Der Gesamtverband Pressegroßhandel (GVPG) hat die Ergebnisse seiner Vollerhebung des deutschen Presseeinzelhandels 2022 veröffentlicht. Danach beliefert der deutsche Pressegroßhandel zur Kalenderwoche 39/2022 bundesweit 85.768 presseführende Einzelhändler mit Zeitungen, Zeitschriften und pressenahen Zusatzsortimenten und bedient damit ein feingliedriges und käufernahes Vertriebsnetz, das im internationalen Vergleich nach wie vor als vorbildlich gilt.
Im Jahr 2022 setzte sich der Strukturwandel im Pressehandel weniger dynamisch fort als in den Pandemie-geprägten Vorjahren. „Die vergleichsweise moderate Entwicklung unseres Händlernetzes ist angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine bemerkenswert. Der presseführende Einzelhandel tritt offensichtlich steigenden Energiepreisen, Personalnot und allgemeiner Kaufzurückhaltung entschieden entgegen“, erläutert Andreas Obervoßbeck, Vorstand Marktanalyse des Gesamtverbandes Pressegroßhandel. „Mit der Betreuung, Belieferung und Beratung von knapp 86.000 Presseverkaufsstellen leistet der Pressegroßhandel weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Ubiquität von Printprodukten“, so Obervoßbeck.
Das stärkste Wachstum seit fünf Jahren legte das vom Pressegroßhandel etablierte Efficient Consumer Response – Verfahren „Verkaufstägliche Marktbeobachtung am Point of Sale“ (VMP) hin. Zudem trug das Sortimentsmanagement der Pressegroßhändler in Verbindung mit deren Qualitätsoffensive zu einer verbesserten Warenpräsentation von Presseprodukten bei.
Der stationäre Presseeinzelhandel befindet sich wie andere Händler, etwa die Apotheken, in einem strukturellen Anpassungsprozess. Die Pressegroßhändler betreiben einen hohen Aufwand für die ständige Pflege des Verkaufsstellennetzes, das traditionell durch eine vergleichsweise hohe Fluktuation gekennzeichnet ist: Sie erschlossen seit Herbst 2021 bundesweit mehr als 2.100 Neukunden. Im gleichen Zeitraum gaben rund 5.600 Einzel-händler den Verkauf von Printprodukten auf und mussten ausgesteuert werden. Im Saldo beträgt der Rückgang der Verkaufsstellen mit Presseangebot 3,9 Prozent (Vorjahre: -4,7% 2021 zu 2020 bzw. -4,0% 2020 zu 2019) auf insgesamt 85.768 Einzelhändler. Die Konsolidierung im Pressehandel schwächt somit trotz hoher Inflation und Kaufzurückhaltung ab. Die Corona-Pandemie hat im Gegensatz zum Vorjahr keine spürbaren Auswirkungen mehr gehabt. Dementsprechend zeigte sich bei den am stärksten vom Rückgang betroffenen Geschäftsarten wieder das klassische Bild: Bäckereien, Pressefachhändler, Kioske und sonstige Spezialverkaufsstellen. Gegen den Trend wächst die Filialanzahl großer Supermärkte, Tankstellen und Drogeriemärkte. Die Entwicklung der EH-Standorte der Geschäftsarten Großformen des Einzelhandels und Discounter ist weitestgehend stabil.
Die drei wichtigsten Geschäftsarten im Presseeinzelverkauf sind Supermärkte, Presse-Fachgeschäfte und Discounter. Mit einem EH-Anteil von etwa 40 Prozent werden in den Verkaufsstellen dieser Geschäftsarten rund 65 Prozent des gesamtem Presseumsatzes generiert.
Gebundene oder regiebetriebene Einzelhandelsfilialisten, sogenannte Großkunden, verzeichneten einen Anteilszuwachs von 1,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Sie machen inzwischen mehr als die Hälfte der Presseeinzelhandelsgeschäfte (53,2 Prozent) aus. Der Anteil der ungebundenen, fragmentierten Einzelhändler umfasst nun 46,8 Prozent.
Deutlich positiver als zuletzt entwickelt sich das vom Pressegroßhandel etablierte Efficient Consumer Response-Verfahren VMP. Insgesamt 21.298 Einzelhändlern und damit 2,6 Prozent mehr Verkaufsstellen als im vergangenen Jahr melden täglich ihre Verkaufsdaten. Die VMP-Kunden haben bundesweit einen Verkaufsstellenanteil von 24,8 Prozent (+1,5 Prozentpunkte) und generieren zusammen inzwischen 49,7 Prozent (+1,7 Prozentpunkte) des gesamten Presseumsatzes. Es wird erwartet, dass im kommenden Jahr erstmals die Grenze von 25% EH-Anteil und 50% Umsatzanteil überschritten wird.
Seit 2015 ist die durchschnittliche Präsentationsfläche im zeitschriftenführenden Einzelhandel nur leicht von 24,4 Bordmeter je Verkaufsstelle auf aktuell 23,6 Bordmeter je Verkaufsstelle zurückgegangen (-0,8 Bordmeter je EH). Gleichzeitig verringerte sich im selben Zeit-raum die durchschnittliche Sortimentsbreite Presse um 32,2 Objekte je Einzelhändler auf aktuell 196,8 Titel je Presseshop. Im Ergebnis führt dies zu einem deutlichen Anstieg der durchschnittlichen Präsentationsfläche pro Objekt (+ 1,1 Zentimeter pro Titel). Die auch als Schuppungsgrad bekannte Maßgröße beträgt in der Erhebungswoche genau 12 cm.
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