Die Universität Göttingen verkündete gestern, ihre Investitionen in den Bereich der fossilen und nuklearen Energieträger zu beenden. Die Ankündigung erfolgte nach einem Gesuch der Studentenschaft, organisiert von Fossil Free Göttingen und einer ähnlichen Meldung der Stadt Göttingen im Mai 2017.

„Wir loben diesen wichtigen Schritt der Universität Göttingen aus den fossilen Brennstoffen zu desinvestieren und damit dazu beizutragen, dass das Klima für die heutige und die zukünftigen Generationen geschützt wird“, so Alyn Ware, Direktor des Programmes für Frieden und Abrüstung der Stiftung World Future Council.

„Die wachsende Bedrohung unserer Zukunft durch den Klimawandel hat die Studenten zur Aktion angeregt“, sagt Luisa Neubauer, Pressesprecherin für Fossil Free Göttingen. „Die fossile Brennstoffindustrie hat die Energiewende aus eigenem finanziellen Interesse blockiert. Daher müssen wir dafür sorgen, dass es in ihrem finanziellen Interesse liegt, sich zu ändern. Desinvestitionen sind dabei ein wichtiges Mittel.“

„Gemäß unseres Wahlspruchs IN PUBLICA COMMODA – ZUM WOHLE ALLER tragen wir nicht nur Verantwortung für die Erkenntnisse der Wissenschaft, sondern auch dafür, wie diese Erkenntnisse die Gesellschaft beeinflussen und leiten können“, so Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel. „In diesem Sinne übernehmen wir auch bei unseren Investments eine gesellschaftliche Verantwortung und wählen diese nicht allein nach wirtschaftlichen Aspekten, sondern insbesondere auch nach sozial, ethisch und ökologisch vertretbaren Kriterien aus.“

Die Desinvestition umfasst 190 Millionen Euro der Stiftung. Die neuen Richtlinien sehen den Ausschluss von Kohle-, Gas-, und Erdölunternehmen vor, sowie den Sektor der nuklearen Energie.

Allerdings sind die Beschlüsse nicht so weitreichend wie die der Stadt Göttingen, welche sich vergangenes Jahr dazu entschloss auch Atomwaffenproduzenten und die Rüstungsindustrie in ihren Investitionsrichtlinien auszuschließen.

„Wir hatten gehofft, dass die Universität die Desinvestition aus Atomwaffen mit in ihrer Entscheidung berücksichtigen würde. Allerdings ist die Kampagne zur Desinvestition von Atomwaffen noch jung und so besteht die Chance, dass die Universität sich dem Beispiel der Stadt Göttingen anschließen wird, nachdem sie erste positive Erfahrungen durch die Implementierung ihrer Richtlinien sammeln konnte“, so Alyn Ware von der Stiftung World Future Council. Der Neuseeländer ist Ratsmitglied des World Future Council, Träger des Alternativen Nobelpreises und ist Gründer und Koordinator des Netzwerkes „Parlamentarier für Nukleare Nicht-Verbreitung und Abrüstung“ (PNND).

„Atomwaffen sind eine existentielle Bedrohung für die Menschheit und verschlingen darüber hinaus jährlich Milliarden an US-Dollar, die dringend in anderen Bereichen, wie zum Beispiel in den erneuerbaren Energien, gebraucht werden“, sagt Luisa Neubauer, Pressesprecherin für Fossil Free Göttingen. „In Zeiten in denen die Spannung zwischen den Atommächten wieder zunehmen, kann eine solche finanzielle Demonstration der Mäßigung den Regierungen helfen, einen Schritt vom nuklearen Abgrund zurückzutreten."

„Die Entscheidung der Stadt Göttingen aus fossilen Brennstoffen und Atomwaffen zu desinvestieren, entspricht voll und ganz dem Geist der Göttinger Achtzehn, einer Gruppe von Nobelpreisträgern und weiteren Wissenschaftlern, die in den späten 1950er Jahren gegen die nukleare Aufrüstung Deutschland argumentierten“, berichtet Ute Finckh-Krämer, Ratsmitglied der PNND und Beraterin der Kampagne „Move the Nuclear Weapons Money.“

„Die Desinvestition schließt sich ähnlichen Prozessen auf der Landes- und Bundesebene an. Zum Beispiel hat das Land Berlin für seine Pensionsrücklage einen Ausschluss von fossilen und atomaren Energieunternehmen und von Atomwaffenproduzenten sowie Rüstungsfirmen allgemein beschlossen."

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