Die liebenswerten Schwächen seiner Zeitgenossen waren für Neil Simon ein unerschöpflicher Quell seiner Kreativität. Der erfolgreichste Dramatiker des Broadway beobachtete Menschen mit einem fast sezierenden, aber auch mit einem warmherzigen Blick und machte aus deren Leben den Stoff seiner feinhumorigen Theaterstücke. In seiner Komödie »Sonny Boys«, die am 11. Januar 2020 im Komödienhaus Premiere hat, stehen zwei wunderbar kauzige, nicht mehr ganz junge Männer im Mittelpunkt: Ein einstmals sehr erfolgreiches und nun heillos verstrittenes Komikerduo, die Sonny Boys Willie Clark und Al Lewis. Frank Lienert-Mondanelli und Stefan Eichberg spielen diese beiden Paraderollen für erfahrene Komödianten. Jens Kerbel, der für das Theater Heilbronn schon so manchen Komödienhit inszeniert hat, führt Regie. Ausstatterin ist Carla Friedrich, die mit Jens Kerbel schon gemeinsam die Komödien »Rita will’s wissen« und »Der Vorname« realisiert hat.

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Sie waren zwei Sterne am Komikerhimmel, die gemeinsam strahlten: Lewis und Clark – die Sonny Boys. Der eine undenkbar ohne den anderen. 43 Jahre lang brachten die Komiker Willie Clark und Al Lewis das ganze Land zum Lachen. Dann plötzlich, von einem Tag auf den anderen, war es aus zwischen den beiden – niemand weiß warum. Seit 11 Jahren haben sie sich nicht mehr gesehen. Mit ihrer Trennung endete auch beider Karriere.

Willie Clark haust mittlerweile in einem Zimmer in einem heruntergekommenen Hotel und trauert den alten Zeiten des Ruhms, aber nicht seinem Bühnenpartner nach. Sein Neffe Ben kümmert sich um ihn und versucht ihm hin und wieder einen Job als Schauspieler zu besorgen. Aber Willie ist ein alter Grantler geworden, der sich kaum noch den Text merken kann. Und so vermasselt er einen Auftritt nach dem anderen. Das Geld wird immer knapper und Willies Laune stetig schlechter, obwohl er behauptet: »Ich bin glücklich, ich sehe nur unglücklich aus.«

Da zieht sein Neffe eines Tages einen ganz dicken Fisch an Land: Ein großer Fernsehsender stellt ein ordentliches/dickes Honorar in Aussicht, wenn Willie Clark und Al Lewis noch ein einziges Mal zusammen auftreten und ihren erfolgreichsten Sketch »Der Doktor und die Steuerprüfung« spielen. Doch Willies Antwort lautet NEIN. Al Lewis hingegen, der inzwischen bei der Familie seiner Tochter untergekrochen ist, wäre zu einem einmaligen Comeback der Sonny Boys bereit. Um der guten alten Zeiten willen …

Lachen als Verteidigung gegen die Zumutungen des Lebens

Neil Simons Komödienhit aus dem Jahre 1972, der sich auf den Bühnen der Welt ungebrochener Beliebtheit erfreut, ist eine liebevolle Hommage an das amerikanische Vaudeville der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus dem Schauspieler wie Buster Keaton, die Marx Brothers, Cary Grant oder Judy Garland hervorgegangen sind. Als Kind war das Kino für Neil Simon ein Zufluchtsort aus seinem zerrütteten Elternhaus, das Lachen sein Schutzschild gegen die Zumutungen des Lebens. Bis zum Schluss wollte er nichts anderes, als sein Publikum zum Lachen zu bringen. Wie schwer die Arbeit an der Leichtigkeit, die Jagd nach immer neuen Pointen ist, zeigt er in den »Sonny Boys« auf charmante Weise. Er thematisiert auch die Furcht vorm Älterwerden, vor dem Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit, aber auch den Wert von Freundschaft. Simon plädiert für Großzügigkeit gegenüber eigenen Fehlern und denen seiner Mitmenschen und paart wie in all seinen Komödien rasanten Sprach- und Irrwitz mit Melancholie und Tiefsinnigkeit.

Neil Simon wurde 1927 in New York geboren und wuchs in der Bronx auf. Nach Studium, Militärdienst und der Pressearbeit für das New Yorker Warner Brothers-Büro arbeitete er als freischaffender Sketch-Autor – unter anderem im Team neben Mel Brooks, Woody Allen und Carl Reiner für die legendäre TV-Serie »Your Show of Shows«. Als Theaterautor trat er zum ersten Mal 1955 am Broadway in Erscheinung, als ein Sketch-Programm mit seinen Texten Premiere hatte. Den endgültigen Durchbruch erlebte er 1963 mit seinem Stück »Barfuß im Park« mit Robert Redford in der männlichen Hauptrolle, die dieser nach 1530 Vorstellungen am Broadway auch in der Verfilmung übernahm. Mit insgesamt 30 Bühnenstücken und ebenso vielen Drehbüchern, darunter »Ein seltsames Paar“, »Plaza Suite« oder Musicals wie »Sweet Charity« wurde er zum populärsten Us-amerikanischen Drehbuch- und Bühnenautor. Anlässlich seines Todes im August 2018 würdigte die New York Times Simon als »Theater-Autor, dessen Name synonym mit Broadway-Komödien und Erfolg war«. Er habe dazu beigetragen, »den amerikanischen Humor neu zu definieren«.

Premiere am 11. Januar 2020, 20 Uhr, Theater Heilbronn, Komödienhaus
Sonny Boys
Von Neil Simon

Regie: Jens Kerbel
Ausstattung: Carla Friedrich
Dramaturgie: Dr. Mirjam Meuser

Willie Clark, Komiker: Frank Lienert-Mondanelli
Al Lewis, sein ehemaliger Partner: Stefan Eichberg
Ben Silverman, sein Neffe und Agent: Marek Egert
Krankenschwester/Schwester: Marie Ulbricht

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