Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen. Um einen davon geht es in der ersten der beiden Geschichten im zweiten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die wie immer eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 21.04.23 – Freitag, 28. 04. 23) zu haben sind. In der ersten der beiden Geschichten in „Die Kinder im Tobteufelhaus / Das Wunderpferdchen aus Kornhagen“ erzählt Holda Schiller von einem aufgeweckten Jungen, der nicht begreifen wollte, dass er nachts schlafen musste.

Und wie sieht es eigentlich mit Ihnen aus? Schlafen Sie gern und schlafen Sie auch gut? Oder haben Sie mit Einschlafschwierigkeiten oder sogar mit Durchschlafschwierigkeiten zu kämpfen? Zumindest beim Einschlafen kann ja manchmal ein Buch helfen, behaupten einige Leute, die vielleicht schon öfter langweilige Literatur gelesen haben.

Vielleicht kommt für diesen Zweck das fünfte und zugleich letzte der heutigen Sonderangebote dieses Newsletters infrage. Immerhin lautet der Titel des Buches von Heiner RankModell Traumland“. Gegen eine Verwendung als Einschlafhilfe spricht allerdings das literarische Genre. Bei „Modell Traumland“ handelt es sich um eine Kriminalerzählung …

Eine sehr ungewöhnliche Geschichte erzählt Erich-Günther Sasse in seinem Roman „Manisch“. Manisch ist Schriftsteller. Aber Manisch ist nicht nur das. Das Buch thematisiert Krieg sowie das Verhältnis von Macht und Kunst, von Kunst und Macht.

In ferne Zeiten und ferne Welten, darunter einen Planeten der Wega, entführt uns Carlos Rasch mit seiner Wissenschaftlich-fantastischen Erzählung „Vikonda“. Eine von fünf Erkundungsgruppen der MORGENSTERN wird seit Jahren vermisst …

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Erneut werden Ereignisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges aufgegriffen. Es geht um den Wechsel der Blickrichtung und darum, wieweit jeder Einzelne Verantwortung für das übernehmen kann und muss, was geschieht oder eben auch nicht mehr geschehen soll. Die deutsche Wehrmacht

Erstmals 1958 erschien als Heft 14 dessen Erzählerreihe im Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung Berlin „Befehl ausgeführt“ von Kurt David: Ostfront, am Dnepr, Rückzug. Der Gefreite Moll, der hier seine Geschichte selbst und von ihrem Ende her erzählt, hatte den Befehl bekommen, in einem ukrainischen Dorf mit vier Kameraden die Strommasten abzusägen, um Holz für den Ausbau der Stellung zu gewinnen. Noch vor dem angewiesenen Dorf kommen Sie an eine andere Leitung, und Moll gibt den Befehl, diese Masten abzusägen. Der Gefreite erinnert sich an verbrannte Dörfer und viele Tote, die sie beim Rückzug hinterlassen haben. Da will er nicht mehr mitmachen. Und er verändert den Befehl:

„Der Feldwebel wies mit einer Kopfbewegung auf den Melder. „Sagen Sie’s ihm!“

„Sie haben in dieser Nacht“, sagte der junge Kerl heiser und räusperte sich, „die Haupttelegrafenleitung zwischen unserem Regimentsstab zum Oberkommando – Heeresgruppe Süd – zerstört. Ich betone, die Haupttelegrafenleitung, also nicht etwa irgendeine Kompaniestrippe!“

Der Mann sprach ruhig, betont, und vielleicht klang sogar in den Worten ein Bedauern mit.

Ich schwieg zunächst. Von dem, was er sagte, war für mich nur neu, dass es die Haupttelegrafenleitung gewesen war. Und Moll war stolz auf sich und dachte nur an seine Frau und an seine beiden Söhne.

Doch das Verhör geht weiter:

„Nun, Moll“, fiel ihm der Feldwebel wütend ins Wort, „wollen Sie nicht bald etwas sagen?“

„Was soll ich sagen, Feldwebel? Das wusste ich selbstverständlich nicht, das mit der Leitung!“

„Und wie lautete der Befehl, Moll?“ Er sah dabei auf den Unteroffizier, der mir den Befehl erteilt hatte.

