für Erde und Mars zur nächsten kosmischen Zeit, das ist übermorgen von 0.00 Uhr bis 0.15 Uhr. — Bestätigen Sie die Einnahme der neuen Position auf dem 520. Kreis und damit Ihre Ankunft bei der vierten kosmischen Flottille auch dem B. d. A. — Ich wünsche meinen Kameraden von AJ-408 einen vollen Erfolg.“

Die Stimme des Kommodore war verklungen. Norbert Franken bestätigte den Empfang der Sendung. Dann erloschen die Buchstaben „AJ-401" auf dem Funksuchschirm. Auch das grüne Signal darüber verglomm. Auf dem Rumpf der Rakete versanken wieder die Antennen in den Leib des Schiffes. Die Arbeit konnte beginnen.“

Erstmals 1971 veröffentlichte Wolfgang Schreyer im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig seinen Roman „Der Adjutant“ – den ersten Band seiner Trilogie „Die Dominikanische Tragödie“, der und 1980 die Bände „Der Resident“ und „Der Reporter“ folgten: Santo Domingo, Frühjahr 1961: eine Handvoll junger Männer -Offiziere, Söhne der Reichen – will den Diktator Trujillo stürzen. Dessen Herrschaft aber ist perfekt gesichert, in 31 Jahren versteinert. Kann ein Putsch in diesem Polizeistaat glücken? Im Mittelpunkt steht Juan Tomás, des Diktators 1. Adjutant. Aufgewachsen unter Trujillo und fest eingefügt in den Alltag des Regimes, das System der Korruption, totaler Kontrolle und befohlener Verehrung, löst er sich innerlich daraus erst, als man ihn nötigt, im Namen der Staatsräson seine Liebste zu verlassen, heuchlerische Texte zu schreiben und dem Chef ein Mädchen zuzuführen, das sich dem widersetzt. Gezwungen, Menschen zu vernichten, will Tomás durch die Tat sein Prätorianerdasein beenden. Er will das Beste für sein Land. Was wollen seine Gefährten? Das Buch schildert die Verschwörung, deren Ursachen und Folgen minutiös nach Dokumenten und der Erinnerung von Augenzeugen. Es führt in die bizarre Welt einer Bananenrepublik: vom Nationalpalast, der prunkvoll-barbarischen Machtzentrale, in den uralten Stadtkern, das Villenviertel und den Hungergürtel der Metropole, an Sandstrände, in Kirchen, durch Zuckerrohrfelder zu heimlichen Rendezvous, in Armeestäbe, in die US-Botschaft und das Haus der Mätressen bis zum Ort des historischen Attentats. Zwischen Spitzeln und Ministern, Star-Journalisten und Oppositionellen, der Millionärstochter Cindy und der Schauspielerin Angelique, zwischen aufrechten und zerbrochenen Menschen sucht Tomás seinen Weg – zwischen Ehrgeiz und Freundschaft, Hass und Liebe, Irrtum und Einsicht. Der Verfasser hat in jenen Jahren mehrfach Kuba bereist und das Geschehen auf der Nachbarinsel nach dem Zeugnis dominikanischer Emigranten festgehalten. Gestützt auf solche Erfahrungen erzählt er das Ende der Ära Trujillo ohne eine Spur von Schwarzweiß. Deutlich werden die Zwänge, die alle Akteure treiben und doch hemmen, ihr Werk fördern, entstellen oder scheitern lassen. Ein Hauch von Ironie und Tragik durchdringt diesen Roman. Wir treffen die Hauptfigur, Hauptmann Juan Tomás, beim Aufwachen:

Erstes Kapitel

1

Als Hauptmann Juan Tomás erwachte, fiel ihm Angelique ein: die funkelnden Augen, der vibrierende Körper, die bernsteinfarbene Haut. An ihren Zunamen erinnerte er sich nicht. Ein französischer Name; er musste auf dem Programmzettel stehen. Für halb neun hatte er sie in den Palast bestellt, zu einem der Gespräche, die sich in gewissem Abstand wiederholten – alle drei oder vier Monate, mit wechselnden Partnerinnen. Anfangs hatten sie ihn amüsiert, und es war noch immer eine Abwechslung im Dienst. Trotzdem wollte er nicht daran denken. Es gab weiß Gott Wichtigeres als diese Mädchen.

