| APD | Die Novemberausgabe von „adventisten heute“, der Kirchenzeitschrift der Adventisten in Deutschland, ist dem Thema „Rassismus“ gewidmet. Die Artikel enthalten Erfahrungsberichte von Adventisten, die innerhalb und außerhalb der Kirche Rassismus erlebt haben sowie theoretische Auseinandersetzungen mit dem Thema. Gelegentliche Hinweise in den Artikeln auf das Engagement der Adventisten in den USA im 19. Jahrhundert für die Afroamerikaner in den Südstaaten und ihrem Engagement gegen die Sklaverei werden kontrastiert mit Hinweisen auf die Zeit der US-Bürgerrechtsbewegung im 20. Jahrhundert, als in der Kantine der Weltkirchenleitung „rassengetrennt“ gegessen werden musste.

„Es gibt nur eine Menschheit“
Die adventistische Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) hat am 15. September eine Erklärung zu zwischenmenschlichen Beziehungen, Rassismus, Kastenwesen, Stammesdenken und Ethnozentrismus verabschiedet. Dazu erläuterte Ganoune Diop, Leiter der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Weltkirchenleitung, dass in der adventistischen DNA der Gedanke der Gleichheit angelegt sei, weil Adventisten an die Schöpfung glaubten. Es gebe nur eine Menschheit und Rassismus sei die Verleugnung der Menschenwürde einer nach dem Bild Gottes geschaffenen Person. Die Herausforderung bestehe für Adventisten darin, diesem Ideal gerecht zu werden, so Diop. (siehe APD-Meldung dazu: https://www.apd.media/news/archiv/14075.html)

Wenn die „Rassismus-Karte“ ausgespielt wird
Andreas Bochmann, Professor für Beratung und Seelsorge an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, schreibt im zweiten Artikel, dass ihm „Wertunterschiede aufgrund der Farbe der Haut, des Passes oder des Sprachklangs fremd“ seien. Er fühle sich aber herausgefordert durch die Frage, ob er nicht zur Gruppe der „alten weißen Männer“ gehöre, die privilegiert seien und die es im Leben besonders leicht gehabt hätten. Wo aber die „Rassismus-Karte“ von Unterdrückten gegenüber angeblichen Unterdrückern ausgespielt werde, zementiere man die Opferrolle. Die Antwort auf Rassismus sehe er in „Empowerment“, dass also Menschen aufgerichtet, gestärkt und befähigt werden, „den Schöpfer des Lebens und aller Vielfalt zu preisen“.

Moderner Rassismus und seine Erscheinungsformen
Rassismus erwachse „zum einen aus einer tiefen Furcht vor der eigenen Bedeutungslosigkeit. Zum anderen wird er aus einem unersättlichen menschlichen Geltungsdrang und dem Wunsch nach Macht und Einfluss angetrieben“ und entziehe sich oft der eigenen Wahrnehmung, schreibt Simret Mahary, Pastor der Adventgemeinde Frankfurt-Zentrum. „Strukturell und sprachlich verortete Rassismen finden im Alltag ihren Niederschlag dort, wo Name, Hautfarbe, Herkunft, Religion und religiöse Symbole mit etablierten inneren Bildern abgeglichen werden und sich in struktureller Benachteiligung, Bevormundung oder auch in Mitleid und Helferdrang übersetzen“, so Mahary. Im zweiten Teil seines Artikels beschreibt der Pastor, wie struktureller Rassismus im Alltag aussehen kann und welche Ansätze es zur Veränderung gibt.

Wie Rassismus wirkt – viele kleine Nadelstiche
Franklin Schultheiss, adventistischer Jugendpastor in Nürnberg, wuchs zwischen zwei Kulturen auf und identifiziert sich heute als Afrodeutscher. Er beschreibt in seinem Beitrag, wie Personen, die nicht dem Normkontext entsprechen, psychischen und physischen Rassismus erleben und wie er sich auswirkt: „Rassismus tut weh und ist anstrengend. Es löst Stress aus und fühlt sich an wie viele Nadelstiche – sie töten nicht, aber machen das Leben ungemütlich und mindern die Lebensqualität.“ Rassismus habe er innerhalb und außerhalb der Adventgemeinde erlebt, schreibt auch Laurent Mutamba, Bezirkspastor in Gießen und Amanda Phyills Benson-Tambo, eine Studentin aus Ghana, beschreibt unter anderem, wie sie in Modegeschäften ständig vom Verkaufspersonal „begleitet“ wird und nicht wie andere in Ruhe shoppen kann.

Systemischer Rassismus
Was ist der Unterschied zwischen Rassismus als Ideologie und systemischem Rassismus, fragt Dennis Meier, Präsident der regionalen adventistischen Kirchenleitung in Norddeutschland (Hansa-Vereinigung). „Kürzeste Antwort: Man muss kein Rassist sein, um rassistische Dinge zu tun oder zu sagen. Systemischer Rassismus ist, dass wir durch Erziehung, einzelne Erfahrungen, Gerüchte, Bilder, die deutsche Kolonialgeschichte oder nur Kinderlieder („Zehn kleine …“) gesellschaftlich daraufhin geprägt sind, Menschen anderer Hautfarbe abzuwerten.“ Der Bibeltext aus 1 Sam 16,7 (NLB) beschreibe trefflich, so Meier, wie menschliche Wahrnehmung funktioniere: „Der Mensch urteilt nach dem, was er sieht, doch der Herr sieht ins Herz.“

„Es gibt keine Rassen!“, so Meier. Die Kategorie „Rasse“ habe keine biologisch-genetische Grundlage. Bei Tieren und Pflanzen sei es „ein reiner Ordnungsbegriff anhand äußerlicher (!) Merkmale“. Mit der Übertragung auf Menschen, habe sich eine Bewertung hinzugesellt, nämlich die „der höheren und niederen Rassen“ und der Absicht, zu beherrschen. Im Schöpfungsbericht heiße es bei den Pflanzen und Tieren, dass sie „nach ihrer Art geschaffen“ wurden, so Maier, und „genau das wird bei der Schöpfung des Menschen eben nicht gesagt. Es gibt den Menschen nicht in verschiedenen „Arten“ oder „Unterarten“ (das Wort und Konzept der Rasse ist der Bibel unbekannt)“. Pastor Meier beschreibt den Mechanismus, der den Rassismus gebiert: „Abwertung anderer zum Zwecke der eigenen Aufwertung und schließlich Bereicherung und Ausbeutung.“

„adventisten heute“, die monatliche Kirchenzeitschrift der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, kann kostenlos online gelesen oder heruntergeladen werden: https://www.advent-verlag.de/media/pdf/70/37/f7/AH_2020_11.pdf.

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