Ich wiederholte ihn, damit waren Feldwebel und Unteroffizier von jeder Schuld frei. Das wollten sie wohl auch jetzt bestätigt haben. Bitte …“

Die entscheidende Frage lautet, wie kann man auch unter beschissenen Bedingungen trotzdem ein anständiger Mensch bleiben? Und Moll, der ehemalige Schlosser und jetzt auch ehemalige Gefreite, erfährt die zweifelhafte Ehre einer besonders zynischen Form der Begnadigung …

"Die Kinder im Tobteufelhaus" erschien 1966 als Band 57 und "Das Wunderpferdchen aus Kornhagen" 1968 als Band 66 in der Reihe "Die kleinen Trompeterbücher" des Kinderbuchverlages Berlin. In der ersten der beiden Geschichten in „Die Kinder im Tobteufelhaus / Das Wunderpferdchen aus Kornhagen“ erzählt Holda Schiller von diesem Jungen hier, wie wir gleich am Anfang des „Tobteufelhauses“ erfahren: „In einer Stadt lebte einmal ein Junge mit blonden Haaren und blauen Augen, der hatte einen so hellen Kopf, dass er alle Straßen und Plätze, alle Fabriken und Hochhäuser seines Wohnortes kannte. Er wusste allerlei über die Tiere im Zoo, über die Bäume im Park und kannte die Fahrzeuge, die an ihm vorüberfuhren. Vieles hatte er gelernt. Nur eines wollte er nicht begreifen: Dass er nachts schlafen musste.

Schickte ihn die Mutter abends ins Bett, erhob er jedes Mal ein Lamento, dass die Nachbarn darüber, darunter und daneben es hörten. „Ach, der unruhige Junge", sagten sie dann, „er will nicht schlafen, nur herumtoben. Schade um das neunmalkluge Kind! Wenn es nicht schläft, wird sein Verstand verderben, vertrocknen wie die Blume auf dem Beet, der das Wasser fehlt. Er sollte nicht so viel Rollerfahren."

An dem Roller aber hatte der Junge die größte Freude. Er pflegte ihn, er sprach mit ihm, er liebte ihn. Denn es war das geschwindeste Kinderfahrzeug, das es gab. Kein Kind weit und breit hatte einen solchen Roller. Der Junge fuhr damit von früh bis spät durch die Straßen. Er fuhr so schnell, dass hinter ihm Wind aufstieg und die Kieskörner des Fahrweges herumwirbelte.“

Die zweite Geschichte, „Das Wunderpferdchen aus Kornhagen“ ist ein Märchen, das dem Phänomen der Begabung nachspürt. Moritz, das Fohlen, ist eben erst zur Welt gekommen, kann auf seinen zarten Beinen noch gar nicht richtig stehen, als es auch schon zu springen anfängt. Und das Springen bleibt sein Liebstes. Er soll aber nicht springen, er soll ziehen, meint der Tierpfleger und spannt ihn an den Wagen. Zunächst wehrt sich Moritz, doch dann lernt er ziehen. Aber sein Liebstes bleibt ihm nach wie vor das Springen. Das kann er dann auch immer besser, immer höher und immer schöner, bis es Kunst geworden ist und er über alle und alles hinwegspringt. Nun geht er in die Stadt, will zum Zirkus. Es gelingt auch, doch der Zirkus ist eine Enttäuschung. Moritz darf nicht springen, er muss tanzen. Da wird er immer trauriger, kann nicht mehr trinken, nicht mehr essen, auch nicht mehr schlafen und kann auch nicht mehr lustig sein. Hilfe kommt ihm von Heiner und dem Clown Jonathan, die Rat wissen, sodass Moritz am Ende das tun kann und darf, was ihm das Liebste ist.

1970 erschien als Heft 121 der Blaulicht-Reihe im Verlag Das Neue Berlin die Kriminalerzählung „Modell Traumland“ von Heiner Rank.