Er hörte die Zeitung durch den Briefschlitz fallen, ein angenehmer Laut, satt und zivil. Seit seiner Ernennung zum Chef des Adjutantenkorps genoss er das Vorrecht der Stabsoffiziere, privat zu wohnen. Nicht mehr der Kasernengeruch, die Karabiner auf dem Korridor, kein Pfeifen, kein Trompetenstoß. Dafür die Huptöne vom Parque de la Independencia, die Glocken der Kathedrale und das Schiffstuten vom Río Ozama… Selbst auf die Dienste seines Burschen hatte er verzichtet. Druckfrisch roch „El Caribe“, die beste Zeitung des Landes. Tomás überflog den Leitartikel; er behandelte den geistig-moralischen Aspekt der Krise. Tirados Stilkunst in Ehren, doch dazu war nichts Neues mehr zu sagen, sofern man (wie es stets geschah) die wirtschaftlichen Folgen beiseite ließ. Tomás blätterte um und fand diese Notiz: „Papst Johannes XXIII. ist gestern beim Besteigen des Podiums des päpstlichen Thrones im Vatikanpalast, wo er eine Audienz abhielt, auf der siebenten Stufe gestürzt. Seine Heiligkeit fiel auf die Hände und richtete sich mit Hilfe des Majordomus und des Geheimkämmerers wieder auf. Der Papst scheint keine Verletzung davongetragen zu haben, und die Audienz fand statt, wie von vatikanischer Seite mitgeteilt wurde.“

Das war natürlich Tirados Hand. Aus der Nachrichtenfülle wählte er unfehlbar dies und setzte es auf Seite zwei, mit der Überschrift: „Papst glitt aus vor seinem Thron“. Das Oberhaupt der Kirche wurde sanft verhöhnt, glatt, unangreifbar! César Eduardo Tirado – ein Journalist von Rang, auch wenn er morgen auf höheren Wink jeden anderen ebenso geschickt herabsetzen würde, sei es nun Lopez Mateos, Quadros oder Kennedy. Er schrieb immer amüsant. In der Kaserne hatte Tomás mit seinen Kameraden „La Nación“ gelesen, das Staatsorgan – sehr eintönig, steif wie die Handelszeitung „Diario del Comercio“ und zähflüssig wie der ehrbare „Mensajero Cristiano“, das Blatt des Erzbischofs. „La Nación“ hatte er gründlich satt. Über Sport, Mode, Kriminalität und die feine Gesellschaft schrieb das Staatsorgan so wenig wie über Streiks und Revolten im Ausland, ein Thema, das auch die anderen Blätter mieden. „Wir befassen uns lieber mit den positiven Seiten im Leben der Völker“, hatte Tirado kürzlich dazu erklärt, in seinem „Caribe“, den Tomás bei aller Einschränkung mit Vergnügen las… Er vertiefte sich in die Lokalnachrichten, doch seine Gedanken schweiften ab.

Arme „Nación“! Es hieß, Rafael Trujillo selbst greife in die Gestaltung ein. Mitunter strich er in letzter Minute einen Artikel und ersetzte ihn durch selbstverfasste, längst bekannte Texte, die er dem Volk einzuprägen wünschte. „Wenn ein Mann an deinem Haus vorbeigeht, der die geltende Ordnung ändern will, so zeige ihn an“, forderte der letzte Leitartikel, der Tomás erbittert hatte. „Es ist der böseste aller bösen Menschen. Der Verbrecher, der im Gefängnis sitzt, hat jemanden umgebracht oder etwas gestohlen. Aber der Kommunist will alle Menschen umbringen, die er trifft, und alles stehlen, was er finden kann, auch das, was dir und deinem Nachbarn gehört. Er ist dein schlimmster Feind…“ Wahrlich, simpler ging es nicht. Man war bei Gott kein Freund der Roten, doch es lag ja auf der Hand, dass in Russland niemand mehr am Leben wär, wenn der Kommunist jeden umbrachte, den er traf, und alles stahl, was er fand. Da hatte der Chef zu sehr vereinfacht.

Manches verbesserte Trujillo aber auch. Byzantinische Schnörkel, die seinem Sinn für militärische Kürze zuwiderliefen, straffte er eigenhändig. Er hasste ja trotz allem Kriecherei. Aus der Floskel „Der Wohltäter des Vaterlandes, Generalissimus Dr. Rafael Leonidas Trujillo Molina, erwähnte in seiner erleuchteten und transzendentalen Ansprache…“ war seit geraumer Zeit „Generalissimus Rafael L. Trujillo sagte in seiner bedeutenden Rede…“ geworden. Allzu blumige Wendungen („Wir geben den Inhalt der Worte des Wohltäters wieder, so wie wir ihn von seinen erhabenen Lippen pflücken durften“) waren ganz verschwunden. Dennoch blieb das Staatsblatt langweilig wie der Kirchenbote, der gemäß Artikel XXVI des Konkordats jeden Sonntag ein Gebet für den Generalissimus druckte – dafür von anderer Werbung freilich absah, bis auf Annoncen für Mineralwasser, fromme Bücher oder Kunstsalons.

