(BDL) Erntekronen reisen eher selten in Zügen. Auch für die Landjugend Hochemmingen war die fast zwölfstündige Bahnreise eine Herausforderung. Aber sie schulterten ihre Krone im wahrsten Sinne des Wortes, um mit der Bundesjugendministerin ins Gespräch zu kommen und Erntedank zu feiern. Dem traditionell gebundenen Kunstwerk aus Triticale und Weizen waren die Strapazen bei der Übergabe am späten Montagnachmittag dann genauso wenig anzusehen wie den badischen Landjugendlichen. Sie hatten für Lisa Paus auch ihre Alltagserfahrungen im Gepäck, um für mehr Politik fürs Land zu werben.

Der nachhaltige Erntekronen-Transport bewies der Ministerin, dass es der Landjugend ernst ist mit ihrem Einsatz fürs Land, sie aber auch mit ihren Sorgen ernstgenommen werden wollen. „Radfahren geht bei uns im Schwarzwald-Baar-Kreis schon. Im Sommer. Aber wenn im Winter nicht geräumt ist und der Schnee sich in der bergigen Region auftürmt, hilft auch kein E-Bike“, stellt die Landjugendgruppe aus dem 1.400 Menschen zählenden kleinen Ort in Baden-Württemberg klar. Ein Hindernis – auch für die Landjugendarbeit.

Im Gespräch mit der Bundesjugendministerin zeigen sie, dass sie sich in ihrem Engagement nicht ausbremsen lassen. „Wir finden Lösungen“, sagt die Vorsitzende des Bundes Badischer Landjugend, Chiara Hauser. Ortsgruppen bilden Fahrgemeinschaften und vernetzen sich untereinander. Jedes Wochenende organisiert eine andere Gruppe eine Fete oder ein Treffen, damit die jungen Menschen nicht allein vorm Bildschirm versauern. „Wir wissen uns schon zu helfen, aber das verdient mehr Anerkennung und Unterstützung“, schiebt sie hinterher.

Dem kann Theresa Schmidt nur beipflichten. „Wir stehen füreinander ein und können uns aufeinander verlassen“, sagt die  Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL). Doch dieses Engagement braucht gute Rahmenbedingungen. Finanziell als beständige und auskömmliche Finanzierung der Jugendverbandsarbeit genauso wie durch Räume für junge Menschen. Wenn die Freizeit von langen Schulwegen oder endlosen Wartezeiten auf die nächste Bahn oder den Bus aufgefressen wird, sich das Dorf am Abend und Wochenende nicht ohne eigenes Fahrzeug verlassen lässt, hilft auch alles Wollen nicht.

„Dass unsere Eltern schon vor den gleichen Problemen standen, könnte mutlos machen“, fasst die BDL-Vorsitzende zusammen. Doch der Wille der Landjugendlichen ist so stark wie ihre Verbundenheit zum Land. Daraus wächst diese unbeirrbare Hartnäckigkeit, sich für Demokratieförderung einzusetzen und dafür, dass politische Bildung allen Menschen zugänglich ist. „Wir wollen zusammen mit unseren Partnern in der Zivilgesellschaft und der Politik den Nährboden für Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Rassismus und Antisemitismus austrocknen“, bekennen Theresa Schmidt und ihr Amtskollege Jan Hägerling im Namen ihres Verbandes. Das ist ihr an die Erntekrone geknüpftes Versprechen.

Diese Lebensadern der Demokratie – die vielen Engagierten, Vereine und die Zivilgesellschaft – brauche es, um unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu wahren, so die Bundesjugendministerin Lisa Paus. Sie nahm die Landjugend-Erntekrone genauso gern entgegen wie die Einblicke ins Leben ihrer jungen Gäste.

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