Die Erstveröffentlichung dieses Krimis aus der damals in der DDR sehr beliebten „Blaulicht“-Reihe liegt inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Der noch immer spannende Text erlaubt neben allem anderen auch interessante Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelt des kleineren deutschen Landes. Und nur am Rande sei hier noch auf ein kleines Detail verwiesen. Achten Sie doch einmal darauf, wie diese Kriminalerzählung beginnt und mit welchem Wort die Funktion der ersten Figur beschrieben wird, die der Autor vorstellt. Kleiner Tipp: Diese Figur ist weiblich …

„Direktor Sibylle Jonas hatte Sorgen, sehr ernste Sorgen sogar. Seitdem sie etwa vor zwei Jahren die Leitung des „Einrichtungshauses Freundschaft“ übernommen hatte, war – von kleinen Schwierigkeiten selbstverständlich abgesehen – alles gut gelaufen. Und nun plötzlich dieser Rückschlag. Innerhalb des letzten Monats ein Manko von mehr als fünfzehntausend Mark. Das war das Dreifache der Durchschnittssumme. Es konnte einfach nicht mit rechten Dingen zugehen.“

Eine komplette Wohnungseinrichtung im Wert von rund zwölftausend Mark, Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer, ist verschwunden. Das kann man doch nicht einfach aus dem Lager nehmen und am Pförtner vorbei aus dem Betriebsgelände bringen. Schließlich schaltet sie die Kriminalpolizei ein. Die Befragungen der vorbestraften Betriebsangehörigen bringen keine Ergebnisse. Aber da war doch die Frau, die die Verkäuferin beschimpft hatte, weil ihre Nachbarin das neue Schlafzimmermodell „Traumland“ sofort bekommen hat, sie aber mehrere Monate warten soll. Das kann doch nur mit Bestechung möglich sein, so die Vermutung der wütenden Kundin. Eine akribische Suche nach dieser Frau beginnt:

Dem Oberleutnant war nichts weiter übriggeblieben, als sich wieder auf den Weg zu machen, um in den Ortschaften Dallgow, Birkheide und Nieplitz nach einem etwa dreißigjährigen, Kahn fahrenden Kraftfahrer zu suchen. Dallgow und Birkheide hatte er bereits ohne Erfolg abgegrast. Darüber war es später Nachmittag geworden. Er fühlte sich erschöpft von den vielen Fragen und Erklärungen. Die Hitze und der Staub der Landwege hatten ihm arg zugesetzt, und er sehnte sich nach einer erfrischenden Dusche.

Doch nun stand ihm noch Nieplitz bevor, die größte der drei Siedlungen, und es würde vermutlich Stunden dauern, bis er seinen Mann gefunden hatte. Denn dass er ihn finden würde, davon war er fest überzeugt, daran gestattete er sich nicht den geringsten Zweifel.

Er wusste, dass es wieder einmal Überstunden und einen verpfuschten Feierabend bedeuten würde, doch seine Familie hatte es längst aufgegeben, ihm deshalb Vorhaltungen zu machen. Die Frau und die beiden Kinder ertrugen es schweigend, wenn er seine Versprechungen auf pünktliches Nachhausekommen, gemeinsame Spaziergänge und dringend notwendige Reparaturen in der Wohnung nicht einhielt; er musste eben sehen, wie er mit seinem schlechten Gewissen fertig wurde.

Inzwischen hatte er den Ortseingang von Nieplitz erreicht. Die Waschbrettstrecke lag hinter ihm, die Straße wurde besser. Langsam führ er an den Häusern vorbei und hielt Ausschau nach einem Menschen, der ihm den Weg zum Rat der Gemeinde beschreiben konnte. Ländlicher Friede herrschte, nirgends war jemand zu erblicken. Gerade hatte er den zweiten oder dritten Querweg passiert, da trat er plötzlich heftig auf die Bremse. Eine dichte Staubwolke wirbelte auf. Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück. Etwa fünfzig Meter von der Dorf Straße entfernt parkte ein neuer, weinroter Skoda!

Arnold starrte nachdenklich auf den Wagen mit dem mattsilbernen Gepäckträger auf dem Dach, schlug dann das Lenkrad ein und rollte in den Querweg.

Der Skoda stand vor dem Eingang zu einem großen Garten. Auf dem Weg neben dem altersschwachen Lattenzaun häuften sich Bauschutt, Kies und die Reste eines Kachelofens.

