Der Deutsche Kinderhörspielpreis 2020 geht an das Hörspiel „Stella Menzel und der goldene Faden“ von Holly-Jane Rahlens (Regie: Leonhard Koppelmann, Produktion: rbb/NDR). Der Kinderhörspielpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der Film- und Medienstiftung NRW sowie den Sendern der ARD vergeben. Aufgrund der Corona-bedingten Absage aller Veranstaltungen der ARD Hörspieltage findet eine Preisübergabe in diesem Jahr nicht statt. Die Wettbewerbe der Hörspieltage gibt es in diesem Jahr im Internet unter www.hoerspieltage.ARD.de.
 
Zum Inhalt von „Stella Menzel und der goldene Faden“
Stella besitzt ein Kleid aus einem blauen Seidenstoff, den ihre russische Ururgroßmutter vor 100 Jahren bestickt hat – mit Sternen und Schneeflocken aus Silberbrokat und mit einem goldenen Faden eingefasst. Als Stella eines Tages das Kleid durch ihre Nachlässigkeit fast gänzlich zerstört, erzählt ihr ihre Oma Josephine von der Geschichte des Erbstückes: wundersame Erzählungen vom alten Russland, vom Berlin der 20er Jahre, von der Flucht der jüdischen Familie nach New York und einem Neuanfang in Berlin. Ein Hörspiel für die ganze Familie über Mütter und Töchter, über unsere Wurzeln und über den goldenen Faden, der alles miteinander verbindet – inspiriert durch das jiddische Volkslied „Josef hob a Mantl“.
 
Die Jury in ihrer Begründung
Kein Abrakadabra, aber eine ganz besondere Geschichte, eine Geschichte über einen verzauberten Stoff verspricht Josephine ihrer Enkelin Stella und taucht dabei tief ein in die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Vom Russland der Zarenzeit, die bald enden wird, erzählt sie, und von Berlin, das in den Goldenen Zwanzigern vibriert, sie erzählt von der Flucht der jüdischen Familie nach New York und vom Leben im Exil, und sie erzählt vom Neuanfang in Deutschland, und all das geschieht in Holly-Jane Rahlens Hörspiel – von ihr selbst fürs Radio geschrieben nach dem gleichnamigen Buch – auf überaus kindgerechte und dabei lehrreiche Weise. In „Stella Menzel und der goldene Faden“ liebt Stella ein Kleid aus dem Stoff eines Wandbehangs. Dieses Erinnerungsstück, das Stellas Urgroßmutter aus St. Petersburg nach Berlin mitnahm, begleitet leitmotivisch die Geschicke von vier Generationen in diesem von Geschichten und Geschichte prall gefüllten Hörspiel, das Leonhard Koppelmann mit ebensolcher Opulenz inszenierte: Holly-Jane Rahlens erzählt beherzt vom Überleben mit Traditionen, Verlusten und frischen Erfahrungen; ein Hörspiel für Kinder, das darüber hinaus die gesamte Familie zu fesseln versteht.
 
Eine lobende Erwähnung möchte die Jury „Kannawoniwasein – Manchmal fliegt einem alles um die Ohren“ von Martin Muser aussprechen. In diesem ebenso witzigen wie spannungsreichen Hörspiel geht es in den Sommerferien nach Polen – dabei spielt Abenteuerlust eine gewichtige Rolle, aber nicht minder die Realität eines neu zu entdeckenden Landes.
 
Die Jury
Über die Vergabe des Preises entschieden in diesem Jahr der Feuilletonchef beim Kölner Stadt-Anzeiger Frank Olbert (Juryvorsitz), die Dramaturgin und Autorin Kerstin Behrens, die Hörspielkritikerin Eva-Maria Lenz, die Produzentin und Autorin Karin Lorenz sowie der Autor und Musiker Torsten Krug.
 
Top 5
Die besten Produktionen aus den 22 eingereichten Hörspielen fasst die Jury in folgender „Top 5“-Liste zusammen (die Reihenfolge ist alphabetisch und stellt keine Rangliste dar):
 
„Das letzte Schaf“ von Ulrich Hub, MDR
„Ich! Fliege! Nicht!“ von Thilo Reffert, HR
„Kannawoniwasein – Manchmal fliegt einem alles um die Ohren“ von Martin Muser und Judith Ruyters, WDR (Einreichung der Autoren)
„Stella Menzel und der goldene Faden“ von Holly-Jane Rahlens, rbb/NDR
„Wir nannten ihn Tüte“ von Frauke Angel, Deutschlandfunk Kultur
 
Zur Preisträgerin
Im Berlin der 80er und 90er Jahre wurde die gebürtige New Yorkerin und Radiomoderatorin Holly-Jane Rahlens mit Funkerzählungen, Hörspielen und Solo-Bühnenshows bekannt. Mit „Becky Bernstein Goes Berlin” debütierte sie 1996 als Buchautorin, heute schreibt sie Belletristik für Erwachsene und Jugendliche. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Ihr dritter Roman, „Prinz William, Maximilian Minsky und ich” (Rowohlt, 2002), ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2003 und dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik (Audiobuch, gelesen von der Autorin), kam 2007 in einer Drehbuchadaption der Autorin ins Kino. Er gewann zahlreiche Preise im In- und Ausland und wurde für den Deutschen Filmpreis nominiert. Holly-Jane Rahlens lebt heute mit ihrem Mann als freischaffende Autorin in Berlin.
 
Gleichberechtigte Träger des Preises, der zum 15. Mal vergeben wurde, sind Film- und Medienstiftung NRW und die Landesrundfunkanstalten der ARD.

Die ARD Hörspieltage 2020 online
Ein Gespräch mit der Preisträgerin beim Deutschen Kinderhörspielpreis sowie alle Wettbewerbsbeiträge für den Deutschen Hörspielpreis: www.hoerspieltage.ARD.de und www.ARDaudiothek.de

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