Gewiss, die übrigen Zeitungen boten nicht viel mehr. Ihre kritischen Beiträge zielten stets aufs Ausland und ähnelten einander. Sie waren allesamt mild wie der Koitus eines Kardinals, wie man im Offizierskorps scherzhaft sagte. Wer nur die Presse las und einheimische Sender hörte, der erfuhr zum Beispiel nie, dass die Organisation Amerikanischer Staaten ihrem törichten Waffenembargo und dem Boykott des dominikanischen Zuckers auch noch eine Ausfuhrsperre für Erdöl, Treibstoff, Lastwagen und Ersatzteile hinzugefügt hatte. Vielmehr musste er der Meinung sein, die Regierung Kennedy lasse nur eine Anstandsfrist verstreichen, um die Handelssperren der Ära Eisenhower endlich aufzuheben. Diesen irrigen Eindruck erweckte nicht nur „La Nación“. Tatsächlich verfälschte die ganze dominikanische Presse Erklärungen Kennedys und erst recht Chruschtschows, indem sie das meiste einfach wegließ. Von Castros Reden nahm sie gar nicht erst Notiz. Ihr Informationswert war beschränkt, Tomás wusste und bedauerte es; an ihre Gleichförmigkeit hatte er sich wie jedermann gewöhnt. Umso mehr bewunderte er Tirado. Welch ein Kunststück, das Einerlei aufzulockern und eine flotte Zeitung zu machen, mit lebhaftem Lokalteil, schwarzer Chronik, Klatschspalte und Glossen, die manchmal die Zensurgrenze streiften! Neulich hatte er sogar einfließen lassen, dass es Leute gäbe, die da glaubten, „La Nacíon“ sei außerstande, dem Trujillismus Stimme und Gewicht zu verleihen. So gewagte Sachen las man gern.

Tomás warf die Zeitung weg. Er beneidete Tirado nicht um sein Talent. Wie viel Geist und Ausdruckskraft auf Politik vergeudet!… Im Bad vergaß er ihn ganz. „Heute ist Montag der siebzehnte April“, hörte er den Rundfunksprecher sagen, und dann meldete La Voz Dominicana die Landung bewaffneter Emigranten auf der Nachbarinsel Cuba. Juan Tomás schloss sofort die Dusche. Schon am Sonnabend, nach dem mysteriösen Luftangriff auf die cubanischen Flugplätze, hatte er derartiges erwartet. Nun erfüllte ihn kalte Spannung. Da der Sender weiter nichts brachte, schob er den Skalenknopf weiter. Im nordamerikanischen Rundfunk verlas man einen Aufruf der Exilcubaner: „Vor Morgengrauen haben cubanische Patrioten in den Städten und im Gebirge die Schlacht zur Befreiung unseres Vaterlandes von der despotischen Herrschaft Castros…“ In was für Städten, in welchem der Gebirge? Tomás verschüttete Kaffeebohnen, so viel Ungenauigkeit machte ihn krank.

Radio Habana sagte: „Seit zwei Uhr nachts greifen Landungstruppen vom Meer und aus der Luft verschiedene Punkte des nationalen Territoriums im Süden der Provinz Las Villas an…“ Miliz und Revolutionsarmee hätten den Kampf aufgenommen. Es herrsche Ausnahmezustand. Jeder solle an seine Arbeit gehen. Dann schmetterte Marschmusik. Aus. Das war alles. Von der Invasionsküste keine Einzelheiten. Vermutlich hatten beide Seiten eine Nachrichtensperre verhängt, wie im Kriegsfall üblich.

Hauptmann Tomás aß rascher als sonst. Der Kampf trug sich tausend Meilen westwärts zu, er ging ihn im Grunde nichts an. Die Dominikanische Republik war unbeteiligt, Alarmbereitschaft würde es nicht geben. Dennoch fand er keine Ruhe mehr, bis er den Ausgang kannte. Und das war sehr natürlich, so reagierte auch ein Arzt, der von einer gewagten Operation erfuhr – auf seinem Fachgebiet, in einem fremden Land.

