Es sieht aus wie ein Stachelschwein mit Flauschfrisur. Die neue Tierart im Zoo Basel wird auch «Baumstachler» genannt. Und tatsächlich: Zwischen den langen Haaren verbergen sich spitze Stacheln. So harmlos wie es aussieht ist dieses Tier also nicht; vor allem, wenn es seinen Schwanz wie einen Morgenstern schwingt.

Besucherinnen und Besucher im Zoo Basel können jetzt eine Tierart beobachten, von der die wenigsten wohl je gehört haben: Die Ursons, auch «Nordamerikanische Baumstachler» genannt. Der Urson ist ein auf Bäumen lebendes Nagetier aus der Stachelschwein-Verwandtschaft. Im Zoo Basel lebt ein weibliches und ein männliches Tier. Sie sind im Frühling 2020 in verschiedenen Zoos geboren und im September nach Basel gekommen. Nach ein paar Wochen in Quarantäne lernten sich die beiden im November kennen. Das junge Paar lebt auf der ehemaligen Malaienbärenanlage. Die Anlage wurde für die beiden Ursons mit neuen Kletterbäumen ausgestattet.

Stinkt und klappert mit den Zähnen

Unauffällig im Fell versteckt finden sich beim Urson etwa 30’000 Stacheln. Diese Stacheln sind modifizierte Haare, mit denen er sich verteidigt. Doch bevor er angreift, warnt der Urson seine Feinde. Er klappert gut hörbar mit den Zähnen und sträubt die Stacheln. Greift er an, kann das böse enden. Er schlägt mit dem Schwanz, der mit spitzen und mit Widerhaken ausgestatteten Stacheln besetzt ist. Berührt ein Feind diese Stacheln, bleiben sie in der Haut des Angreifers stecken und werden durch die Widerhaken mit jeder Bewegung tiefer ins Gewebe des Angreifers getrieben. Das ist nicht harmlos, denn die Stacheln können durch Gewebe hindurch tief in den Körper und die Organe eindringen. Andere Tiere tun also gut daran, auf ein weiteres Merkmal des Urson zu achten und früh das Weite zu suchen: Ursons riechen stark, besonders, wenn sie sich bedroht fühlen.

Der Schwanz des Ursons dient übrigens nicht nur als Waffe: Ursons klettern rückwärts die Bäume hinunter und benutzen ihren Schwanz als «Fühler» und um sich abzustützen.

Aphrodisierendes Baumstachler-Parfum

Ursons sind eigentlich Einzelgänger, im Zoo kann man sie aber gut paarweise halten. Ist das Weibchen paarungsbereit, hinterlässt es Duftmarken, welche das Männchen anlocken. Das Männchen nähert sich dem in einem Baum sitzenden Weibchen und besprüht es mit Urin, was den Eisprung auslöst. Sie paaren sich am Boden und beide Tiere halten ihre Stacheln sehr flach, um sich nicht gegenseitig zu verletzten.

Die Tragzeit ist mit gut 200 Tagen für ein Nagetier sehr lang. Das einzelne Junge kommt etwa 450 Gramm schwer in einem Bau unter der Erde zur Welt und bleibt dort etwa zwei Wochen. Die Mutter kommt immer wieder zum Säugen zurück. Wenn das Junge den Bau verlässt, wiegt es etwa ein Kilogramm und fängt selber an zu klettern.

Frisst im Winter Bäume kahl

Ursons ernähren sich von Pflanzen, Gräsern, Blättern, Knospen, Zweigen und Rinde und im Herbst auch von Früchten, Samen und Nüssen. Wenn es auf die kalte Jahreszeit zugeht, fressen sie sich Winterspeck an, um sich auf die Winterruhe vorzubereiten. Den Winter verbringen sie vorwiegend ruhend in einem Baum, von welchem sie Rinde und bei Nadelbäumen die Blätter fressen. Häufig überleben die Bäume das nicht. Wenn es im Frühling wärmer wird, dehnen Ursons ihre Futtersuche wieder aus. Ausserhalb der Winterruhe suchen die Tiere am Boden und in den Bäumen nach Futter.

Baumstachler kommen in Kanada, USA, Alaska und Nord-Mexiko vor. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und schlafen am Tag in den Bäumen. Sie sind, obwohl sie etwas plump aussehen, exzellente Kletterer. Ihr dichtes Fell schützt sie im Winter vor der Kälte. Bis zu minus 35° C hält das kompakt gebaute Tier aus. Ursons können gut 20 Jahre alt werden.

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