Arnold zwängte sich durch die klemmende Gartentür und ging auf das Haus zu, das im hinteren Teil des Grundstücks lag. Es war ein weitläufiger Flachbau, an dessen Kamin und Wänden sich Efeu und gelbe Kletterrosen einen erbitterten Kampf lieferten. Brennnessel, Goldrute und überalterte Kirschbäume beherrschten das Gelände, doch hatte jemand begonnen, der wuchernden Vegetation mit Spaten und Säge zu Leibe zu rücken. Auf der freien Fläche war ein Indianerzelt aufgebaut, ringsumher lag verstreut eine ganze Wagenladung Kinderspielzeug.

Als er die Haustür erreichte, erhob sich hinter einer nahen Brombeerhecke ein schrilles Kriegsgeheul. Plötzlich umschwirrte ihn ein Hagel grüner Tomaten. Sie klatschten gegen Tür und Wand, und eine triumphierende Jungenstimme schrie: „Volltreffer, jippijeeh! Det kernt, Bleichgesicht!“

Eine Federhaube sauste hinter der Hecke entlang, und dann herrschte wieder Stille. Arnold begann zu frohlocken, obwohl der temperamentvolle Empfang seinem Anzug mehrere Flecke zugefügt hatte. Offensichtlich hatte er den Faden wiedergefunden, der im „Lichthaus Seeger & Co.“ abgerissen war.

Der Druck auf den Klingelknopf zeigte keinen Erfolg. Erst als er kräftig mit der Faust gegen das Holz schlug, hörte er tief im Innern des Hauses das blecherne Scheppern eines Eimers. Nach einiger Zeit öffnete sich plötzlich die Tür. Vor ihm stand eine Frau. Barfuß, mit nicht viel mehr als einer hellgrünen Schürze bekleidet. Das kastanienbraune Haar hatte sie mit einem Band zu einem kleinen Pferdeschwanz aufgebunden.

„Oberleutnant Arnold, Kriminalpolizei. Ich möchte Sie um eine Auskunft bitten.“

„Nanu“, sagte sie und blies sich eine Haarsträhne aus dem erhitzten Gesicht. „Worum geht‘s denn?“

„Mich interessiert das Schlafzimmer, Modell Traumland. Sie erwähnten es vor zwei Tagen im ,Einrichtungshaus Freundschaft‘.“

Sie machte runde Augen. „Wie bitte?“

„Genauer gesagt, ich möchte wissen, bei wem das Schlafzimmer steht.“

Der Roman „Manisch“ von Erich-Günther Sasse erschien 1990 bei Hinstorff Verlag GmbH Rostock.

Kann ein Künstler ein Volk führen? Manisch, ein Schriftsteller unserer Tage, recherchiert die Todesumstände seines verschollenen Vaters und entdeckt, dass er Erbfolgekönig des im Geheimen lebenden wendischen Volkes ist. Trotz erzwungener Anpassung an christliche Glaubens- und Machtverhältnisse und an die wechselvolle Geschichte der Deutschen konnten die Wenden ihre verborgene Identität bewahren, denn sie hatten das Schwert beiseite gelegt und wurden Bauern.

Krone und Zepter wurden über Jahrhunderte weitervererbt. Nun käme die Reihe an Manisch. Doch reale Macht und Kunst sind nach den Vorstellungen von Manischs Großmutter, der schon zur Legende gewordenen, letzten herrschenden Wendenkönigin, unvereinbar. Mit dem scharfen Blick der Wissenden erkennt sie nicht nur Ehrgeiz und Größe, sondern auch Zweifel, Ratlosigkeit und Ruhmsucht im Wesen ihres Enkels. Lange zögert sie, ehe sie sich entschließt, die Geheimnisse der Macht und die Erbschaft des Thrones einem Unbekannten zu übergeben.

Manisch bleibt verstrickt in der Banalität seines Alltags. Krieg, Macht und Kunst sind Schlüsselprobleme dieses Künstlerromans, der, überraschend und herausfordernd, traditionelle Vorstellungen vom Mythos des Künstlers zerstört:

Die Frau kam mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern, setzte sich ihm gegenüber und fragte: Möchtest du? Ohne seine Antwort abzuwarten, goss sie das Glas voll. Sie hob es und sagte: Auf dein Wohl!