Tomás fuhr im Lift hinab und tauchte in das Gewimmel der Conde-Straße. Himmel, im letzten Sommer hatte die Landungsbrigade von hier, von dieser Insel aus, aufbrechen wollen! Ein paar tausend Exilcubaner waren damals in der Dominikanischen Republik versammelt, und er, Tomás, hatte helfen sollen, sie zu schulen – als einer der beiden Spezialisten für Guerilla- und Landeaktionen, die die Armee hatte. Doch dann war der Plan zurückgestellt worden, hatte sich alles zerschlagen. Die Anfeindungen, denen das Land ausgesetzt war, machten es unmöglich. Umsonst hatte er sich auf diese Aufgabe gefreut. Die Camps im Landesinneren waren geschlossen, die Emigranten ausgewiesen worden; und jetzt schlugen sie los! Mit welchem Erfolg? Er hoffte, im Dienst mehr zu erfahren.

Das Straßenbild war wie sonst. Der Fahrzeugstrom trieb um den Ring am Parque de la Independencia, wirbelte alte Lotteriezettel auf. Keine Zeitung hatte ein Extrablatt gedruckt. Das taten sie doch sonst, wenn es einem Erzfeind an den Kragen ging… Es war wohl noch zu früh. Auf den verwitterten Quadern des Conde-Tors schimmerte der Tau. Hier am Ostrand des Parks verlief vor hundert Jahren die Stadtmauer von Santo Domingo. Jetzt ruhten dort im Schrein der Nation die drei Befreier Duarte, Mella und Sánchez. Den Weg von seinem Appartementhaus zum Nationalpalast ging Tomás stets zu Fuß. Er liebte das Geschäftsviertel um diese Zeit, den Geruch der frisch besprengten, noch schattigen Plätze, den Anblick der altersgrauen Kirche und der modernen Gebäude, die nach den Verheerungen von 1930 errichtet worden waren. Ihn erfrischten der Auto- und Kaffeedunst, die Automatenmusik aus den Cafeterias. Wenn er frühmorgens durch die Menge schritt, mit anderen die Straße überquerte oder manchmal ein Glas Limonade trank, fühlte er sich den Menschen nahe. Ein romantischer Impuls, gewiss. Doch war dies nicht das Volk, aus dem Männer wie er herausgehoben waren, um es zu schützen? Ohne die Armee würde es in Anarchie und Chaos versinken, von dem feindlichen Nachbarn Haiti ganz zu schweigen. Auf die ockergelbe Fassade des Teatro Sánchez warf eine Königspalme gefiederte Schatten. Die falschen ionischen Säulen hatten dem Hurrikan leider widerstanden… Er dachte an Angelique und spürte ein schwaches Unbehagen. Woher mochte es rühren? Noch immer entsann er sich nicht ihres Namens; er sah nur ihre Hände, die schlanken Arme, den zuckenden, schmalen, doch gar nicht zerbrechlichen Leib wieder vor sich und fühlte unklaren Widerwillen. Scheute er die zweite Begegnung, das kleine Gespräch, diese Routinesache? Fürchtete er sie etwa, die schwarzen Augen, die auf der Bühne reizvoll gesprüht und ihn nachher so ernsthaft gemustert hatten? Ach, es hatte nichts mit ihr zu tun.

Er bekam es eben satt, diese Pflanzertöchter, Offiziersfrauen, Karnevalsschönheiten, Stewardessen oder Schauspielerinnen einzuführen und vorzustellen – Damen aller Hautfarben, die den Palast in einen Kalifenharem verwandelt hätten, wären sie gleichzeitig dort erschienen. Zum Glück aber kamen sie einzeln, so dass es auszuhalten war.“

Erstmals 1973 brachte Ulrich Völkel im Militärverlag der DDR Berlin „Auf der Brücke mit Marie. Fünf Geschichten anstelle eines Romans“ heraus: Wussten Sie schon, dass ein Admiral kommt, wenn Sie auf drei Fingern pfeifen? Ehrlich gesagt, es klappt auch nicht immer – meistens muss man zweimal pfeifen. Aber der Matrose Sauernig schafft es auf Anhieb. Dabei möchte er gar nicht so einen sauertöpfischen Namen haben und viel lieber die Reporterin Fröhlich heiraten, denn nach dem neuen Familiengesetz … Doch erst einmal fällt er ins Wasser, und das ausgerechnet in Gegenwart des Admirals. Aber sonst ist dies ein heiterer Roman. Er handelt von einem Bürgermeister, der während der Predigt „Bravo!“ ruft, und Cäcilie Feldmann will mit ihrem Lottogewinn eine neue Straße bauen. Ihr Sohn ist Maat bei der Volksmarine, die Antiquitätenfirma Musch & Meier kauft alte Hutschachteln, und auch sonst passiert allerhand … Der Beginn dieses Buches ist allerdings zunächst weniger heiter:

