„Der Gottesdienst ist nach der Corona-Pandemie spürbar facettenreicher geworden“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, während der heutigen digitalen Pressekonferenz zum Johannistag, bei der auch die Studie „Digitale Verkündigungsformate während der Corona-Krise“ vorgestellt wurde. „Schon jetzt sehen wir, dass die Kirche zu Neuem aufbricht“, sagte Bedford-Strohm. Es seien viele neue Formate entstanden. Interessierte fänden nun im Internet das Angebot, das sie begeistert – vom kurzen Andachtsimpuls bis zur anspruchsvoll gestalteten Gottesdienstfeier, denn viele Gemeinden hätten sich angesichts der Versammlungsverbote sehr schnell digital auf den Weg gemacht und Neues ausprobiert. Der EKD-Ratsvorsitzende erzählte von der Vorbereitung eines Zoom-Gottesdienstes, der aus den Zoom-Proben eines Gospelchors entstanden sei: „Besonders beeindruckt hat mich, wie sich die Mauern unserer Kirche dadurch öffneten und sich viele neue Menschen an der Vorbereitung beteiligten und im Gottesdienst mitwirkten.“ Dadurch werde sich auch Kirche insgesamt ändern: „Sie wird bunter und vielfältiger sein“, so Bedford-Strohm.
 
„Natürlich ersetzen alle diese digitalen Formate nicht die persönliche Begegnung in unseren Kirchen. Deswegen finde ich es spannend, dass es nun viele Gottesdienste gibt, die sowohl in den Kirchen als auch im Internet mitgefeiert werden können“, so der Ratsvorsitzende. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der Studie, die die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) im Auftrag des Kirchenamtes der EKD durchgeführt hat. Demnach gaben 72 Prozent aller Befragten an, dass sie die digitalen Formate nach dem Lockdown fortführen wollen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass künftig vermehrt mit hybriden Formaten, bei denen sowohl eine direkte Teilnahme in einer Kirche als auch die digitale Teilnahme möglich ist, zu rechnen sei.
 
Man könne von einem Digitalisierungsschub in der evangelischen Kirche sprechen, berichtete Daniel Hörsch, der als Sozialwissenschaftlicher Referent bei midi die Studie geleitet hat. Zudem freute er sich über die große Beteiligung bei den Befragten: „Als repräsentative Stichprobe wurden vier Landeskirchen ausgewählt: die Nordkirche, die Ev. Kirche in Mitteldeutschland, die Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Ev. Landeskirche in Württemberg. Insgesamt 897 Rückmeldungen konnten ausgewertet werde.“ Außerdem habe eine spürbare Ausdifferenzierung der digitalen Verkündigungsformate stattgefunden, erklärt Hörsch. Insbesondere die Form der digitalen Kurzandacht mit einem Anteil von 60 Prozent sei stark vertreten gewesen.
 
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