Auf unser Wohl! Sie stießen kurz an, bevor jeder einen kleinen Schluck trank. Als sie das Glas auf den Tisch stellte, fragte die Frau: Wer ist Jaroslaw? Bevor Manisch antworten konnte, klingelte es mehrere Male schrill und heftig.

Wer kommt denn jetzt noch? Die Frau sah zur Uhr. Manisch glaubte, Kinder oder Jugendliche hätten sich einen Spaß erlaubt, und rührte sich nicht. Weil es wieder klingelte, stand er schließlich auf und öffnete die Tür. Als er seine Mutter draußen stehen sah, erschrak er. Sie kam sonst nur, wenn sie sich mindestens eine halbe Woche vorher angemeldet hatte, also musste wirklich Ernstes geschehen sein.

Die Mutter schien außer sich. Sie rang nach Luft. Ihre Haare standen wirr durcheinander. Das Gesicht zuckte. Sie strich mit den Fingerspitzen der rechten Hand über die Wange, die geschwollen aussah.

Sie ist doch nicht etwa gefallen, dachte Manisch verwunden, oder vielleicht hat sie Zahnschmerzen! Ein Gedanke durchfuhr ihn: Als ob jemand sie geschlagen hätte!

Kann ich vielleicht reinkommen, fragte sie mit zitternder Stimme. Natürlich, das weißt du doch! Mutti ist es, rief Manisch und schloss die Tür. Die Frau kam sofort. Was ist denn passiert, fragte sie.

Manisch schob die Mutter in die Stube. Dabei fühlte er, wie mager sie war und dass sie immer noch zitterte. Nie zuvor hatte er sie so durcheinander gesehen.

Ich möchte euch wirklich nicht stören, murmelte sie kaum hörbar und setzte sich.

Du störst uns nicht, sagte Manisch und fügte ungeduldig hinzu: Sag doch schon, was passiert ist!

Die Mutter ließ den Kopf hängen. Wie ein kleines Mädchen, das Schutz bei seinen Eltern sucht, sagte sie: Man hat mich geschlagen!

Geschlagen, das Wort blieb Manisch fast im Hals stecken. Unmöglich, dachte er, wer soll sie geschlagen haben, sie hat doch keinem je was zuleide getan!

Wer hat dich geschlagen, fragte er.

Als Heft 477 der Reihe „Das neue Abenteuer“ im Verlag „Neues Leben Berlin“ erschien 1986 die Wissenschaftlich-fantastischen Erzählung „Vikonda“ von Carlos Rasch.

Jill und Leo wurden von der Erde zu einem Planeten der Wega geschickt, um nach einer von fünf Erkundungsgruppen der MORGENSTERN zu suchen, die seit Jahren vermisst wurden. Als sie mit einem Raumgleiter am Strand einer Insel landen, werden sie von großen, käferähnlichen Wesen, den Krabbieren, gefangengenommen. Leo überlebt den Kampf nicht, aber Jill wird, schwer verletzt, von Vitrée Lavál, einer Überlebenden der MORGENSTERN, gesund gepflegt. Vitrée kann sich inzwischen mit den Bewohnern verständigen und erwirkt für Jill eine VIKONDA, nach der der Visionär über das Schicksal von Jill entscheidet. Werden beide die Insel wieder verlassen können?

Und hier ein Textauszug über das erste Zusammentreffen mit den seltsamen Wesen:

Sie überlegten beide, was das für Lebewesen sein mochten, die hier ihre Nachkommenschaft von der Sonne ausbrüten ließen. In irdischen Maßstäben ausgedrückt, mochten es Schildkröten, Schlangen, Krebse, Molche, Frösche oder gar Großinsekten sein. Daheim auf der Erde bleiben solche Gelege ihrem Schicksal überlassen. Doch das konnte auf dieser Welt ganz anders sein. Leo blickte abwechselnd auf die Baumfront hinter den Dünen und auf das wogende Tangfeld, als befürchte er, jeden Moment könnten Scharen wilder Tiere mit Gebrüll hervorbrechen, um ihre Gelege zu schützen.