Die Stunden der Sonntage

Sie waren neunzehnhundertfünfundvierzig aus Stettin geflohen; einer Stadt, die schon lange Szczecin heißt. Mutter zog den Tafelwagen, auf dem die geringen Habseligkeiten verstaut lagen, und obenauf saß der Junge. Großvater schob. Manchmal den Wagen, manchmal mit Zigaretten. Beides war früher nie seines Standes gewesen, Herr Rittmeister a. D.; denn sie flohen vor den „menschenfressenden Russen“, den „Frauen vergewaltigenden Bolschewiken“. Flohen aus ihrer Stadt heim ins Reich. Sie gehörten zu denen, die das Orakel falsch gedeutet hatten, wonach sie ein großes Land zerstören würden, wenn sie seine Grenzen überschritten. Sie waren nicht darauf gekommen, zur rechten Zeit, dass es ihr eigenes Land sein könnte. Der Herr Rittmeister kam nicht darauf, nicht sein Sohn, der Oberleutnant, und dessen nunmehrige Witwe Cäcilie Feldmann auch nicht. Zusätzlich einige Millionen, die jetzt alle durch das Land Deutschland flohen (oder was noch davon da war) und viel Elend sahen.

Dennoch wurde Werners fünfter Geburtstag gefeiert, und sie lebten in Saus und Braus. Da war nämlich unterwegs ein Proviantamt gestürmt worden. Frau Oberleutnant entwickelte bei der Gelegenheit sehr praktische Fähigkeiten. Sie schmiss, was sie entbehren konnte, vom Wagen und lud statt dessen Käserollen auf, groß wie ein Karrenrad, und Würste und Zucker und Mehl. Viel war es trotzdem nicht, was sie mitschleppen konnten. So wurde wieder einmal sichtbar, wie gut dran ist, wer reich ist und gesund. Denn die vermögenden Bauern der Umgegend kamen mit großen Leiterwagen vorgefahren und luden auf zu Zentnern, was sie bald gegen Bettwäsche, gegen Gold und Schmuck der hungrigen Städter eintauschen konnten nach dem Wechselkurs der Zeiten: ein Goldring – ein Sack Kartoffeln.

Das war ein Leben! Werner erinnerte sich noch lange an diese wunderbaren Wochen. Man fuhr durch das große Land, saß auf dem Tafelwagen zwischen Wurst und Fliegerschokolade, die Vögel tirilierten den Frühling zusammen, und nur noch selten brach ihr Lied ab, weil sich ein schnelles Stück Eisen verirrt hatte, das eigentlich einen Menschen treffen sollte. Warum bloß jammerten die Erwachsenen? Großvater wurde sogar zärtlich in seinem Kummer. Er sah Werner an und sprach: „Du wirst uns rächen, mein Junge. Du wirst ein deutscher Soldat werden, wie dein Vater und dein Großvater es waren. Deutschland setzt alle Hoffnung in deinesgleichen.“

Werner setzte zunächst alle Hoffnung auf seinen Geburtstag. Gefeiert wurde mit Opas vaterländischer Ansprache. Mutter hatte ein Stück richtige Seife organisiert. Das fand Werner weniger lustig, weil man sich damit waschen musste. Den wahren Wert entdeckte er erst, als er feststellte, womit sich andere wuschen. Fingernagelgroß vertauschte er das Geschenk fürs Seifenblasen gegen Würfelzucker, Knöpfe, Taschenmesser und Zigarettenbilder. Es waren herrliche Zeiten angebrochen. In Stettin hatte man längst nicht so gut Geburtstag feiern können. Im Proviantamt hatten sie auch ein paar kleine Tafeln Wachs mitgehen lassen, das nahm Mutter zum Braten. Einen Kochtopf besaßen sie und eine Pfanne. Großvater baute aus Feldsteinen einen Ofen. Und wenn sie sich irgendwo Kartoffeln erbettelt oder erschoben hatten, machte Mutter Pommes frites. Sie briet die Kartoffeln in Wachs. Das schmeckte ekelhaft, und Werner konnte nicht einsehen, warum es auf dieser wunderbaren Reise kein richtiges Essen gab wie zu Hause.

