Gelbfallen und kleinere Gelbsticker aus Spezialleim werden oft als ökologische Form der Insektenbekämpfung beworben. Sie werden daher gerne außerhalb der eigenen vier Wände eingesetzt, zum Beispiel gegen Kirschfruchtfliegen im Garten oder gegen Trauermücken auf dem Balkon. Im Außenbereich stellen sie jedoch eine große Gefahr für eine Vielzahl anderer Wildtiere dar. „Bienen und Hummeln auf Blütensuche verfangen sich in den Gelbtafel, aber auch insektenfressende Vögel werden von den verklebten und zappelnden Insekten auf den Fallen angelockt und bleiben mit ihrem Gefieder kleben“, kritisiert Marc Engler, Leiter der NABU-Wildvogelstation.  „Gelbfallen und -sticker können für Vögel schnell lebensgefährlich werden, wenn das Gefieder so stark verklebt ist, dass sie sich nicht mehr befreien können“, so Engler. Derzeit gehen vermehrt hilfesuchende Anrufe zu in Gelbfallen verklebten Wildvögeln in der NABU-Wildvogelstation ein, die dann in die Klein- und Heimtierklinik der Freien Universität Berlin gebracht werden. Daher fordern NABU Berlin und die Klinik gemeinsam, auf Gelbsticker und andere Klebefallen in der freien Natur vollends zu verzichten. Für die Vergrämung von Schädlingen sollten lieber Nützlinge gefördert werden.

Behandlung der Vögel oft sehr schwierig

Auch in der Klein- und Heimtierklinik der Freien Universität Berlin, die eng mit der NABU-Wildvogelstation zusammenarbeitet und als Hauptanlaufstelle verletzte Wildvögel aus Berlin veterinärmedizinisch behandelt, gehen im Sommer regelmäßig solche Notfälle ein. „Aktuell erleben wir eine Häufung der Notfälle insbesondere von Singvögeln, die mit stark verklebtem Gefieder oder teils noch an der Gelbfalle hängend eingeliefert werden“, sagt PD Dr. Kerstin Müller, Leiterin der Arbeitsgruppe Kleinsäuger, Reptilien, Zier‐ und Wildvögel. „Solche Vögel sind in der Regel flugunfähig. Die Klebereste sind nur schwer zu entfernen und die Reinigung aufgrund mehrfacher Behandlungen mit sehr viel Stress für das Tier verbunden. Nicht selten sterben Tiere, die länger in den Fallen hingen oder müssen eingeschläfert werden, wenn Klebereste einfach nicht entfernt werden können”, so Müller. Herkömmliche Lösungsmittel sind für die Tiere meist toxisch und können daher nicht eingesetzt werden. Unprofessionelle Versuche, den Vogel aus einer Gelbfalle zu befreien, können zudem zu Federausrissen und Hautverletzungen am Tier führen.

Vögel bitte nicht selbst aus Klebefallen befreien

Wer einen Vogel in einer Klebefalle findet, sollte bei starker Verklebung nicht selbst versuchen, den Vogel zu befreien. Solche Vögel können in einem größengerechten Karton mit möglichst wenig Bewegungsspielraum dunkel untergebracht und in die Klein- und Heimtierklinik der Freien Universität Berlin transportiert werden. Um ein weiteres Verkleben zu verhindern, können größere Klebeflächen, die nicht in Berührung mit Federn sind, vorsichtig ohne jegliche Beschädigung der Federn abgeschnitten werden.

  • Allgemeine Infos zum Umgang mit verletzten Wildvögeln, Entscheidungshilfen sowie Kontaktinformationen zu Ansprecheinrichtungen finden Sie hier  berlin.nabu.de/wildvogelstation
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