In Deutschland gibt es, Stand 1. Juli 2023, 97.495 Ladepunkte öffentlich zugängliche Ladepunkte, davon 18.577 Schnellladepunkte** (Quelle: Bundesnetzagentur). Damit kommen in Deutschland zum Stichtag 1. Juli im Durchschnitt 21 E-Pkw auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Beim letzten VDA-E-Ladenetzranking, Stand 1. Januar 2023, waren es noch 23 E-Pkw, die auf einen öffentlichen Ladepunkt kamen. Während das Delta zwischen Bedarf und Angebot über Jahre gewachsen ist, hat sich die große Lücke nun etwas verkleinert. Der Nachholbedarf bleibt jedoch groß.
Um das Ziel von 1 Million Ladepunkten im Jahr 2030, das auch die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag und jüngst in der Nationalen Industriestrategie ausdrücklich festgehalten hat, zu erreichen, müsste sich das Ausbautempo der vergangenen zwölf Monate mehr als verdreifachen. Hinzu kommt: In rund der Hälfte (48 Prozent) aller 10.773 Gemeinden in Deutschland gibt es immer noch keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt.
Für die Ladezeit und die Auslastung der Ladepunkte spielt deren Ladeleistung eine wichtige Rolle. An Schnelladepunkten können in der gleichen Zeit deutlich mehr E-Pkw geladen werden als an Normalladepunkten. Betrachtet man die Ladeleistung, die pro E-Pkw in Deutschland Durchschnittlich zur Verfügung steht, um den Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur abzubilden, so ergibt sich nun eine Trendwende: Während diese Kurve seit 2020 über die Jahre kontinuierlich von 3,4 kW auf 1,4 kW am 1. Januar 2023 (Datenstand des letzten VDA-E-Ladenetzrankings) fiel, steigt die pro E-Auto zur Verfügung stehende Ladeleistung zum 1. August dieses Jahres auf 1,7 kW. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass im bisherigen Jahresverlauf verstärkt Schnellladepunkte mit hoher Ladeleistung hinzugebaut wurden. Die VDA-Auswertung zeigt jedoch auch: In acht von zehn Gemeinden in Deutschland gibt es nach wie vor nicht einen einzigen Schnellladepunkt.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller: „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine der drängendsten Infrastrukturaufgaben für Deutschland, wurde aber lange viel zu sehr vernachlässigt. Dabei ist klar: Der Erfolg der E-Mobilität steht und fällt wesentlich mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die Menschen brauchen die Gewissheit, überall und zu jeder Zeit unkompliziert laden zu können, damit sie auf die E-Mobilität umsteigen. Die Verfügbarkeit ist beim Laden das ausschlaggebende Kriterium für die Kundenzufriedenheit. Dass es in jeder zweiten Gemeinde in Deutschland nicht einen einzigen Ladepunkt gibt, ist ernüchternd und verdeutlicht den politischen Handlungsbedarf.“
Eine Allensbach-Studie im Auftrag des VDA zeigte erst jüngst: 68 Prozent der Befragten sehen das Angebot an Lademöglichkeiten in der eigenen Umgebung kritisch, 61 Prozent meinen dies für die Orte, an denen sie einkaufen, und 49 Prozent sehen Defizite auf Autobahnen und Landstraßen.
