Der Schweizer Alpen-Club (SAC) präsentierte im Herbst 2018 seinen neuen Internetauftritt. Im Fokus stand dabei zudem eine weitere Neuheit: Das SAC-Tourenportal. Dieses ist dabei nur eines von vielen Etappenzielen der dreijährigen „Expedition“ zum Verband mit Digitalkompetenz. Vom Projektstart weg begleiteten 15 Mitarbeitende von for​you​and​your​cus​tom​ers mit unterschiedlichen Kompetenzen die Geschäftsstelle des SAC in der strategischen, fachlichen und technischen Beratung sowie in der Konzeption und digitalen Gestaltung. Wir nutzen diesen Anlass für eine kurze Momentaufnahme.

Die bestehende SAC-Website aus dem Jahre 2004 hatte für die Verantwortlichen ausgedient. Zudem galt es, den Kernangeboten des SAC eine neue, digitale Plattform zu geben. Doch nur der Relaunch, ohne die technischen und organisatorischen Voraussetzung im Verband sowie in der Geschäftsstelle des SACs zu schaffen, konnte nicht funktionieren: Der digitale Wandel verlangte nach etwas Mut und der Bereitschaft, gewachsene Strukturen aufzubrechen, Zusammenarbeit neu zu organisieren und entschieden in eine vage Zukunft aufzubrechen. Pit Mayer, Verantwortlicher für Marketing und Kommunikation beim SAC, spricht rückblickend von einem „Hauruck-Moment“, welcher den Mitgliedern innerhalb der Geschäftsstelle des SAC die notwendige Startenergie gab.

Als man sich beim SAC vor rund drei Jahren dazu entschlossen hatte, die Projekte SAC+ und SA2020 (jetzt SAC-Tourenportal) tatsächlich umzusetzen, wendeten sie sich an Peter Zwyssig, Director Sales & Consulting, foryouandyourcustomers Group, der als erfahrener Stratege und begeisternder Mutmacher genau der Richtige für dieses Projekt war.

Es folgte eine intensive Zeit der Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Alpen-Club und foryouandyourcustomers: Das gesamte Angebot des SAC wurde beleuchtet und in einer Vielzahl von Dialogen neu gedacht. Dabei wurde sowohl die Innensicht der Geschäftsstelle, als auch die Außensicht der Kunden – respektive bestehender und potenzieller Mitglieder – eingenommen. Das Ergebnis war eine gemeinsam entwickelte, bewusst ambitioniert gehaltene Digitalisierungsstrategie.  Ergänzt wurde diese mit messbaren Zielen sowie einer Programmplanung in Phasen. An diesem initialen Vorhaben beteiligte sich ein 20 Personen großes, höchst motiviertes Projektteam. 

Somit stellt der Kern des damals gefassten Plans bis heute einen tragfähigen Referenzpunkt dar. Zudem entstand ein klickbarer Prototyp der Produktvision, der als Kommunikationsmittel zwischen allen Projektbeteiligten wesentlich zum Verständnis der geplanten Maßnahmen beitrug. Da passt es ganz gut, dass der zuständige User Experience Designer – Claus Stachl von foryouandyourcustomers Feldkirch – selbst leidenschaftlicher Kletterer und Berggänger ist.

Der eigentliche Gewinn war zu diesem Zeitpunkt jedoch die bereits spürbare Zunahme der Digitalkompetenz aller am Projekt beteiligten Mitarbeitenden.

Der Realität auch in Zukunft gerecht werden

Bald gelang es dem SAC, ein kompetentes, verteilt arbeitendes Entwicklungsteam auf die Beine zu stellen. Nun galt es, in einer vertretbaren Zeit, die groß gedachten Ansätze „so zu schneiden, dass es auch tatsächlich realisierbar ist“, sagte Marek Polacek, Projektleiter von SAC+. Um diese herausfordernde Koordinationsaufgabe zu meistern, verlangt es zum einen nach viel Fingerspitzengefühl und Methodenkenntnis. Agile Arbeitsprinzipien wurden dabei nicht stur verfolgt, sondern für das Team so abgewandelt, dass sie am Ende funktionierten: die ein oder andere schlaflose Nacht inbegriffen. Zum anderen bedurfte es aber auch der entsprechenden Teammitglieder, welche sich mit langem Atem und vollem Engagement dem Projekt verschrieben hatten. Mit dem Erreichen dieser Zwischenetappe kann nun wieder etwas Tempo aus dem Projekt genommen werden, doch wartet nach einer kurzen Stabilisierungsphase ein weiterhin voller Backlog auf dessen Umsetzung: Offline-Karten, Zeichnen von individuellen Routen, Merkliste, Aspekte der Personalisierung etc. Denn das digitale Angebot des SAC soll auch 2019 erweitert und kontinuierlich verbessert werden.


