Die Autorin Fatima Daas und die Übersetzerin Sina de Malafosse werden für den Roman Die jüngste Tochter, erschienen 2021 im Claassen-Verlag, mit dem Internationalen Literaturpreis für übersetzte Gegenwartsliteraturen ausgezeichnet.

Zum dreizehnten Mal wird der Internationale Literaturpreis für Gegenwartsliteraturen in deutscher Erstübersetzung vom Haus der Kulturen der Welt und der Stiftung Elementarteilchen verliehen. Mit 20.000 € für Autor*in und 15.000 € für Übersetzer*in würdigt der Preis nicht nur herausragende aktuelle Stimmen der internationalen Erzählliteratur, sondern zeichnet insbesondere die Allianz von Autor*in und Übersetzer*in aus. Für die Nominierung zur Shortlist erhalten alle anderen Autor*innen und Übersetzer*innen jeweils 1000 €.

Die Jury:

„Jedes Wort dieses autofiktionalen Romandebüts zeugt von der Unerschrockenheit und verletzlichen Offenheit der Erzählerin, die als Tochter algerischer Einwanderer in Clichy-sous-Bois aufwächst. Der Roman schildert die Suche nach einer Identität, in der eine junge Frau dem Islam näherkommen und sich von sexuellen Rollenzuschreibungen lösen kann, ohne das eine gegen das andere verteidigen zu müssen. Fatima Daas Worte sind so präzise und kraftvoll gesetzt, weil sie weiß, dass sie ihrer Worte bedarf, um eine Welt zu entwerfen, in der sie leben will. Und sie erzählt von dieser Welt unerhört zeitgemäß und in aller Selbstverständlichkeit und Spannbreite auf Traditionen der arabischsprachigen Literaturen bezogen. Die Rhythmik, die Wiederholungen, die magischen Aufladungen einzelner Worte lässt die Surenstruktur des Korans, arabische Gegenwartslyrik und Rap anklingen.

Sina de Malafosse schafft es, in ihrer Übersetzung Präzision und Sprachspiel zu gleichen Teilen zu bewahren, mehr noch, sie erlaubt einen einmaligen Einblick in die Heteroglossie eines lebendigen Französisch, sie lässt Worte in ihrer Vieldeutigkeit funkeln, ohne dass sich ihr Sinn in endlosem Spiel verlöre, ohne dass der Erzählerin je die Kontrolle entzogen würde, über all das, was sie sagen will.“

Bernd Scherer, Intendant Haus der Kulturen der Welt:

„Beim diesjährigen Internationalen Literaturpreis feiern wir die Literatur als einen Ort, an dem das Leben in seinen Ambivalenzen, Widersprüchen und Grauzonen erfahrbar wird. Gerade in Zeiten, die durch den Megatrend der digitalen Logik des Binären geprägt sind, benötigen wir dringend diese Orte, die im Zwischenbereich von 0 und 1 angesiedelt sind.“

Die Autorin
Fatima Daas, geboren 1995, studierte Literarisches Schreiben an der Universität Paris VIII. Ihr erster Roman, La petite dernière (Die jüngste Tochter), erhielt 2020 den Prix Les Inrockuptibles für das beste Debüt und wird in mehrere Sprachen übersetzt.

Die Übersetzerin
Sina de Malafosse, geboren 1984, studierte Romanistik und Komparatistik in Mainz und Dijon. Nach verschiedenen Stationen im Verlagswesen übersetzt sie seit 2015 aus dem Französischen, u. a. Adeline Dieudonné, Pauline Delabroy-Allard und Violette Leduc. Sie lebt in Toulouse.

Der Jury gehören in diesem Jahr Robin Detje, Heike Geißler, Michael Götting, Dominique Haensell, Verena Lueken, Annika Reich und Elisabeth Ruge an.

Die Bekanntgabe des Preisträger*innen-Duos erfolgt im Rahmen der Preisverleihung am 30. Juni 2021 live ab 19 Uhr auf hkw.de.

Weitere Informationen auf hkw.de/literaturpreis

Der Internationale Literaturpreis wird verliehen vom Haus der Kulturen der Welt und der Stiftung Elementarteilchen.
Das Haus der Kulturen der Welt wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Auswärtigen Amt.

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