Mit seinem zweiten Sieg am letzten Tag der Einer-DM Kanu-Rennsport auf der Regattastrecke in Duisburg Wedau konnte sich Jacob Schopf von seiner besten Seite zeigen. Den Doppel-Olympiasieger Max Rendschmidt knapp davonzufahren, war für den Potsdamer Kanuten eine große Sache. Mit dem Doppelsieg, gestern auf den 1.000 Metern und heute auf 500 Metern, kann sich Schopf aber nicht zu einer Lieblingsstrecke bekennen:“ Ich würde sagen 750 Meter ist meine Lieblingsdistanz. Die gibt es leider nicht, aber so 1.000m ist glaube ich meine stärkste olympische Distanz. Die 500, mit dem großen Feld und seinen Spezialitäten, ist natürlich auch deutlich spannender und aggressiver.“ Max Rendschmidt freute sich über seinen Sieg, besonders nach den verpatzten 1000 Metern am Samstag. 

Die 170 Sportler haben sich über 1.000 Meter und 500 Meter um den deutschen Meistertitel gemessen. Auch an diesem Veranstaltungstag waren Zuschauer und Begleiter nicht zugelassen, was die Sportler nicht weniger motivierte ihre Bestleistung zu zeigen. Bundestrainer Arndt Harnisch bilanzierte die schwierige Zeit: „Es gibt fast keine Wettkämpfe und trotzdem ist es ein super anstrengendes Jahr.“ Der Blick auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr hat auch die weitere Rennsaison beeinflusst. Den Weltcup in Szeged wollen die meisten Sportler der A-Mannschaft nicht besuchen, dafür soll in zwei Wochen in München der Abschlusswettkampf, unter planbaren Bedingungen, stattfinden. 

Bei den Herren Canadier-Fahrern traten einige Top-Athleten nicht an den Start. Sebastian Brendel und Peter Kretschmer fehlten dem Sieger des Rennens, Conrad Schreiber. Dennoch ließ er sich den Sieg und den vollen Einsatz nicht nehmen. Für die Canadier Damen standen keine Rennen an, sie hatten ihre Wettkampfstrecken bereits am Samstag abgeschlossen.
Spannend wurde der Zieleinlauf auch bei den Damen über 1.000 Meter. Hier gelang es Sarah Brüßler zu siegen und ihren zweiten Platz über die 500 Meter zu toppen. 

Rund 100.000 Zuschauer waren hinter den Bildschirmen bei den Rennen dabei, denn so viele Aufrufe hatte der Livestream zum Ende der Veranstaltung. Eine tolle Bilanz für alle Sportler und Beteiligte.

Jacob Schopf (Potsdam): Sieger K1 Herren 500m 
Also der Schlaf war es nicht, der mir heute erneut Kraft gegeben hat. Ich habe gefühlt nur eine halbe Stunde geschlafen. Beim Endspurt ist es mir dann aber gelungen viel Kraft zu geben und dann hat es gereicht. Der Fokus liegt aber klar auf den Spielen im nächsten Jahr.
Bei der Leistungsüberprüfung in München in wenigen Wochen wird es keine Läufe geben, sondern nur direkte Finals. Das wird dann eher wir eine Rangliste wieder.

Also eng war es auf jeden Fall, jetzt kann ich auch erklären warum. Auf 1.000m treffen sich alle Tausend-Meter-Fahrer, auf 200m alle Zweihundert-Meter-Fahrer und auf 500m dann alle 200 und 1.000 Meter Fahrer. Da wird das Feld nochmal größer, jeder kommt mit einer anderen Spezialität. Die Sprinter fahren vorne weg und da gibt es dann meist sehr viel gerangel. Natürlich wäre ich jetzt lieber auf Salzwasser gefahren, hätte da die Goldmedaille davon getragen. Aber ich sage es ist jetzt erstmal ein kleiner Baustein um sich darauf einstellen zu können. So lange es nächstes Jahr etwas mit der Medaille auf Salzwasser wird, ein paar Tausend Kilometer weg, ist noch alles ok, die Motivation ist da.

