Etwa zwei von fünf Krebserkrankungen ließen sich vermeiden, würden alle wissenschaftlich belegten Maßnahmen zur Vorbeugung umgesetzt. Primärprävention und Früherkennung, die so genannte Sekundärprävention, könnten zusammengenommen die Krebssterblichkeit sogar um bis zu 75 Prozent senken.

Wie kann die Wissenschaft dazu beitragen, dieses Potenzial in Zukunft besser auszuschöpfen? Präventionsforscher suchen nach Möglichkeiten, das bekannte Arsenal an Maßnahmen der Primärprävention noch weiter auszubauen. Sie arbeiten außerdem daran, die Früherkennung zu verbessern und präziser an die persönlichen Risiken anzupassen. Zu diesen Themen führt das Deutsche Krebsforschungszentrum am 17. und 18. September 2020 international ausgewiesene Experten aus allen Gebieten der Krebsprävention in einer virtuellen Konferenz zusammen.
 
Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung und Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs, betont den hohen Stellenwert der Konferenz: „Der Kampf gegen Krebs ist eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen die Zahl der Krebsneuerkrankungen spürbar senken. Dies kann nur mit einer verbesserten Prävention gelingen. In der Nationalen Dekade gegen Krebs haben wir deshalb gemeinsam mit unseren Partnern die Krebsprävention als eines der zentralen Handlungsfelder gesetzt. Mit Spitzenforschung in Deutschland auch im Bereich der Krebsprävention haben wir eine große Chance, die Gesundheit aller Bürgerinnen und Bürger zu verbessern.“
 
Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), sagt: „Die Cancer Prevention Conference, die das DKFZ nun bereits zum zweiten Mal veranstaltet, ist ein wichtiger Teil der unserer Strategie, die Präventionsforschung deutschland- und europaweit voranzubringen. Nur wenn wir die großen Chancen der Prävention besser ausschöpfen, wird es uns gelingen, die Rate an Krebsneuerkrankungen in Zukunft zu senken. Dazu müssen wir zum einen die heute schon bekannten Präventionsmaßnahmen besser und intensiver nutzen. Zum anderen müssen wir durch Forschung neue Möglichkeiten erschließen, Menschen noch besser als heute vor Krebserkrankungen zu schützen.“
 
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, bekräftigt: „Die Krebsprävention ist eines der wichtigsten Themen der Deutschen Krebshilfe. Wir setzen uns für deren strategischen Ausbau in Deutschland – von der Primär- über die Sekundär- bis zur Tertiärprävention und von der Forschung bis zu deren Implementierung in der Gesellschaft – ein. Die Deutsche Krebshilfe fördert daher auch die Errichtung des National Cancer Prevention Centers in Heidelberg mit 25 Millionen Euro – für uns eine Investition in die Zukunft. Im Schulterschluss und in enger Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum schaffen wir damit beste Voraussetzungen für dringend benötigte adäquate Krebspräventionsforschung.“
 
Viele wesentlichen Elemente der Krebs-Primärprävention sind gut bekannt: Der Verzicht auf Tabak, körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und ein gesundes Körpergewicht sowie Impfungen gegen krebserregende Viren senken das persönliche Krebsrisiko. Mehrere Vorträge der Konferenz drehen sich um Möglichkeiten, dieses bekannte Arsenal an Maßnahmen noch weiter auszubauen: Gibt es Wege, in die Mechanismen der Krebsentstehung präventiv einzugreifen, beispielsweise mit Medikamenten, und so die Entstehung bösartiger Tumoren zu verhindern? Lassen sich weitere Krebsimpfungen entwickeln, etwa auch gegen Tumoren, die nicht durch Viren ausgelöst werden?
 
Unter Sekundärprävention verstehen Wissenschaftler die Früherkennung von Tumoren in einem meist noch vollständig heilbaren Stadium der Erkrankung. Nicht jeder Mensch hat das gleiche Risiko für eine bestimmte Krebsart: Dies kann an der individuellen genetischen Ausstattung liegen, familiäre Hintergründe haben oder durch den individuellen Lebensstil bedingt sein. Bei der Tagung erläutern Wissenschaftler, wie sich das persönliche Risiko des Einzelnen ermitteln lässt und ob Menschen mit höheren Risiken häufiger zur Früherkennung gehen oder anders untersucht werden sollen.
 
Wenn ein Verdacht auf Krebs besteht, können moderne bildgebende Verfahren dabei helfen, verdächtige Gewebeareale möglichst früh und präzise zu identifizieren. Der Magnetresonanztomografie (MRT) kommt dabei eine immer größere Rolle zu. Radiologen stellen auf der Konferenz neue MRT-Techniken vor, die den Medizinern wichtige Informationen für die Wahl der individuell bestmöglichen Therapie liefern, etwa bei Prostatakrebs und bei der Früherkennung von Brustkrebs. Auch die Kombination von Bildgebung mit anderen Analysetechniken, etwa der Untersuchung von Blutproben, wird zukünftig an Bedeutung gewinnen.
 
Maßnahmen, die darauf abzielen, das Fortschreiten oder die Wiederkehr einer Krebserkrankung zu verhindern und die negativen Folgen der Erkrankung zu lindern, werden als Tertiärprävention bezeichnet. Ein wichtiges Forschungsgebiet ist die tumorbedingte Fatigue, die extreme Müdigkeit und Abgeschlagenheit, unter der viele Krebspatienten leiden. Auf der Konferenz wird vorgestellt, welche Faktoren dieses Symptom fördern und welche Möglichkeiten zur Bewältigung den Betroffenen helfen können.

Über Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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