Gerade im Vorschulalter werden Kinder viel häufiger krank als die Erwachsenen. Das ist völlig normal. Genauso wie sich die geistigen und motorischen Fähigkeiten von Kindern entwickeln, lernt der Körper auch, mit Krankheitserregern umzugehen, die uns Erwachsene nicht mehr schwächen. Sie trainieren ihr Immunsystem.

Wie werden Kinder immun gegen Krankheiten?

Das kann Eltern ganz schön nerven: Kaum hat das Kind einen Schnupfen überstanden und geht wieder in die Kita, kündigt sich die nächste Erkältung an. Zwischen sechs und acht Infektionen im Jahr sehen Ärzte bei Kindern als durchaus normal an. Kinder bauen nämlich das im Körper vorhandene System zur Abwehr von Krankheitserregern erst auf. Die Krankheiten trainieren somit das Immunsystem.

Was heißt Immunität eigentlich?

Der Begriff Immunität kommt aus dem Lateinischen und Gesundheitskontext bedeutet er so viel wie „frei von einer Krankheit sein”. Medizinisch besagt „Immunität“, dass auch der Kontakt mit einem Krankheitserreger nicht zum Ausbruch der Krankheit führt.

Wer gegen eine Krankheit immun ist, besitzt gegen die Erreger sogenannte Antikörper. Der Körper erkennt die Eindringlinge, also Viren oder Bakterien, und ergreift die passenden Gegenmaßnahmen. Das funktioniert entweder sehr exakt oder eher unspezifisch.

Das Beispiel Immunität gegen Masern zeigt, wie exakt unser Körper Gegenmaßnahmen entwickelt: Wer einmal die Masern hatte, ist immun gegen Masern und wird daran nicht noch einmal erkranken. Selbst dann nicht, wenn er längere Zeit mit einem Menschen verbringt, der gerade an Masern leidet. Das Immunsystem ist in diesem Fall spezifisch auf die Krankheitserreger vorbereitet.

Dieser Schutz funktioniert beim klassischen Schnupfen leider nicht ganz so effektiv bzw. passgenau. Unsere Abwehr ist in diesem Bereich unspezifisch. Der Körper hat Antikörper für verschiedene Viren und Bakterien entwickelt, die dann ebenfalls aktiv werden, wenn die Erreger im Körper aktiv werden. Aber es sind dabei nicht alle „Baupläne” der Krankmacher vorhanden. Deswegen brechen Erkältungen immer wieder bis ins hohe Lebensalter aus.

Gegen eine Krankheit immun zu sein, bedeutet nicht, sich bei Kontakt mit Erregern stets fit zu fühlen. Arbeitet das Immunsystem, kostet das Kraft und Energie. Ein Gefühl der Schlappheit und Müdigkeit  stellt sich ein. Allerdings sorgt das Immunsystem dafür, dass starke Symptome einer Krankheit gar nicht oder nur sehr milde auftreten.

Viele Kinderkrankheiten hinterlassen Immunität

Die Mehrzahl der bekannten Kinderkrankheiten hinterlassen eine lebenslang wirksame Immunität. Wer als Kind an Masern, Röteln, Mumps oder die Windpocken erkrankte, wird dahingehend sorgenfrei als Erwachsener bleiben.

Kinderkrankheiten heißen übrigens deshalb so, weil die Krankheitserreger so häufig und so ansteckend sind, dass die meisten Menschen eben bereits im Kindesalter erkranken. Erwachsene können tatsächlich Kinderkrankheiten bekommen – nur leider sind dann die Symptome üblicherweise drastischer und der Verlauf der Erkrankung dementsprechend schwerer. Eltern, die ein an Masern erkranktes Kind pflegen, sollten besser immun sein. Diese Immunität, ob durch Impfung oder Erkrankung im Kindheitsalter entwickelt, schützt sie vor gefährlichen, oft lebenslänglichen Folgeschäden von Masern. Nach der überstandenen Krankheit schlummern die Erreger oft in einer schwachen Form immer noch im Körper. Das ist beispielsweise bei Windpocken so. Sie können dann Gürtelrose auslösen, wenn sie wieder aktiv werden.

Sind (ungeborene) Babys tatsächlich immun gegen Krankheiten?