Insbesondere auch vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse sei es gut, dass das Tempo beim Ladeinfrastrukturausbau zuletzt angezogen und insbesondere der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur forciert wurde, so Müller. „Das muss nun unbedingt so weitergehen, denn Deutschlands Nachholbedarf ist groß.“
Müller weiter: „Das Stromnetz hat beim Erfolg der E-Mobilität eine Schlüsselrolle, doch auch hier ist der Nachholbedarf erheblich. Für die Herausforderungen, die mit der Energiewende und dem Markthochlauf der E-Mobilität kommen, ist das Stromnetz aktuell nicht gerüstet. Die Netze müssen jetzt dringend beschleunigt ausgebaut werden. Zudem muss der Ausbau der Stromnetze vorausschauend, das heißt am künftigen Bedarf orientiert, erfolgen. Wie im Koalitionsausschuss verständigt, muss dieser vorausschauende Ausbau jetzt auch gesetzlich verankert und zügig umgesetzt werden.“
Die VDA-Präsidentin spricht sich außerdem für ein konsequentes Monitoring des Ladeinfrastrukturausbaus durch die Bundesregierung aus. Die interministerielle Arbeitsgruppe für das Thema Ladeinfrastruktur müsse auf die Umsetzung der Maßnahmen und die Einhaltung der Fristen pochen, die der Masterplan Ladeinfrastruktur II der Bundesregierung vorsieht. „Verzögerungen bei der Umsetzung der Maßnahmen könnten den Erfolg der E-Mobilität in Deutschland gefährden. Das darf nicht passieren.“
Weiterhin blieben schnellere Planungs- und Genehmigungsprozesse zentral. „Wir brauchen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur eine Planungsbeschleunigung, als Automobilindustrie haben wir hierzu konkrete Vorschläge gemacht“, so die VDA-Präsidentin.
„Die Unternehmen der Automobilindustrie sind bereits mit vielen Projekten engagiert und bringen den Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur kontinuierlich voran. Dieses Engagement werden wir fortsetzen und somit weiterhin den erfolgreichen Hochlauf der E-Mobilität ermöglichen“, ergänzt die VDA-Präsidentin.
Die Ergebnisse des VDA-E-Ladenetzrankings
Das VDA-E-Ladenetz-Ranking ist eine statistische Auswertung, die auf den amtlichen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes und der Bundesnetzagentur beruht. Was hier gemeldet ist, findet Eingang in die Auswertung, die in drei Bereiche unterteilt ist:
Der T-Wert gibt an, wie viele E-Autos sich einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen. Hier gibt es mit Ingolstadt (Bayern) einen neuen Spitzenreiter. In Ingolstadt kommen auf einen öffentlichen Ladepunkt lediglich 4,2 E-Pkw. Beim letzten VDA-E-Ladenetzranking hatte noch Emden den ersten Platz belegt, nun findet sich die niedersächsische Stadt auf Rang 2 wieder. Hier kommen statistisch betrachtet 5,3 E-Pkw auf einen öffentlichen Ladepunkt. Neu auf dem Treppchen: Salzgitter. Die niedersächsische Stadt konnte gegenüber dem letzten Ranking zehn Plätze gut machen und belegt nun den dritten Platz. Kamen hier zuletzt noch 10,1 E-Pkw auf einen öffentlichen Ladepunkt, sind es nun nur noch 5,8 E-Pkw.
Sachsen mit bestem Verhältnis von E-Pkw zu öffentlichen Ladepunkten für E-Pkw
Der Blick auf die Bundesländer zeigt: In Sachsen kommen 13,9 E-Pkw auf einen öffentlichen Ladepunkt. Damit hat Sachsen erneut das beste Verhältnis von Ladepunkten zu E-Pkw und kann so seinen Spitzenplatz unter den Bundesländern verteidigen. Wie auch beim letzten VDA-E-Ladenetzranking folgen auf den Plätzen zwei und drei Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Danach: Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Bremen und Bayern. Berlin hat unter den Ländern den größten Sprung nach vorne gemacht und sich um vier Plätze auf Rang 8 verbessert. Brandenburg, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Hamburg folgen. Die genannten Länder haben einen besseren T-Wert als der Bundesdurchschnitt (21,1). Dahinter: Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland. Zwar konnte das Saarland sein Verhältnis von Ladepunkten zu E-Pkw verbessern, liegt aber dennoch auf dem letzten Platz. Hier kommen statistisch betrachtet 30,0 E-Pkw auf einen öffentlichen Ladepunkt, mehr als doppelt so viele wie in Sachsen. Natürlich gibt es aber auch strukturelle Unterschiede in den Bundesländern, so ist der E-Pkw-Bestand in den neuen Bundesländern noch vergleichsweise gering.
