Am 28. August 2022 werden Mohamed Abla, Multimedia-Künstler aus Ägypten, Tali Nates, Historikerin und Direktorin des Johannesburg Holocaust & Genocide Centre aus Südafrika, sowie die Künstlerinnen des Sandbox Collective, Nimi Ravindran und Shiva Pathak aus Indien, in Weimar mit der Goethe-Medaille 2022 geehrt. Anlässlich der Verleihung sind die Preisträger*innen auch auf dem Kunstfest Weimar zu erleben, dem bekanntesten Festival für zeitgenössische Künste in Ostdeutschland, das heute sein Programm in einer Pressekonferenz vorstellte: Mohamed Abla zeigt neuere und ältere Arbeiten in der Galerie EIGENHEIM in der Ausstellung „Wörter halten“, die am 26. August eröffnet und bis zum 25. September zu sehen ist. Tali Nates diskutiert am 27. August im Foyer des Deutschen Nationaltheaters gemeinsam mit Sybille Steinbacher und Volkhard Knigge über „Globalisiertes Gedächtnis und Verteidigung der Menschenrechte“. Am 27. und 28. August präsentiert der Choreograf Mandeep Raikhy seine mit dem Sandbox Collective produzierte Performance „Queen-Size“ im e-werk.

Mohamed Abla versteht sich als Mittler zwischen Ägypten und Europa. Seit Jahrzehnten engagiert er sich insbesondere in der ägyptischen Kulturszene für Verständigung und Diversität, setzt sich für Meinungsfreiheit ein. Als Multimedia-Künstler ist sein zentrales Motiv, die ägyptische Gesellschaft in all ihren Facetten einem nationalen und internationalen Publikum näherzubringen. Er sieht sich verpflichtet, die vielfältigen sozialen wie politischen Themen der ägyptischen Gesellschaft in seiner eigenen Sprache und durch verschiedene künstlerische Mittel auszudrücken und einem internationalen Publikum zu vermitteln.

Das Goethe-Institut präsentiert gemeinsam mit der Galerie EIGENHEIM auf dem Kunstfest Weimar die Ausstellung „Wörter halten“ mit neueren und älteren Arbeiten von Mohamed Abla. Eröffnet wird die Ausstellung am 26. August um 15 Uhr mit einem Künstlergespräch zwischen dem Künstler und Thomas Oberender, Kommissionsvorsitzender der Goethe-Medaille, über sein Lebenswerk. Am Samstag, 27. August um 11 Uhr, führt der Künstler seine „Abla Interactive Method“ mit Besucher*innen vor Ort durch. Führungen durch die Ausstellung bietet Noura Simoni-Abla am 27. August um 10 und 16.30 Uhr an (Voranmeldung notwendig). Kuratiert wird die Ausstellung von Noura Simoni-Abla in Zusammenarbeit mit Konstantin Bayer und Bianka Voigt (Galerie EIGENHEIM Weimar/Berlin). Die Ausstellung ist bis zum 25. September zu sehen. Eintritt frei.

Tali Nates gründete mit dem Johannesburg Holocaust & Genocide Centre einen zentralen Ort der Erinnerung in Südafrika. Dabei konfrontiert sie Erinnerungen an den Holocaust mit denen an den Genozid in Ruanda, ohne die spezifische Natur der Verbrechen zu relativieren. Zwei Genozide, die zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten stattgefunden haben. Doch durch die Gegenüberstellung beider Ereignisse zeigt Nates Wege auf, wie wir Menschenfeindlichkeit in der Gegenwart bekämpfen können. In sorgfältig kuratierten Ausstellungen und in klaren öffentlichen Positionierungen macht sie deutlich, dass sich rassistisch motivierte Verbrechen und Genozide wiederholen können und darum Erinnerung, Aufklärung und Bildung wichtige Mittel sind, diese zu verhindern.

Die Konzepte und Erfahrungen der südafrikanischen Gedenk- und Bildungsstätte bilden den Ausgangspunkt für das Gespräch „Globalisiertes Gedächtnis und Verteidigung der Menschenrechte“ am 27. August um 15 Uhr im Foyer des Deutschen Nationaltheaters zwischen Tali Nates und Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts – Geschichte und Wirkung des Holocaust, Frankfurt am Main, Moderation: Volkhard Knigge. Eine Kooperation zwischen der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, dem Goethe-Institut und dem Kunstfest Weimar. Eintritt frei.

Das Sandbox Collective hat sich in seiner künstlerischen Arbeit immer wieder kritisch mit Konzepten von Identität, Inklusivität, Diversität und des Zugangs zu den Künsten auseinandergesetzt. In ihren Arbeiten und in ihrem persönlichen Leben beziehen Nimi Ravindran und Shiva Pathak kontinuierlich Stellung gegen nationalistische, religiöse und fundamentalistische Politik in Kunstkreisen und darüber hinaus.

