Nicht erst seit der Begriff „Quality TV“ in aller Munde ist, wird (wieder) über die Qualität medialer Inhalte diskutiert. Ausgehend vom Fernsehbereich führt das Grimme-Institut diese Debatten bereits seit seiner Gründung Anfang der 70er Jahre, also bereits lange vor „Quality TV“, mittlerweile auch im Internet- und im Radiobereich und teilweise auch darüber hinaus. Der jetzt vorliegende Band „Medienqualität“ versucht diesen Debatten und Diskursen auf den Grund zu gehen – bis hin zum Gamesbereich.

Deutlich werde, so Herausgeberin Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts und Geschäftsführerin des Grimme-Forschungskollegs: „Die Grimme-Preise sind mehr als ihre Preisverleihungen. Nicht die Gala, die Medienbranche oder die Geehrten stehen für sich gesehen im Mittelpunkt der gesamten Konstruktion, die sich im Grimme-Institut und im Grimme-Forschungskolleg manifestiert. Die Grimme-Preise verfolgen ein übergeordnetes Ziel, nämlich die kritische Auseinandersetzung mit der Qualität von Medien.“ Und diese Auseinandersetzung werde von einer Vielzahl von Akteuren geführt, die die Qualitätsdiskurse mit ihren jeweils sehr unterschiedlichen Perspektiven, Professionen und Erwartungen prägen, so Gerlach weiter, hausintern und auch -extern.

Welche Maßstäbe werden angesetzt, um die Qualität zu bewerten? Wie wird gearbeitet und wie werden Entscheidungen getroffen? Wie sieht das Tertium comparationis aus, das verbindende, übergeordnete Dritte, das die Grimme-Preisträger verknüpft? Was ist also Medienqualität im Sinne des Grimme-Instituts? Diesen Fragen – und mehr – geht der jetzt verfügbare Band inhaltlich nach, um die Wertmaßstäbe, Entscheidungsgründe, Verfahren sowie die spezifischen Blickwinkel der Grimme-Preise nachvollziehbarer und transparenter zu machen.

Der Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger, Direktor am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft in Berlin, behandelt in seinem Beitrag die Orientierungs-, Reflexions- und Entdeckungsfunktion von Medienpreisen; die medienwissenschaftliche Perspektive beschreibt Tanja Weber, vom Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln, die sich mit der Qualität fiktionaler Fernsehinhalte befasst und auch eine historische Einordnung unterschiedlicher Qualitätsdebatten vornimmt. Die Medienökonomen Christian-Mathias Wellbrock  und  Marvin Wolfram, beide vom Seminar für Medien- und Technologiemanagement an der Universität zu Köln, stellen  in  ihrem  Beitrag  die  Ergebnisse einer quantitativen Analyse zu Reputationseffekten des Grimme-Preises in der Kategorie „Information & Kultur“ vor. Um Qualitätsmaßstäbe, Verfahren und Veränderungsprozesse geht es in weiteren Beiträgen von vier erfahrenen Mitgliedern der Grimme-Preis Jurys und -Nominierungskommissionen; Gremienmitglieder des Grimme Online Award und des Deutschen Radiopreises äußern sich über die spezifischen Bedingungen in der Bewertung von Qualität bei diesen Preisen.

Der Band ist als Printversion im Transcript Verlag erschienen und zugleich online frei zugänglich verfügbar – für alle kostenlos.

Bibliographische Angaben:

Frauke Gerlach (Hg.)
Medienqualität
Diskurse aus dem Grimme-Institut zu Fernsehen, Internet und Radio.
Bielefeld: Transcript Verlag, 7/2020, 238 Seiten, ISBN 978-3-8376-5002-0, Print, 30,00 EUR

Mehr Informationen finden sich auf Seiten des Transcript Verlag unter: www.transcript-verlag.de

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