Ich würde sagen 750 Meter ist meine Lieblingsdistanz. Die gibt es leider nicht aber so 1000m ist glaube ich meine stärkste olympische Distanz. Die 500, mit dem großen Feld und seinen Spezialitäten, ist natürlich auch deutlich spannender und aggressiver. Deswegen blüht für die 500 auf jeden Fall ein großes Herz bei mir.  

Dr. Jens Kahl: Sportdirektor
Die DM war wie eine normale Rangliste, da kommen ja auch wenig Zuschauer hin. Wir haben die besten Sportler Deutschlands zusammengetrommelt und das war erfolgreich. Die Leistungsüberprüfungen in den letzten Wochen, dienten zur Vorbereitung der Sportler auf diese Veranstaltung. Da sollte der Höhepunkt klar auf der DM liegen. Wir haben über die Leistungsüberprüfungen auch das Hygienekonzept immer wieder überarbeitet. Bei der ersten waren 50 Sportler da, bei der Zweiten 100 und jetzt sind es fast 200 Stück.

Das Interesse der öffentlichen Fernsehanstalten ist, dank Corona, sehr groß. Das liegt sicher auch daran, dass momentan kein Fußball ist oder nur Spiele, zu denen die Sender keine Rechte haben. Wir sind aber ein sehr guter Partner und haben viel zu bieten. Ich verstehe den Sendeauftrag der Öffentlich-rechtlichen auch so, dass eben die Vielfalt geboten werden soll und das wird häufig nicht ausreichend gemacht. Um so besser ist es, dass man jetzt die Bühne hat und hoffentlich auch davon zehren kann. 

Moritz Florstedt (Magdeburg): 3. Platz K1 Herren 500m
Der Kopf hat mich so weit gebracht heute. Ich habe gesehen, dass die anderen nicht so weit weg sind und habe alles gegeben was ging. Das hat funktioniert. Über die Corona-Zeit bin ich eher schlecht als recht gekommen. Unser Bundesstützpunkt war zehn Wochen gesperrt. Ich bin dann auf einem See gepaddelt, habe von meinem Sponsor den Schlüssel zu einem Privatgrundstück am Wasser bekommen, das war eher so zum fit halten. Ich werde den Winter jetzt so trainieren, als würde ich zu Olympia fahren, habe mir aber Paris als persönliches Ziel gesetzt. 

Max Rendschmidt (Essen): 2. Platz K1 Herren 500m 
Im Gegensatz zu gestern war das natürlich deutlich besser. Gestern bin ich hinterher gefahren, in den Wellen von Jacob gefahren. Ich habe auf der Strecke nicht richtig reingefunden. Am Start war ich noch super dabei, jetzt bei den 500m. Da bin ich froh, dass es so gut lief heute und ich die anderen ärgern konnte. Bis auf Jacob.

Bei mir lief die Saison bis jetzt noch nicht so gut, das hat man gestern gesehen über die 1.000 Meter. Und da ist das jetzt natürlich nochmal eine sehr gute Sache für den Kopf und das wir überhaupt nochmal Rennen fahren. Diese Renntaktik, wie wir das Rennen einteilen, was wir letztendlich wie investieren können. Und das ist für die Saison sehr wichtig, auch in Hinblick auf nächstes Jahr. 

Conrad Scheibner (Berlin) : Sieger C1 Herren 500m 
Die Konkurrenz war jetzt nicht das vorgesetzte Feld, mit der Qualität die wir eigentlich in der Mannschaft haben. Basti, Peter und Yul haben gefehlt, die machen doch immer nochmal Druck auf der Strecke. Aber ich würde nicht sagen, dass das mein Rennen sonderlich beeinflusst. Ich hätte natürlich gerne nochmal ein Rennen gegen Basti gehabt, klar. Aber am Ende bin ich trotzdem froh hier einen Titel nochmal gewonnen zu haben. Ich bin froh, dass wir diese Deutschen Meisterschaften hier ausrichten konnten, auch mit mehr Qualität durch mehr Sportlern. Die Siegerehrung gestern war ein bisschen gewöhnungsbedürftig, mit dem Abstand und dass man sich nicht nochmal entsprechend beglückwünschen kann und so. Aber ich sage mal, dass das ein wichtiger Schritt ist für die gesamte Mannschaft, hier nochmal einen Saisonhöhepunkt zu haben. Aber auch für mich persönlich war es ein wichtiger Schritt, hier zeigen zu können, dass ich diese Saison gut nutzen konnte und dass mit mir im nächsten Jahr zu rechnen ist. 