Nun war der Junge also fünf Jahre alt geworden. Die Mutter nahm eine leere Leuchtpatrone, befestigte einen Wollfaden an einem Knopf, versenkte ihn in der Hülse und goss flüssiges Wachs hinein. Wenn es erkaltet war, zog sie eine Kerze heraus, fünf insgesamt. Das war sein schönstes Geschenk; denn als die langsam herunterbrannten, begriff der Junge, dass man damit keine Pommes frites mehr machen konnte. Der Spaß an der Reise ließ jedoch bald nach; denn sie wurde immer länger und hatte noch kein Ziel gefunden. Überall, wohin sie kamen, fanden sie vor, was sie verlassen hatten: Unglück, Hunger, Ruinen und die Angst vor dem Krieg. Nein, die große Reise machte keinen Spaß mehr. Die Mutter hatte auch die Kraft verloren, hübsche Märchen zu erfinden, Lieder zu singen oder freundlich mit dem Jungen zu reden. Eines Tages sagte sie: „Es ist aus.“ Das war an einer hölzernen Brücke, die über einen Fluss führte hin zu dem Dorf Ambach. Der Rittmeister verstand nicht. „Was ist aus?“, wollte er wissen. „Die anderen ziehen weiter. Wir gehen mit.“

„Wohin?“, fragte die Mutter.

„Als ob es darauf ankommt!“, sagte der Großvater ärgerlich. „Die anderen ziehen weiter, also marschieren auch wir.“

„So. Marschieren“, sagte die Mutter. „Marschieren.“ Und dann sagte Frau Oberleutnant verwitwet zum Herrn Rittmeister a. D.: „Du kannst mich mal!“ Das war so ungeheuer neu in der Familie, dass der Großvater betroffen schwieg.

Der Treck zog nächsten Morgen weiter. Den kümmerte es nicht, dass welche liegen blieben. Er kannte das längst und hatte kein Interesse an den Abgefallenen. Nicht einmal einen Strich machte er auf seiner Liste oder schrieb: Drei Mann Verlust an der Brücke nach Ambach. Auch der Treck war am Ende, weil kein Ende abzusehen war.

Als sie den Tag gesessen hatten, ohne zu reden, ohne etwas zu essen, sagte der Rittmeister – nein, der Großvater sagte müde: „Was soll nun werden, Cäcilie?“ Er war ein alter Mann geworden unversehens.

Am Abend kam ein Mädchen mit einem Krug Milch. Sie hieß Marie, war fünf Jahre alt und hatte das Häuflein seit dem Morgen beobachtet. Die Milch sollte sie den Katzen bringen, hatte der Vater gesagt. Gierig trank sie der Junge. Das Mädchen sagte: „Ich weiß, wo ihr wohnen könnt. Ich hab’ ein feines Versteck. Dort stört euch niemand. Komm!“ Da gingen sie eben mit. Wenn jemand ein richtiges Ziel hatte damals, gingen die Leute einfach mit.“

Das Buch zum Supersonderpreis von nur 99 Cents ist diesmal eine brandaktuelle Neuerscheinung aus diesem Monat und stammt aus der Feder von Klaus Möckel. Und es ist wieder ein spannender historischer Roman, der bei der EDITION digital sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book erschienen ist – „Gold und Galeeren. Eine ungewöhnliche Lebensgeschichte aus dem mittelalterlichen Frankreich“: Jacques Coeur, dem Helden dieser abenteuerlichen Geschichte aus dem Frankreich des 15. Jahrhunderts, wurde ein ungewöhnliches Schicksal zuteil. Er stieg vom kleinen Tuchhändler zum Schatzmeister des Königs auf und wurde vom ihm zurück ins Nichts gestoßen. Er machte, selbst geadelt, die Adligen zu seinen Schuldnern und verlor am Ende Haus wie Hof. Er liebte eine königliche Mätresse und wurde beschuldigt, sie vergiftet zu haben. Nicht durch Hexerei, sondern durch Handel mit kostbaren Gütern gelang es ihm, Kupfer in Gold zu verwandeln. Er schickte Galeeren übers Mittelmeer und verschaffte seinem ärmlichen Herrscher damit Geld für historische Siege. In Zeiten eines Hundertjährig genannten Krieges gehörte er mit Jeanne d’Arc zu jenen Persönlichkeiten, die das Land vor vollständiger Besitznahme durch die englischen Eindringlinge retteten. Aus der Sicht des in den Kerker geworfenen Schatzmeisters schildert Möckel die historischen Ereignisse im damals tief gespaltenen Frankreich: die Verwüstungen, Intrigen, Morde. Er legt die Wankelmütigkeit des Königs dar und den rasanten Aufstieg Coeurs, der Verbindungen zum Papst wie zum ägyptischen Sultan aufbaute, riesigen Reichtum erwarb und doch alles verlor. Dieser Mann, Liebhaber der freizügigen Agnès Sorel oder vielleicht auch nur ein Verehrer, der im Traum das Bett mit ihr teilte, ragt durch Mut zum Experiment, vor allem aber durch seine Toleranz über die Zeitgenossen hinaus. Seine kluge Vermittlung zwischen den bis aufs Blut verfeindeten Religionen verleiht ihm Bedeutung bis in heutige Tage. Ein atemlos durcheiltes Leben, dessen Spannung bis zum dramatischen Ende nicht nachlässt. Am Anfang des Buches treffen wir den Helden auf Schloss Taillebourg – aber das klingt besser als es für ihn ist. Denn er ist dort nicht etwa freiwillig, sondern als Gefangener und einem bösen, für den eben noch großen Mann geradezu lebensgefährlichen Vorwurf ausgesetzt, der ihm Angst macht:

