In Hügelshart, einem Ortsteil des Städtchens Friedberg in Bayern, ist 2016 / 2017 eine besondere Neubausiedlung entstanden: Deutschlands erste Effizienzhaus-Plus-Siedlung, erstellt nach den Kriterien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Bau für Effizienzhaus-Plus-Häuser. Zentraler Bestandteil des energetischen Konzeptes sind Stiebel-Eltron-Wärmepumpen als Heizungsanlagen. Alle Gebäude, durchweg als KfW-55-Häuser errichtet, sind darüber hinaus mit einer Photovoltaik-Anlage sowie einem Batteriespeicher ausgestattet.

Geplant und realisiert wurde die energieeffiziente Siedlung von der „asset bauen wohnen gmbh“ aus Augsburg in Kooperation mit der BayWa. Es sind neun Einfamilienhäuser sowie zwei Doppelhäuser gebaut worden, so dass insgesamt 13 Wohneinheiten entstanden sind. In jeder Einheit wurde eine Luft-Wärme-Zentrale LWZ 504 von Stiebel Eltron installiert – das Integralgerät mit integrierter Luft-Wasser-Wärmepumpe übernimmt alle haustechnischen Funktionen: kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, Heizung und Warmwasserbereitung sowie auf Wunsch auch Kühlung des Gebäudes über die Heizflächen.

Nach rund einem Jahr seit Bezug der Häuser liegen jetzt erste Daten vor. „Es handelt sich hier nicht um eine Musterhaussiedlung oder ein Förderprojekt. Wir wollten etwas Vernünftiges und zugleich Zukunftsweisendes bauen. Es sollten massiv gebaute, architektonisch anspruchsvolle Häuser sein, und sie sollten bezahlbar sein“, so Bernhard Jakob von der asset wohnen bauen gmbh. Steffen Mechter von BayWa Baustoffe erklärt die gemeinsame Vorgehensweise: „Wir haben sehr intensiv geplant und dabei die Varianten mit dem besten Verhältnis aus Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit gewählt. Dabei wurde auch der Bedarf an Haushaltsstrom mit einbezogen.“ Das Ergebnis könne sich sehen lassen, sind die Projektpartner überzeugt.

Auch Elke Dehlinger von der BayWa r.e., die für das energetische Konzept zuständig war, zieht ein positives Fazit. „Es zeigt sich, dass der Ansatz der Projektbeteiligten genau richtig war: Mit dem Einsatz von bewährten Standard-Komponenten in der Haustechnik, passend dimensioniert und klug kombiniert, können hervorragende energetische Kennwerte erreicht werden.“

Dadurch, dass die Wärmepumpen-Heizungsanlagen den Strom von der PV-Anlage nutzen können, kann die Eigenverbrauchsquote des selbst erzeugten Stroms im Vergleich zu Gebäuden ohne Wärmepumpe massiv erhöht werden: „Wir liegen dort bei rund 40 Prozent“, so Oliver Bast, Produktmanager von Stiebel Eltron. „Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Bewohner über das Jahr gesehen im Durchschnitt eine Autarkiequote von knapp 50 Prozent erreicht haben – also fast die Hälfte ihres Gesamtstrombedarfs mit eigenem Strom decken konnten. Rechnet man in den Gesamtbedarf noch die kostenlose Umweltenergie ein, die die Wärmepumpen gewonnen haben, liegt die Autarkiequote sogar bei 77 Prozent! Wenn man diese Zahlen sieht, dürfte eigentlich kein Haus mehr ohne PV-Anlage und Wärmepumpe gebaut werden.“

Im Durchschnitt entsprechen die Ergebnisse in etwa den in der Planungsphase vorhergesagten, über Simulationen ermittelten Zahlen. „Es zeigt sich aber auch, dass es durchaus Ausreißer in beide Richtungen gibt“, so Steffen Mechter. „Das Verhalten der Bewohner hat demzufolge deutlich höhere Auswirkungen als angenommen auf die energetische Bilanz des Gebäudes. Dabei muss die bessere Effizienz des Gesamtsystems aufgrund eines energiebewussten Verhaltens keinesfalls mit Komforteinbußen einhergehen – das bestätigen uns auch die Bewohner.“

Elke Dehlinger sieht noch weiteres Optimierungspotenzial: „Im Moment wird ein temporäres Überangebot an selbst produziertem Strom über das Energiemanagementsystem mithilfe der Wärmepumpe und des elektrischen Batteriespeichers soweit möglich genutzt. Zukünftig könnten weitere Verbraucher in das Management eingebunden werden, wie zum Beispiel Elektroautos oder smarte Haushaltsgeräte. Abhängig von dem zu erwartenden PV-Ertrag und dem zu erwartenden normalen Stromverbrauch – beide Parameter kann das Managementsystem prognostizieren – können die größten Verbraucher im Haus dann intelligent geplant werden.“

Einig sind sich die Projektpartner darüber, dass die von Anfang an hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten ein Schlüssel für das Gelingen des Projektes war. Die Daten der Siedlung werden auch in den kommenden zwei Jahren noch ausgewertet. Die Unternehmen versprechen sich daraus weitere wichtige Erkenntnisse für die Konzeption und Nutzung von Energieeffizienzhäusern Plus sowie für die stetige Verbesserung des Eigenverbrauchs und somit der stärkeren Unabhängigkeit vom Energielieferanten.

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