Rodrigo Chaves, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Fortschrittspartei (PPSD), gewann am 3. April die zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Costa Rica. Chaves ist ein ehemaliger Weltbank-Ökonom und galt als Außenseiter und Anti-Establishment-Kandidat. Er wird sein Amt voraussichtlich am 8. Mai antreten und mit anderen Parteien zusammenarbeiten müssen, um seine politische Agenda umzusetzen. Keine politische Partei konnte sich eine gesetzgebende Mehrheit sichern. Die PPSD erhielt nur 10 der 57 Sitze in der gesetzgebenen Versammlung. Der Kreditversicherer Credendo erwartet daher Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Wahlkampfversprechen, auch vor dem Hintergrund der Fragmentierung des Kongresses. 

Eines der wichtigsten Vorhaben Chaves‘ ist die Neuverhandlung des dreijährigen IWF-Darlehensvertrags, der im Juni 2021 von der scheidenden Alvarado-Regierung unterzeichnet worden war. Im September 2020 führte ein früheres IWF-Programm und die damit verbundene Haushaltskonsolidierung zu heftigen Unruhen, wodurch das IWF-Programm entgleist ist. Im Juni 2021 wurde dann eine neue und verwässerte Vereinbarung unterzeichnet. Trotzdem erfordert der Deal weiterhin Sparmaßnahmen, die in Costa Rica unpopuär sind nur zwei Jahre nach einer Rezession und bei steigender Inflation. 

Credendo erwartet, dass Chaves versuchen wird, die fiskalischen Verpflichtungen gegenüber dem IWF zu lockern. Wie in vielen anderen Ländern ist auch in Costa Rica die Staatsverschuldung im Jahr 2020 aufgrund der Coronapandemie erheblich gestiegen. Ende 2020 lag sie bei 67 % des BIP, nach 56 % Ende 2019. Das Haushaltsdefizit stieg auf 8,4 % des BIP und dürfte mit nun 4,5 % hoch bleiben. Das IWF-Programm sieht eine schrittweise Senkung des Haushaltsdefizits auf -2,8 % bis 2024 vor. Es bleibt fraglich, wie weit die Neuverhandlungen mit dem IWF gehen werden und welche Zugestänndisse der neue Präsident erreichen kann. Der Kreditversicherer befürchtet, dass ohne Haushaltskonsolidierung die Staatsverschuldung auf ein unhaltbares Niveau steigen könnte, insbesondere in Relation zu den öffentlichen Einnahmen. 

Credendo stuft sowohl das kurz- als auch das mittel- bis langfristige politische Risikorating in der moderaten Kategorie 3/7 ein mit stabilem Ausblick. Die Einstufung des mittel- bis langfristigen Risikos wird gestützt durch eine moderate Auslandsverschuldung im Verhältnis zum BIP und zu den Leistungsbilanzeinnahmen, einen relativ niedrigen Auslandsschuldendienst im Verhältnis zu den Leistungsbilanzeinnahmen und duch die politische Stabilität des Landes. Eine deutliche Verschlechterung der öffentlichen Finanzen könnte jedoch zu einer Herabstufung des Ratings führen. Das kurzfristige Rating wird gestützt durch die relativ niedrige kurzfristige Auslandsverschuldung und das moderate Leistungsbilanzdefizit, das für 2022 auf -4 % des BIP prognostiziert wird, obowhl die Devisenreserven mit 2,8 Monaten Importdeckung im März leicht unter einem angemessenen Niveau liegen. Die Einstufung des Geschäftsumfeldrisikos ist bei Credendo mit D/G moderat, dank des realen BIP-Wachstums von erwarteten 3,5 % im Jahr 2022, der Aufwertung der Währung, der relativ gering wahrgenommenen Korruption und der steigenden Inflation, die nach Einschätzung des Kreditversicherers voraussichtlich anhalten wird aufgrund steigender globaler Rohstoffpreise. Im Dezember 2021 lag die Inflation bei überschaubaren 3,3 %. 

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