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Die Beschuldigung war einfach lächerlich, völlig aus der Luft gegriffen! Er, Jacques Coeur, der mächtige Rat- und Geldgeber des Königs, ausgerechnet er, sollte die schöne Agnès Sorel vergiftet haben, die Mätresse Karls VII. von Frankreich, die vor einem Jahr unter grässlichen Magenkrämpfen überraschend gestorben war. Dabei wussten sie doch, wie er diese Schönheit verehrt hatte und dass er ihr nie hätte etwas antun können. Warum auch, sie stand auf seiner Seite, hatte ihn unterstützt, genau wie er sie. Noch wenige Stunden vor ihrem Tod hatte sie ihn zu einem ihrer Testamentsvollstrecker gemacht. Im Gegensatz zu ihren Feinden, dem Thronfolger Ludwig zum Beispiel und einer missgünstigen Hofgesellschaft, hatte er bittere Tränen um sie geweint, trauerte noch immer. Wenn er ehrlich war, hatte er sich sogar in diese verführerische junge Frau verliebt. Er hatte mit ihr gelitten, als Gerüchte über eine neue Mätresse Karls aufkamen, und sie aufzurichten versucht. Was also bedeutete diese böswillige Unterstellung.

Man befand sich auf Schloss Taillebourg, das der König in seine unterschiedlichen Aufenthaltsorte im Land einbezogen hatte, weil dort Agnès Sorels Töchter wohnten. Es war der 31. Juli 1451, ein warmer Tag, und die Mitglieder des Kronrats, den der Monarch einberufen hatte, um die Vorwürfe gegen seinen Schatzmeister zu prüfen, waren froh, durch das kühle Gemäuer vor der Hitze geschützt zu sein. Coeur, einer der wichtigsten Männer im Rat, war dazu nicht eingeladen worden, man hatte ihn nicht einmal davon unterrichtet. Aber er hatte Wind von der Sache bekommen und war unangemeldet erschienen. Er hatte dem König die Reverenz erwiesen und stolz erklärt, dass man ihn auch gleich verhaften könne, wenn man ihn so unsinnigerweise anklagen wolle. Er fordere nur, ihn nach dem Recht und seine Sache mit Vernunft zu behandeln.

Ja, er war entschlossen und furchtlos vor die Anwesenden hingetreten, wollte seine Unschuld offen bekunden, denn es konnte nicht sein, dass er vor derlei Verleumdung zurückwich. So weit, so gut vorausgedacht. Nicht erwartet hatte er indes, dass man ihn kurz darauf in der Tat wie einen Verbrecher von einigen Bewaffneten abführen lassen würde. Nun stand er am vergitterten Fenster des Raumes, in dem man ihn eingesperrt hatte, und schaute blicklos in die Dunkelheit. Diese Anklage war eine Intrige, von Leuten eingefädelt, die ihm Übles wollten, weil sie ihn hassten oder Schulden loszuwerden hofften, die sie bei ihm hatten. Wie diese Jeanne de Mortagne, deren Namen ihm im Zusammenhang mit der Anschuldigung zu Ohren gekommen war, eine für ihre Geldgier bekannte Hofdame. Oder wie ihr nicht weniger verachtenswerter Busenfreund, ein gewisser Colonna. So mancher neidete ihm, dem großen Kaufmann, seinen Reichtum, hoffte zu profitieren, wenn er zu Fall gebracht würde. Er brauchte nur an die neuen Günstlinge des Königs zu denken, an Gouffier oder Castellani und an einige Angestellte seines weitverzweigten Handelsnetzes, die glaubten, zu kurz gekommen zu sein.

