Viele europäische Medien behandeln für den Kontinent relevante Themen nur im Rahmen des nationalen Diskurses, beklagen Experten und sehen eine fehlende europäische Zivilgesellschaft als Folge. Zugleich versuchen bestimmte Medien, mit Propaganda und Desinformation die europäische Gemeinschaft zu schwächen.

Über die medienpolitischen Herausforderungen, die sich aus dieser Problemstellung ergeben, diskutierten im Rahmen des diesjährigen digitalen Global Media Forum (GMF) der Deutschen Welle Vera Jourová, Vizepräsidentin der EU-Kommission und Kommissarin für Werte und Transparenz,  Direktor der Landesanstalt für Medien NRW Tobias Schmid und Herman Wasserman, Direktor des Zentrums für Film- und Medienstudien an der Universität Kapstadt, Südafrika.

„Desinformation wird in koordinierter Weise erstellt mit dem klaren Ziel, die Gesellschaft abzulenken und Institutionen zu attackieren, indem das Vertrauen der Menschen in unsere eigenen Institutionen in Europa verringert wird“, sagte Jourová in der Session mit dem Titel „Battle for influence – the media’s role in a European public sphere“. „Wir sprechen also nicht nur über einen Kampf auf dem Feld der Meinungsfreiheit, sondern auch über Sicherheit", so die EU-Kommissarin.

In einer Gesellschaft, für die Presse- und Meinungsfreiheit ein hohes Gut darstellt, sei es besonders schwierig, Desinformation um ihre Reichweite zu bringen, sagte Tobias Schmid: „Wir müssen eine Balance finden zwischen dem Schutz unseres stabilen demokratischen Systems in Europa und dem Schutz der Meinungsfreiheit.“

Desinformation habe „zum Teil hat auch mit missverstandener Bürgerpflicht zu tun“, sagte Wasserman: „Wenn Nutzende eine Warnung durch die Sozialen Medien erhalten, teilen sie sie teilweise, um andere zu warnen – selbst, wenn sie nicht an [die Bedrohung] glauben.“ Dagegen helfe mehr Medienkompetenz, so der Akademiker.

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