Kulturwandel in der traditionellen Themenführerschaft

Das Herzstück der neuen Web-Plattform des SAC – nämlich das SAC-Tourenportal – ist Archivierungsprojekt und zukunftsweisende Bezugsquelle hochwertig beschriebener Routen- und Hütteninformationen zugleich. Diese Initiative hatte demnach nie zum Ziel, die geschätzten SAC-Gebiets- oder Auswahlführer in Buchform zu ersetzen. Vielmehr sollten die Möglichkeiten im Digitalen genutzt werden, um die klassische Tourenplanung sinnvoll zu ergänzen. Schließlich gilt es, die Themenführerschaft in den Schweizer Alpen auch in Zukunft zu erhalten – und dies kanalübergreifend. Fabian Lippuner – beim SAC verantwortlich für die Koordination von rund 40 Autoren – spricht hier von einem Kulturwandel. „Man ist gewohnt, in gedruckten Büchern und Ausgaben zu denken. Nun ist das Geschriebene auf Knopfdruck live“: In rund einem Jahr produktiver Autorenarbeit konnten auf dem neuen Tourenportal über 1200 Routen veröffentlicht werden. Das hochgesteckte Ziel der kommenden drei Jahre liegt bei gut 10.000 Einträgen.

Die Vorteile eines kuratierten Online-Routen- und Hüttenverzeichnisses liegen für Fabian Lippuner dabei auf der Hand. Es besteht der Anspruch, schlichtweg aktueller zu sein, dem Berggänger verifizierte Zustandswarnungen zu geben, im Kontext mit hilfreichen Informationen zu unterstützen und – ein für die Schweiz sehr wichtiger Aspekt – alle Routen viersprachig anzubieten.

Das ist nicht der Uetliberg

Bereits zu Beginn des Projektes hatte man die Nutzer des zukünftigen Portals eingeladen, um ihre Anforderungen und so manchen Wunsch zu platzieren: ein hoher Grad an Personalisierung, eine verstärkte Integration der Sektionsangebote, eine kluge Verknüpfung von Dienstleistung, Produkten und Inhalten; von den Vorstellungen eines wegweisenden Tourenportals ganz zu schweigen. Um allen Erwartungen gerecht zu werden, galt es wohl vielmehr auf das Schreckhorn denn auf den Uetliberg zu steigen. Heute hat man bereits viel erreicht, doch ist es noch lange nicht der angestrebte Gipfel. Ganz in der Manier einer sorgfältigen Tourenplanung sollte das Risiko im Projekt stets kalkulierbar sein.

So entschied man sich, zunächst die unverzichtbaren Dinge in hoher Qualität auf den Markt zu bringen und selbst sukzessive digitale Kompetenz aufzubauen. In der Software-Entwicklung spricht man von einem Minimal Viable Product (MVP): ein stabiles und attraktives Basislager, von welchem man nun zu neuen, digitalen Höhen aufbrechen kann.

Und wie es mit Expeditionen so ist: Man weiß zwar, wohin die Reise gehen soll. Doch in Tat und Wahrheit liegt die wahre Herausforderung – aber auch die Freude – daran, ins Unbekannte aufzubrechen. Wir gratulieren dem Schweizer Alpen-Club und insbesondere allen Projektbeteiligten zum besagten Mut, diesen Schritt zu wagen; vielmehr aber zu einer gelungen Digitalisierungsinitiative.

foryouandyourcustomers bedankt sich für das, was war und wir freuen uns auf das, was kommt!

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