Mit einem Appell, dringend notwendige Reformen in der Kirche umzusetzen, hat sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, an die Bischöfe gewandt. „Ihr Ad-limina-Besuch im Vatikan hat gezeigt, dass der Dialog dort unbedingt fortgeführt werden muss. Er hat aber auch gezeigt, dass es keine Lösung ist, die Verantwortung für den Reformprozess allein in Rom zu sehen. Es bestätigt sich, wie richtig es war, dass wir in Deutschland einen Synodalen Weg beschritten haben. Nun müssen Katholik*innen, müssen Menschen überall im Land und auf der Welt erleben dürfen, dass sich wirklich etwas bewegt. Dass man mit dieser Kirche rechnen kann.“

Es sei wenig überraschend, so Stetter-Karp weiter, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz den Ad-limina-Besuch in seiner Anschluss-Pressekonferenz als „herausfordernd“ bezeichnet habe. „Schon im Vorfeld war klar, dass die deutschen Bischöfe in Rom auf Kritiker des Synodalen Weges treffen würden. Bischof Dr. Georg Bätzing hat aber zusammen mit anderen dafür gesorgt, dass alle Themen auf den Tisch gekommen sind.“

Die Präsidentin des ZdK liest das Gemeinsame Kommuniqué des Heiligen Stuhls und der Deutschen Bischofskonferenz, das am Freitagabend veröffentlicht wurde, mit den Augen der Präsidentin des Synodalen Weges in Deutschland: „Römische Kardinäle wie Luis Francisco Ladaria und Marc Quellet haben im Gespräch mit den deutschen Bischöfen ihre Vorbehalte gegen Methodik, Inhalte und Vorschläge des Synodalen Weges formuliert, heißt es. Diese Fundamentalkritik am Synodalen Weg brüskiert nicht nur die deutschen Bischöfe, die in überwältigender Mehrheit Reformen für notwendig erachten. Sie missachtet auch die Ungeduld vieler Katholik*innen mit ihrer Kirche. Das `geduldige Gottesvolk`, das im Text beschworen und gelobt wird, gibt es nicht mehr.“

Es sei überdeutlich: „Entscheidende Reform-Impulse kommen von der Basis der Kirche. Ich bin den deutschen Bischöfen dankbar, dass sie ein Moratorium für den Synodalen Weg in Deutschland verhindern konnten. Offensichtlich war eine sofortige Unterbrechung des Reformdialogs und der synodalen Beratungen und Entscheidungen bei uns ein dringender Wunsch bestimmter Kardinäle in Rom. Das zeigt mir, wie wichtig es sein wird, dass wir uns mit unserer Agenda deutlich in die Weltsynode einbringen.“

Die ZdK-Präsidentin ist überzeugt: „Es nützt nichts, sich auf die Reform-Bremse zu stellen und zu hoffen, dass der Kelch der Veränderung an der Kirche vorrübergeht. Die weltweite Befragung der Katholik*innen im Vorfeld der Weltsynode hat gezeigt, dass die Probleme überall ähnlich sind – und dass die Katholik*innen überall an ihre Kirchenleitung appellieren, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen. Die Forderungen nach mehr Teilhabe, Gerechtigkeit und Akzeptanz von Vielfalt sind nicht mehr zurückzudrängen. Das Ende des Machtmissbrauchs ist dafür zwingende Voraussetzung.“

Irme Stetter-Karp ruft damit auch die Anfänge des Synodalen Weges in Deutschland in Erinnerung: „Dieser Weg, den die deutschen Bischöfe zusammen mit Vertreter*innen der katholischen Zivilgesellschaft beschritten haben, gehen wir ja deshalb, weil klar geworden ist, dass der Missbrauchsskandal tiefe Wurzeln hat. Wer sich der notwendigen strukturellen und inhaltlichen Erneuerung der Kirche verweigert, verweigert nicht zuletzt Katholik*innen ihre Heimat in der Kirche. In diesem Sinne freue ich mich auf die fünfte Synodalversammlung im Frühjahr kommenden Jahres, die wieder viele engagierte Menschen zusammenführen wird, die die Zukunft der Kirche gestalten.“  

 

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