„Vielleicht sind es die Eier der robbenartigen Seesterne, die ich vorhin auf der anderen Inselseite zwischen den Klippen gesehen habe“, sagte Jill. „Dann brauchen wir keine Elterninstinkte zu fürchten.“

„Egal. Lass uns verschwinden! Ich mache schleunigst einen kleinen Countdown. Es ist höchste Zeit dafür!“, rief Leo. „Ich möchte nicht zu Fuß unterwegs sein, falls die Eierleger doch noch in Erscheinung treten. Wahrscheinlich stecken sie in den Tangfeldern zwischen den Buhnen.“

„Also los! Starten wir, und nähern wir uns dem Modul lieber doch von See her“, stimmte Jill verdrossen zu.

Als sie sich umdrehten, um zur Fähre zurückzueilen, standen, wie aus dem Boden gestampft, apokalyptische Gestalten vor ihnen. Ungefähr von gleicher Größe wie die Raumfahrer, besaßen sie eine Körperoberfläche aus Weichteilen, Chitinschalen und Hornschuppen. Die Menschen und die Wesen starrten einander an. Dann ließen die Fremden mit verblüffender Schnelligkeit ihre Gliedmaßen wirbeln. Sie griffen die Raumfahrer an. Eine klebrige Masse klatschte gegen die Sichtscheiben und verschleierte das Blickfeld. Jill fühlte, wie er zu Boden geworfen wurde und sein Helm auf einen Stein krachte. Entsetzt rang er nach Luft. Ihm schwanden die Sinne.

Als Jill nach einiger Zeit wieder die Augen öffnete, umgab ihn dämmriges, grünes Licht. Ein Gewirr von Blättern versperrte das Blickfeld wie eine Wand. Das Astwerk, an dem sie wuchsen, war schlingenartig ausgebildet. Vereinzelt durchbrachen grelle Sonnenstrahlen hoch über ihm die Baumkronen. Der Boden, auf dem er lag, schwankte, und die Wipfel wanderten langsam über ihm dahin. Er meinte, so etwas wie den Strang einer Seilbahn aus zähen Ranken über sich zu erkennen. Offenbar war er in einer gondelförmigen Laubkapsel unterwegs.

Sobald sie zum Stillstand kam, hob Jill den Kopf und entdeckte, dass er wie in einen Kokon eingesponnen war. Schlagartig kam ihm die Erinnerung an den Überfall. Er fragte sich, wie er in dieses Dickicht geraten war. In diesem Augenblick bewegte sich neben ihm die Laubwand und gab nach. Jemand von vertraut menschlicher Gestalt kletterte zu ihm in die Gondel und beugte sich über ihn. Er blinzelte überrascht: Es war eine irdische Frau! Sie musterte ihn, schob danach einen Arm unter seinen Kopf und hielt ihm eine flache Holzschale mit einem zierlich geschnittenen Schnabel an den Mund. Er trank.

„Ich bin erleichtert, ein menschliches Wesen zu sehen“, murmelte er dann. „Bin ich gerettet?“

„Nein“, antwortete sie.

Viel Vergnügen beim Lesen, und bleiben auch Sie weiter vor allem schön gesund und munter und bis demnächst.

Und um es noch einmal deutlich zu sagen, diese Woche ist Buchmessewoche. Die wird am 27. April 2023 in Leipzig eröffnet und läuft bis zum Sonntag, 30. April 2023. Mit dabei ist übrigens auch EDITION digital. Zwar nicht mehr mit einem eigenen Stand wie noch zu Messezeiten vor Corona, aber immerhin als Gast bei anderen Ausstellern. Sollten Sie also nach Leipzig fahren und die Bücher und E-Books von EDITION digital suchen, dann merken Sie sich bitte den Hauptaussteller: Westarp-Verlagsservice GmbH und Halle 2, Stand D309. Und am Freitag können Sie dort auch die Verlegerin treffen.

Gastland der Leipziger Buchmesse ist in diesem Jahr übrigens Österreich. Was wissen Sie von diesem Nachbarland und seiner Literatur?

Über die EDITION digital Pekrul & Sohn GbR

EDITION digital war vor 28 Jahren ursprünglich als Verlag für elektronische Publikationen gegründet worden. Inzwischen gibt der Verlag Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) sowie Kinderbücher gedruckt und als E-Book heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Bücher ehemaliger DDR-Autoren werden als E-Book neu aufgelegt. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, fast 1.300 Titel. E-Books sind barrierefrei und Bücher werden klimaneutral gedruckt.

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