Sie hatten es wirklich eilig gehabt, ihre Büttel zu rufen und ihn festzusetzen. Coeur, nachdenklich geworden, verspürte plötzlich unbestimmte Angst. Hatte er die Anzeichen, die es seit einiger Zeit gab, nicht ernst genug genommen? Wochen vorher hatten sie Saintscoins, gleichfalls Ratsmitglied, der Veruntreuung beschuldigt, ihm den Prozess gemacht und ihn in den Kerker geworfen. Sie hatten ihn seiner Güter und seines Vermögens beraubt, das sich der König mit einigen seiner neuen Freunde teilte. Es war richtig, er selbst, Jacques Coeur, hatte an der Ermittlung teilgehabt und gewisse Unstimmigkeiten in Saintscoins’ Buchführung festgestellt. Doch das war es nicht allein, was hier gezählt hatte. Vielmehr waren seit den letzten Siegen über die Engländer und ihrer Vertreibung aus der Normandie andere Ratgeber am Hof nach oben gerückt, die nun das große Wort führten. Sie übten keinen guten Einfluss auf den wankelmütigen König aus.

Tausend Gedanken schossen Coeur durch den Kopf. Vielleicht wäre es besser gewesen, dem heutigen Treffen fernzubleiben und sich stattdessen schnellstens davonzumachen. Sich ihrem Zugriff zu entziehen, indem er sein Pferd sattelte und ihm die Sporen gab. Taillebourg befand sich im Südwesten des Landes, und ehe sie seine Flucht bemerken würden, hätte er einige Meilen in Richtung der Pyrenäen oder der Provence zurückgelegt. Er hatte überall Freunde, die ihm weiterhelfen, Unterschlupf gewähren konnten, bis ein sicherer Weg über die Grenze gefunden war. Zumal er mit Goldtalern nicht zu sparen brauchte. Allerdings hätte eine Flucht auch bedeutet, alles kampflos aufzugeben. Seinen Besitz, die Familie, sein ganzes mühsam errichtetes Werk. Nein, das war nicht seine Absicht und schon gar nicht seine Art. Außerdem war es jetzt ohnehin zu spät. Er hatte sich anders entschieden, nun konnte er nur noch abwarten.

Jacques Coeur setzte sich auf einen wackligen Stuhl, den man ihm als Sitzgelegenheit immerhin belassen hatte. Im Kopf ließ er die letzten Monate Revue passieren. Seit dem Sieg über die Engländer bei Rouen und dem Tod von Agnès hatte sich im Land einiges verändert. Auch am Hof! Pierre de Brézé, der Freund, mit dem er noch prunkvoll, gleich hinter Karl VII., zur Siegesfeier in die Stadt eingeritten war, hatte sich vom Rat zurückgezogen und lebte auf seinen Gütern, andere taten es ihm gleich. Stattdessen bestimmten Leute das Geschehen, die danach trachteten, sich beim König einzuschmeicheln. Warum wollte Karl die absurde Beschuldigung der Mortagne überhaupt durch seine Beauftragten prüfen lassen? Er kannte doch seine Treue, hatte seine Dienste über schwierige Jahre hinweg immer zu schätzen gewusst. Nicht ohne Grund hatte er ihn, den verlässlichsten seiner Helfer, geadelt, ihm eine Ehre nach der anderen erwiesen.“

Und haben Sie sich schon entschieden? Zugegeben, auch diesmal fällt die Auswahl unter den fünf Deals der Woche schwer – zwischen einer Reise in den Kosmos und dem mittelalterlichen Frankreich, Mittelasien in den zwanziger und der Dominikanischen Republik in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. In jedem dieser fünf Bücher warten spannende Geschichten und Menschenschicksale auf die Leser. Und nicht zuletzt kann man von dem einen oder anderen Geschehnis lesen, von dem man bisher noch nie gehört hatte. Oder haben Sie zum Beispiel zuvor was von den Basmatschen und ihren Plänen gehört, in Zentralasien einen muselmanischen Staat aufzubauen? Oder von Asteroidenjägern? Vielleicht sollte man sich in diesem Zusammenhang gelegentlich auch noch mal den nach diesem Buch gedrehten DEFA-Film ansehen, in dem sogar Chefindianer Gojko Mitić mitspielt – hier allerdings in einer ganz anderen Rolle: als Kosmonaut. Echt spannend ist es übrigens, wie man sich damals die Erde im Jahre 2020 vorgestellt hat – in zwei Jahren und damit also fast heute.

Viel Spaß beim Lesen (und vielleicht auch Schauen), einen schönen (Lese)Herbst und bis demnächst.

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