Erstmals in Weimar präsentiert das Kunstfest gemeinsam mit dem Goethe-Institut die Performance „Queen-size“ im Weimarer e-werk – eine subversive Choreografie über Voyeurismus und Zensur unter der Leitung des Choreografen Mandeep Raikhi und produziert mit dem Sandbox Collective. Mehr als 160 Jahre kriminalisierte der Strafgesetzbuch-Paragraf 377 aus der britischen Kolonialzeit gleichgeschlechtliche Liebe in Indien. Das Gesetz wurde 2018 vom Obersten Gerichtshof gekippt, jedoch ist Homosexualität weiter ein Tabuthema. „Queen-size“ ist eine künstlerische Antwort auf die Willkür und Gewalt dieses Gesetzes und ein Plädoyer für das fundamentale Recht zu lieben. Die Performance bewegt sich in einer 45-minütigen Zeitschleife, die zweieinhalb Stunden kontinuierlich wiederholt wird. Das Publikum kann den Performance-Raum in bestimmten Intervallen betreten und so lange bleiben, wie es will. Zeiten: 27. August,  jeweils 18, 18.50 und 19.40 Uhr, sowie 28. August, jeweils 17.30, 18.20 und 19.10 Uhr. Im Anschluss, gegen 20 Uhr, beginnt das Publikumsgespräch mit Mandeep Raikhy und dem Sandbox Collective, Moderation Nora Hertlein, in Englisch mit deutscher Übersetzung. Eintritt: 14,- / 8,- Euro.

Das Rahmenprogramm zur Verleihung der Goethe-Medaille ist eine Kooperation zwischen Kunstfest Weimar und Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit der Galerie EIGENHEIM Weimar und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Mit freundlicher Unterstützung durch die Klassik Stiftung Weimar.

Interviewanfragen und Presseakkreditierungen bitte über E-Mail an meierhenrich@mh-kk.de

Pressefotos der Preisträger*innen 2022 finden Sie unter: www.goethe.de/bilderservice

Informationen zur Goethe-Medaille und eine Übersicht über die bisherigen Preisträger*innen: www.goethe.de/goethe-medaille

Das gesamte Programm des Kunstfests Weimar finden Sie hier: www.kunstfest-weimar.de/programm

Über die Goethe-Medaille

Seit 1955 verleiht das Goethe-Institut einmal im Jahr die Goethe-Medaille als offizielles Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Goethe-Medaille werden Persönlichkeiten aus aller Welt geehrt, die sich in besonderer Weise um den internationalen Kulturaustausch sowie die Vermittlung der deutschen Sprache verdient gemacht haben. Sie ist der wichtigste Preis der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Die Kandidat*innen werden von den Goethe-Instituten in aller Welt in Abstimmung mit den deutschen Auslandsvertretungen nominiert. Aus diesen Vorschlägen entwickelt die Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille, die sich aus Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Kultur zusammensetzt, eine Auswahl, die das Präsidium des Goethe-Instituts bestätigt. Die Goethe-Medaille basiert auf dem engen Austausch der Mitarbeiter*innen des Goethe-Instituts in aller Welt mit den unterschiedlichen lokalen Kulturszenen und ihrer Beobachtung zeitgenössischer kultureller und zivilgesellschaftlicher Entwicklungen. Die Verleihung der Goethe-Medaille macht dem Publikum in Deutschland weltweit relevante kulturelle Themen und Akteur*innen bekannt und unterstützt die Internationalisierung der deutschen Kulturlandschaft. Die Verleihung findet am 28. August, dem Geburtstag Goethes statt. Seit der ersten Verleihung 1955 wurden insgesamt 371 Persönlichkeiten aus 70 Ländern geehrt, darunter Daniel Barenboim, David Cornwell alias John le Carré, Ágnes Heller, Petros Markaris, Jorge Semprún, Robert Wilson, Neil MacGregor, Helen Wolff, Juri Andruchowytsch, Irina Scherbakowa, Shirin Neshat, Ariane Mnouchkine, Yoko Tawada, Sofia Gubaidulina, Dogan Akhanli, Zukiswa Wanner und Princess Marilyn Douala Manga Bell.

Die Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille

Franziska Augstein (Journalistin), Christina von Braun (Vertreterin des Präsidiums und Vorsitzende der Kommission bis 23.11.2021, Kulturwissenschaftlerin), Meret Forster (Redaktionsleiterin Musik, BR-Klassik), Olga Grjasnowa (Schriftstellerin), Matthias Lilienthal (Dramaturg und Intendant), Moritz Müller-Wirth (Journalist, Die Zeit), Cristina Nord (Berlinale Forum, Sektionsleiterin Berlin), Thomas Oberender (Vertreter des Präsidiums und Vorsitzender der Kommission seit 24.11.2021, Autor und Dramaturg), Insa Wilke (Literaturkritikerin); in Vertretung des Auswärtigen Amtes: Ralf Beste (Leiter der Abteilung Kultur und Gesellschaft); in Vertretung des Goethe-Instituts: Carola Lentz (Präsidentin des Goethe-Instituts) und Johannes Ebert (Generalsekretär des Goethe-Instituts).

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