Arndt Hanisch: Bundestrainer 
Erstmal ist wieder ein Wettkampf! Das würde ich als positives Fazit ziehen. Guter Wettkampf, gute Bedingungen. Leider keine Zuschauer. Ansonsten sehen wir schon, dass sich alle mehr als fit gehalten haben, die Leistungen passen. Wir sehen unsere Stärken und Schwächen, auch das ist klar zu erkennen. Eigentlich hätten wir gestern unseren Abschlusstag in Tokyo gehabt, also das ist vom Kopf natürlich schon schwierig.

Wir sind alle vorsichtig, das merkt man. Es ist ein bisschen komisch. Am Einstieg steigen die Sportler ein, dann holen sie ihre Schuhe hinterher wieder. Also ein bisschen anders ist es logischerweise schon, dass wussten wir alle. Aber ich glaube schon, dass es einigermaßen gepasst hat. Die Stimmung unter den Sportlern ist wie immer.

Wir haben gesagt, wir machen jetzt einen Saisonabschluss für die absoluten Top-Leute in München in zwei Wochen. Einfach um eine bescheidene Saison, wie es dieses Jahr eine war, nicht zu wiederholen und die nächste Saison falsch anzufangen. Dann haben die Sportler im September ihre Pause. Und im Oktober, wie das normalerweise auch der Fall ist, können sie wieder ihr Training anfangen. Wenn wir den Weltcup in Szeged fahren würden, haben wir diese Pause nicht und müssten praktisch wieder mit Pause anfangen. Es würden Kilometer fehlen. Wir wollten auch gerne einen Abschlusswettkampf haben, den wir kontrollieren können. Der Supergau wäre man bereitet sich auf Szeged vor und zwei Wochen vorher kommt dann die Absage. Dann habe ich gar nichts mehr gehabt. Für diejenigen die Szeged fahren wollen, wird es eine Einzellösung geben. Aber das sind momentan nicht viele.

Wenn man über die Absage der Olympischen Spiele nachdenkt, kriegt man, glaube ich Frust. Also klar die Gedanken sind da, ich persönlich glaube das ist so 50/50 gerade. Das ist große Sportpolitik, da hängt man nicht so drinnen. Aber alle hoffen, dass das funktionieren wird und es einen Impfstoff gibt.

Man ist als Trainer schon Animateur. Also da geht es den Trainern und Sportlern gleich. Wir hätten wahrscheinlich heute entweder mit Frust oder mit viel Freude irgendwo in Japan gesessen und ein Bier getrunken. Und das ist alles nicht da. Die schwere Zeit hierhin musste man auch überbrücken, keiner weiß wie es weiter geht. Das war schon schwierig. Man war als Trainer auch Anlaufstelle für die kleinen Wehwehchen, die man hat. Also Max Hoff musste seine Stelle aufgeben, weil es noch ein Jahr länger dauert. Ganz viele wollten bei der Bundeswehr auch aufsteigen, haben sich dafür beworben. Das müssen sie jetzt ein Jahr verschieben. Wir als Trainer versuchen die individuellen Baustellen schon zu bündeln. Aber es gibt schönere Jahre. Es gibt fast keine Wettkämpfe und trotzdem ist es ein super anstrengendes Jahr. 

Sarah Brüßler (Karlsruhe): Siegerin K1 Damen 1000 Meter   
Man kann dieses und letztes Jahr nicht vergleichen, aber der Sieg ist trotzdem cool. Klar ist 500 Meter ein Bisschen wichtiger, weil es eine olympische Strecke ist, das ist jetzt aber nochmal ein schöner Abschluss. Generell bin ich super dankbar, dass wir hier so einen Wettkampf fahren können, weil es einfach etwas anderes ist als Training. 

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