Nudging, also die zielgerichtete Gestaltung von Entscheidungssituationen, eignet sich für die Altersvorsorge in besonderem Maße. Zu diesem Schluss gelangt die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), die verschiedene Beispiele von Nudging-Strategien untersuchte und deren Brauchbarkeit für die Förderung des Alterssparens überprüfte. „Nudges erweisen sich immer dann als vorteilhaft, wenn es um schwierige Entscheidungen geht, die sich durch bestimmte Merkmale auszeichnen“, konstatiert Studienautorin Nora Stampfl.

Zu diesen Merkmalen zählt zum Beispiel die für die Altersvorsorge typische Kosten-Nutzen-Verzögerung. „Die Entscheidung für oder gegen Alterssparen ist immer auch eine Frage von Zeitpräferenzen“, fügt Stampfl hinzu. Altersvorsorge ziehe stets Konsumverzicht in der Gegenwart zugunsten eines höheren Konsumpotenzials in der Zukunft nach sich. Nudging kann dafür sorgen, dass in dieser Entscheidungssituation nicht der heutige Konsum zwangsläufig den Vorrang erhält. Weitere Situationen, in denen Nudging-Strategien positive Wirkungen haben können: komplexe sowie seltene und unregelmäßige Entscheidungen, Mangel an Feedback und unzureichende Kenntnis persönlicher Präferenzen.

„All diese Merkmale, die von der wissenschaftlichen Forschung im Allgemeinen als relevant fürs Nudging angesehen werden, treffen auf die Altersvorsorge zu“, ergänzt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern. „Mit der Steuererklärung wird man zwangsläufig jedes Jahr konfrontiert, die Altersvorsorge dagegen lässt sich ohne weiteres auf die lange Bank schieben. Wer sich dann doch diesem Thema zuwendet, bekommt in der Regel wegen des langen Zeithorizonts keinerlei Rückschlüsse auf die Richtigkeit einer Entscheidung.“

Es liege daher nicht nur an der geringen Bereitschaft der Bürger, sich mit Altersvorsorge zu beschäftigen, sondern sei auch auf die besondere Natur dieser Angelegenheit zurückzuführen. „Die Konsequenz einer unterlassenen Steuererklärung bekommen Steuerzahler unmittelbar zu spüren, sei es mit einer ausbleibenden Erstattung zuviel gezahlter Steuern oder einer Mahnung durch das Finanzamt. Unterlassene Altersvorsorge macht sich dagegen erst dann bemerkbar, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“, so Morgenstern. Dann lasse sich der Schaden aber nicht mehr reparieren.

Die Schlussfolgerung aus der DIA-Studie: Nudging-Strategien sollten auch in Deutschland für die Altersvorsorge erschlossen werden. Das ist nicht nur auf staatlicher Ebene möglicher, sondern ebenfalls in Unternehmen, wie das in der Studie untersuchte spanische Ahorra+ Programm zeigt, das in einem Feldversuch bei einem Lebensversicherer angewandt wurde.

Die DIA-Studie „Mit einem Stupser zum Sparen“ (Autorin: Nora Stampfl, f/21 Büro für Zukunftsfragen) steht zum Download auf den Webseiten des DIA zur Verfügung.

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