Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen erinnert seit 1993 an die Verpflichtung der Vereinten Nationen (UN), die Rechte und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen umfassend zu sichern. Der Aktionstag wurde eingeführt, um Gleichberechtigung zu stärken, Diskriminierung entgegenzuwirken und Fortschritte bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sichtbar zu machen. In Deutschland ist das Thema Barrierefreiheit im Gesundheitswesen ständig präsent: Der von der Vorgängerregierung geplante Aktionsplan für die Umsetzung von Barrierefreiheit im Gesundheitswesen, der die wesentlichen Probleme von Menschen mit Behinderungen in den Fokus rücken sollte, wurde von der aktuellen Regierung nicht weiterverfolgt und viele Probleme bleiben weiterhin ungelöst.

Barrierefreie Versorgung im Fokus

Für Menschen mit MS sind körperliche Einschränkungen wie Gangunsicherheit oder Muskelschwäche entscheidend für den Zugang zur medizinischen Versorgung. Viele benötigen Rollatoren oder Rollstühle, um Praxen und Therapiezentren nutzen zu können. Der Zugang zum Frauenarzt oder zum Urologen, ist häufig sehr schwierig, wenn ein Rollstuhl genutzt werden muss – nicht überall stehen ausreichend barrierefreie Praxen zur Verfügung. Auch bei Zahnarztpraxen ist das Angebot an barrierefreien Behandlungsplätzen nach wie vor unzureichend.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass nach wie vor nur etwa 36 % der Arztpraxen, sowie 25% der psychologisch-psychotherapeutischen Praxen ein Merkmal von Barrierefreiheit aufweisen.1 Das verdeutlicht, wie stark Menschen mit Behinderungen, somit auch einige Menschen mit MS, nach wie vor von unzugänglichen Strukturen im Gesundheitswesen betroffen sind. Barrierefreie Zugänge, ausreichend Platz in Wartebereichen und geeignete Behandlungsliegen sind nicht nur Komfort, sondern entscheidende Voraussetzungen dafür, dass Menschen mit Behinderungen überhaupt regelmäßig ärztliche Versorgung erhalten und selbstbestimmt am Gesundheitssystem teilhaben können.

Herausforderungen jenseits sichtbarer Einschränkungen

Neben den körperlichen Einschränkungen bringen unsichtbare Symptome wie Fatigue, Konzentrationsprobleme oder kognitive Beeinträchtigungen zusätzliche Herausforderungen mit sich. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, lange Wartezeiten, komplexe Antragswege oder schwer verständliche Informationen zu bewältigen. Auch digitale Angebote können nur dann hilfreich sein, wenn sie leicht zugänglich und gut erklärt sind. Für Menschen mit MS ist es entscheidend, dass Informationen verständlich aufbereitet, Termine und Therapiepläne klar strukturiert und Entscheidungen über Behandlungen nachvollziehbar gestaltet werden. Nur so können sie ihre Versorgung selbstbestimmt organisieren und trotz unsichtbarer Einschränkungen aktiv am Gesundheitssystem teilhaben.

Barrierefreiheit als Schlüssel für Teilhabe und Selbstbestimmung

Trotz der bestehenden Fortschritte bleibt die Umsetzung barrierefreier Strukturen im Gesundheitswesen eine zentrale Herausforderung. Für Menschen mit Behinderung ist es entscheidend, dass Praxen, Therapiezentren und digitale Angebote nicht nur theoretisch barrierefrei sind, sondern tatsächlich den Alltag erleichtern. Die jüngsten parlamentarischen Nachfragen verdeutlichen, dass Defizite erkannt und Reaktionen gefordert werden. Eine konsequente Förderung barrierefreier Zugänge, leichter verständlicher Informationen und nutzerfreundlicher digitaler Lösungen kann entscheidend dazu beitragen, dass Menschen mit MS selbstbestimmt am Gesundheitssystem teilhaben und regelmäßig medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können.

Auch der Bundesbeirat MS-Erkrankter (BBMSE) fordert regelmäßig, Barrieren im Gesundheitswesen, die die Zugänglichkeit einschränken, abzubauen. “Die aktuellen Zahlen zur Barrierefreiheit im Gesundheitswesen sind ernüchternd”, heißt es vom Vorstand Ulf Blohm. “Für uns Betroffene ist Barrierefreiheit kein Komfort, sondern eine Grundvoraussetzung für medizinische Teilhabe – sei es durch zugängliche Praxen, ausreichend Platz für Mobilitätshilfen oder verständliche Informationen in leichter und einfacher Sprache. Wir erleben täglich, wie sowohl sichtbare Einschränkungen wie Gehprobleme als auch unsichtbare Symptome wie Fatigue oder kognitive Belastungen Menschen daran hindern, die medizinische Versorgung zu nutzen, auf die sie angewiesen sind.”

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen erinnert daran, dass Barrierefreiheit kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für Teilhabe und Gleichberechtigung ist. Es gilt weiterhin die erkannten Lücken zu schließen und sicherzustellen, dass niemand aufgrund von Barrieren von der Versorgung ausgeschlossen wird.

Redaktion: DMSG-Bundesverband e.V. 02.12.2025

1 https://www.bundestag.de/… 

Über den Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.

Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, mehr als 3380 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 220 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG 42.000 Mitglieder.

Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 240.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.

MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.

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