Das ist kein Mythos, sondern stimmt wirklich. Das Baby wird über die Nabelschnur von der Mutter mit Antikörpern gegen Krankheitserreger versorgt. Bei diesem „Nestschutz” leiht die Mutter ihrem Kind also die Eigenschaften ihres Immunsystems. Dieser Austausch hört dann zwangsläufig mit der Geburt auf, also beim Durchtrennen der Nabelschnur. Diese „passive Immunität” hält in der Regel die ersten vier bis sechs Lebensmonate vor. Babys nehmen über die Muttermilch Antikörper auf, das trägt zwar auch zum Nestschutz bei, verlängert ihn aber leider nicht wesentlich. Ist der Nestschutz vorbei, sind die Kinder auf ihr eigenes, noch untrainiertes Immunsystem angewiesen.

Immunität durch Impfen erreichen

Immunität lässt sich auf zwei Arten erreichen. Der unangenehme Weg führt über die Krankheit. Wer die Windpocken hatte, erkrankt nicht noch einmal daran. Allerdings sind die Symptome der Krankheit bekanntlich alles andere als angenehm.

Der zweite Weg zur Immunisierung führt über die Impfung. Gegen die Mehrzahl der bekannten Kinderkrankheiten gibt es heute Impfstoffe. Eine Impfung nimmt gewissermaßen eine Abkürzung beim Training des Immunsystems.

Beim Impfen wird zwischen der aktiven und passiven Immunisierung unterschieden. Im Rahmen der aktiven Immunisierung wird der gesunde Körper gezielt mit einem Krankheitserreger in Kontakt gebracht. Er entwickelt spezifische eigene Antikörper dagegen, wird also selbst aktiv.

In den Impfstoffen befinden sich je nach Krankheit, gegen die geimpft wird, noch lebende Erreger, die aber abgeschwächt wurden (Lebendimpfstoff), oder abgetötete Erreger (Totimpfstoff). Teilweise werden auch nur charakteristische Bestandteile eines Erregers übertragen.

Der Körper erkennt die Eindringlinge und produziert in einem Zeitraum von ungefähr zwei Wochen nach der Impfung die passenden Antikörper. Lebendimpfstoffe werden beispielsweise gegen Masern, Mumps und Röteln verabreicht.

Da es sich um abgeschwächte Erreger handelt, entwickelt der Körper nicht die gleichen Symptome wie bei einer direkten Infektion. Moderne Impfstoffe werden gut vertragen und weisen nur sehr selten Nebenwirkungen auf. Die Impfung ist also der weniger belastende Weg zur Immunität als die Erkrankung selbst.

Bei der passiven Immunisierung werden bereits fertige Antikörper übertragen. Das funktioniert in etwa so wie der ursprüngliche Nestschutz. Dieser Weg wird aber nur dann gewählt, wenn sich der Körper schon infiziert hat; es bleibt keine Zeit mehr, um eigene Antikörper zu entwickeln. Es geht bei der passiven Immunisierung also eher darum, den Krankheitsverlauf zu mindern.

Wie lässt sich das Immunsystem von Kindern stärken?

Der Weg zu einer funktionierenden Krankheitsabwehr ist bei Kindern nicht anders als bei den Eltern.

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse bildet die Basis. So erhält der Körper die für das Immunsystem wichtigen Nährstoffe wie Vitamin C, Zink, Eisen, Kupfer, Vitamin D und Folsäure.
  • Ausreichend Trinken: Unser Körper besteht zum überwiegenden Teil aus Wasser. Deshalb braucht der Körper viel Flüssigkeit, um seine Aufgaben zu erfüllen. Nur wenn wir genügend trinken, trocknen unsere Schleimhäute in Nase und Rachen nicht vorschnell aus. Sie bilden die erste wichtige Barriere des Körpers gegen Krankheitserreger.
  • Bewegung und frische Luft: Sauerstoff und eine gute durchblutete Lunge sind ebenfalls Schlüssel für ein gutes Immunsystem. Also ab nach draußen!
  • Der Schlaf ist für das Immunsystem wichtig. Während die Kinder schlummern, arbeitet nicht nur das Gehirn Erlebnisse auf oder sortiert neue Eindrücke, sondern das Immunsystem bildet auch neue Zellen gegen die Abwehr.
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