Der A-Wert stellt die grundsätzliche Attraktivität des Ladenetzes im Landkreis oder in der Stadt dar. Dafür wird die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte ins Verhältnis zu sämtlichen im Landkreis oder in der Stadt zugelassenen Autos gesetzt, unabhängig von deren Antriebsart. Der Wert zeigt also an, wie attraktiv der Landkreis bzw. die Stadt für den Umstieg auf die Elektromobilität ist. Im A-Wert-Ranking hat Ingolstadt (Bayern) ebenfalls die Nase vorn. Die Stadt Regenburg (Bayern) macht gegenüber der letzten Auswertung einen Platz gut und belegt nun den zweiten Platz. Auf Platz 3 liegt Emden (Niedersachsen).
Thüringen liegt beim Schnellladen an der Spitze
Der S-Wert zeigt, wie viele E-Pkw sich statistisch betrachtet einen Schnellladepunkt teilen müssen. Hier ist wegen der noch vergleichsweise schwachen Verbreitung eine statistische Auswertung auf Ebene der Bundesländer sinnvoll. Diese Auswertung zeigt: Der Bundesdurchschnitt liegt beim S-Wert bei 110,8. Anders formuliert: In Deutschland kommen durchschnittlich rund 111 E-Pkw auf einen Schnellladepunkt. Dieser Wert hat sich seit dem letzten VDA-E-Ladenetzranking deutlich verbessert: Zum Stichtag 1. Januar 2023 lag er noch bei 141,7 gelegen.
Die ersten drei Plätze beim S-Wert belegen wie bereits bei der letzten Auswertung Thüringen (48,2), Sachsen-Anhalt (50,0), und Mecklenburg-Vorpommern (51,0). Es folgen: Sachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bayern. Im Freistaat kamen mit 1.176 Schnellladepunkten gegenüber der letzten Auswertung die meisten hinzu. Hamburg, das sich um zwei Plätze verbessern konnte, belegt den zehnten Rang. Dahinter: Berlin, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hessen und das Saarland, wo statistisch gesehen auf einen öffentlichen Schnellladepunkt 189,8 E-Pkw kommen.
Die Bundesnetzagentur weist zum Stichtag des neuen VDA-E-Ladenetzrankings (1. Juli 2023) 16.954 öffentliche Ladepunkte mehr aus als noch zum 1. Januar. Dabei verlief der Ladepunktausbau besonders dynamisch beim Spitzenreiter Ingolstadt, wo 859 öffentliche Ladepunkte hinzukamen. In der Stadt Berlin waren es 630, in Hamburg 333.
Anbei stehen Ihnen zur Verfügung: Datenblätter zu den jeweiligen Bundesländern mit den Spitzenreitern aller 13 Flächenländer sowie außerdem Rankings der Bundesländer untereinander für alle drei Werte (T-, A- und S-Wert).
*Das VDA-Ladenetz-Ranking basiert auf Daten der Bundesnetzagentur (BNetzA) zur Anzahl der Ladepunkte in deutschen Landkreisen und Städten mit dem Stichtag 1. Juli 2023 sowie des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zum Pkw- und E-Pkw-Bestand, ebenfalls zum Stichtag 1. Juli 2023. Neuere Daten zum Pkw-Bestand liegen nicht vor. Zwar weist die Bundesnetzagentur für die öffentlichen Ladepunkte in Deutschland neuere Daten aus (101.421 Ladepunkte, davon 19.859 Schnellladepunkte zum Stand 1. August 2023), aus Gründen der statistischen Vergleichbarkeit muss bei den öffentlichen Ladepunkten und dem Pkw-Bestand jedoch der gleiche Stichtag (1. Juli 2023) verwendet werden.
** Nach Definition der Bundesnetzagentur kann an einem Schnellladepunkt Strom mit einer Ladeleistung von mehr als 22 Kilowatt geladen werden.
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