Welche Kriterien haben zur Wahl des Ausbildungsberufes beigetragen? Wie ist es um das Image der Logistik bei jungen Menschen bestellt? Und wo muss die Ausbildung inhaltlich verändert werden, um auch in Zukunft ein Erfolgsmodell zu bleiben? Diese und weitere Fragen beantworteten aktuelle Logistik-Azubis im Rahmen einer Befragung und zeichnen so ein Stimmungsbild, wie die aktuelle Ausbildungssituation in der Branche von den Betroffenen selbst wahrgenommen wird.

Trotz der vielen aktuellen Unsicherheiten auf der Welt, von der die Logistikbranche ja ebenfalls stark betroffen ist, blicken 82,5% der Auszubildenden positiv in die Zukunft. Diese und zahlreiche weitere Erkenntnisse zum Status Quo ergaben sich aus der Auswertung der Umfrage über die Zukunft der Ausbildung in der Logistik. Die gemeinsame Umfrage der Logistik-Initiative Hamburg (LIHH), der Bremischen Logistik- und Hafenvertretung (BHV), der NBS Northern Business School und der LogistikLotsen für die Metropolregion Nordwest richtete sich ausschließlich an die aktuellen Logistik-Auszubildenden und deren Meinung zu zehn ausgewählten Themen. Insgesamt 130 Auszubildende aus den verschiedenen Logistikberufen beteiligten sich im Zeitraum von 14.09.2022 bis 15.10.2022 an der Umfrage.

Besonders die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die sogenannten Future Skills für das Berufsleben und die gesellschaftliche Teilhabe geworden sind und so sprechen sich 57% der befragten Azubis dafür aus, den digitalen und transformativen Schlüsselkompetenzen im Unternehmen und in der Berufsschule mehr Bedeutung zukommen zu lassen. „Für die individuellen Karrierewege wird es immer wichtiger werden wesentliche Technologieentwicklungen grundlegend und vorausschauend zu verstehen sowie deren Potenzial für die Logistik beurteilen zu können“, sagt Sven Hermann, Mitinitiator der Befragung und Professor für Logistik und Supply Chain Management an der NBS Northern Business School. „Digital Leadership wird zunehmend die Zukunftsfähigkeit der Logistikunternehmen bestimmen und auch im Wettbewerb um Nachwuchskräfte zum zentralen Kriterium werden“, so Hermann weiter.

Grundsätzlich zeigt sich die Mehrheit der Logistik-Azubis mit der Betreuungssituation im Unternehmen zufrieden und hält auch die Organisation der Praxis- und Unterrichtsphasen für richtig. Dennoch empfinden 25% der befragten Personen die persönliche Unterstützung durch die Ausbildenden für nicht ausreichend und wünschen sich mehr Zeit für die individuelle Förderung. Die heutigen Auszubildenden treffen die Entscheidung für ein Unternehmen meistens sehr bewusst und informieren sich vorab genau über die Außendarstellung, Unternehmenskultur und Aufstiegsmöglichkeiten. „Für die aktuelle Generation Z und die nachfolgende Generation Alpha sind andere Kriterien bei der Wahl eines Ausbildungsunternehmens relevant als früher. Darauf müssen sich die Unternehmen einstellen, um weiterhin als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, erläutert Michael Appich, Projektmanager Personal & Qualifizierung bei der Logistik-Initiative Hamburg. „Bei der Entscheidungsfindung spielt der Faktor Gehalt lediglich eine untergeordnete Rolle bei jungen Menschen, viel wichtiger sind immaterielle Aspekte wie beispielsweise Wertschätzung, Respekt oder Work-Life-Balance, sowie der Umgang mit den Zukunftsthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, so Appich weiter.

Wenn es um die Ansprache von zukünftigen Auszubildenden über Social Media geht sollten Unternehmen insbesondere auf Instagram, YouTube und TikTok setzen und dabei nicht vergessen, dass für über 40% der Befragten der Rat von Familie und Freunden einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidung für eine Ausbildung in der Logistik gehabt hat.