Leiden Patienten in zeitlichem Zusammenhang zu einer Impfung oder Infektion unter plötzlich auftretender Muskelschwäche, sollte immer auch an das Vorliegen eines Guillain-Barré-Syndroms gedacht werden. Darauf macht der Leiter der bundesweit aktiven Selbsthilfeinitiative zu Muskel- und Nervenerkrankungen, Dennis Riehle (Konstanz), entsprechend aufmerksam – und teilt in einer aktuellen Aussendung mit: "Insbesondere im Zusammenhang mit Long-COVID und Post-Vac haben wir während und nach der Corona-Pandemie eine deutliche Zunahme der Betroffenenzahl verzeichnet. Allein bei unserer Beratung sind die Anfragen um 30 % gestiegen. Oftmals fehlt es den Betroffenen an einer fachkundigen Diagnose, der nicht immer ist das GBS auf den ersten Blick einfach zu erkennen. Gerade, wenn Menschen ein Eppstein- Barr-Virus, eine Influenza, das Varizella-Zoster-Virus oder SARS-CoV-2 durchschritten haben und fortwährend an sich langsam fortentwickelnden Lähmungserscheinungen leiden, muss unbedingt ein etwaiges Guillain-Barré-Syndrom ausgeschlossen werden", erläutert der Sozialberater aus Konstanz entsprechend – und fügt an: "Beim GBS handelt es sich um eine akut- inflammatorische Polyneuropathie, welcher eine Entzündung der Markscheiden verschiedener Nervenwurzeln des Rückenmarks zugrunde liegt. Durch eine autoimmune Reaktion wird die Myelinschicht des Nervens zerstört, so dass entweder fordere oder eher proximal liegende Nervenabschnitte entmarkt werden. Hierdurch können die Nerven ihre Funktion nicht mehr vollständig aufrechterhalten und haben Probleme bei der Weiterleitung von Signalen – endlich zu motorisch oder sensorischen Ausfällen beim Patienten führt“, sagt Dennis Riehle. „Beteiligt sind dabei insbesondere die Immunglobuline IgG und IgM, deren labormedizinische Bestimmung bereits ein erster Hinweis wird das Vorliegen eines Guillain-Barré-Syndroms gelegt werden kann. Klassischerweise beginnt die Symptomatik mit einer Schwäche der Muskulatur in den Beinen, welche sich über den Körper rumpfnah ausbreitet und schlussendlich zu verschiedenen Paresen der unterschiedlichen Extremitäten führen kann“, erläutert der selbst aufgrund einer Impfung an GBS erkrankte Dennis Riehle hierzu.

„Je nach Intensität bleibt es bei begrenzten Schwächezuständen; die Erkrankung kann aber gleichsam rasch sogar Atem- und Schluckmuskulatur lähmen und damit einen lebensbedrohlichen Zustand herbeiführen. Entsprechend ist in diesen Fällen eine umgehende notfallmedizinische Versorgung angezeigt. Abseits der motorischen Defizite kann es auch zu sensiblen Empfindungsstörungen kommen. Als ergänzendes Kriterium für die Diagnose gilt zumeist die Beteiligung des vegetativen Nervensystems. Dies wird vor allem durch einen stark schwankenden Blutdruck, plötzlich verlangsamten oder deutlich schnelleren Pulsschlag im Wechsel, Probleme mit Magen und Darm oder starke Hitzewallungen und Schwitzen bemerkbar. Diese anamnestischen Anzeichen sollten in einer Gesamtheit gesehen werden und zu den notwendigen Untersuchungen führen. Hierzu gehören unter anderem die Entnahme von Nervenwasser, welches bei GBS eine markant erhöhte Eiweißkonzentration aufweist. Zudem sollten elektrophysiologische befunde erhoben werden. Beispielsweise ist eine erheblich reduzierte Nervenleitgeschwindigkeit zu messen, aber auch die Evozierten Potentiale sind meistens sehr auffällig. Im Labor sollte ergänzend der Antikörpernachweis zu GM1 geführt werden. Differentialdiagnostisch sind mögliche Vergiftungen, toxische Schwermetallbelastung und Medikamente als Ursache auszuschließen. Ebenso die Chronisch-Inflammatorische Demyelinisierende Polyneuropathie, welche im Unterschied zum GBS länger als vier Wochen andauert und einer Kortikoid-Therapie zugänglich ist. Insbesondere der Umstand, dass eine Behandlung vor allem dann erfolgreich sein kann, wenn sie frühzeitig eingeleitet wird, sollte Patienten mit entsprechenden Beschwerden umgehend zur neurologischen Vorstellung animieren. Bei schweren Fällen kann mit einer Immuntherapie weitgehende Heilung erzielt werden. Gleichzeitig sind Physiotherapie und Maßnahmen gegen etwaige Thrombosen und Kontrakturen wichtig. In besonders gravierenden Ausprägungen kann das Guillain-Barré-Syndrom am ehesten durch eine Plasmapherese bekämpft werden. Schlussendlich sind Spätfolgen nicht ausgeschlossen. Dennoch wir dürfen viele Betroffene auch langfristig regelmäßiger Kontrollen beim Nervenarzt, psychologische Unterstützung und soziale Teilhabe", so der 38-jährige Coach abschließend.

Die Beratung der Selbsthilfeinitiative zu Muskel- und Nervenerkrankungen ist über www.selbsthilfe-riehle.de erreichbar.

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