Viele deutsche Pharmaunternehmen streben danach, den russischen Markt zu erschließen, haben allerdings mit den russischen Behörden und deren Inspektoren nur wenig oder gar keine Erfahrung. In den ersten zwei Jahren nach der Gründung der russischen Inspektionsbehörde GILS i NP am 12. April 2016 wurden indische Pharmahersteller am häufigsten inspiziert, doch seit 2018 stehen die deutschen Unternehmen an der Spitze. Daran wird sich zunächst auch einmal nichts ändern. Was sollten deutsche Pharmafirmen über die Herausforderungen bei den GMP-Inspektionen von russischen Behörden wissen?

AP Fachübersetzungen ist seit 2010 auf dem hart umkämpften Übersetzungsmarkt und deckt eine breitgefächerte Palette an Sprachen ab. In dieser Zeit hat das Unternehmen viele pharmazeutische Texte unter anderem ins Russische und Deutsche übersetzt. Bei russischen GMP-Inspektionen dolmetscht der Nürnberger Sprachdienstleister allerdings erst seit 2017, also kurz nach der Gründung des russischen Inspektorats GILS i NP („Staatliches Institut für Arzneimittel und gute Herstellungspraxis“). Dieses Institut ist dem Ministerium für Industrie und Handel (Minpromtorg) der Russischen Föderation unterstellt und für die Durchführung von GMP-Inspektionen zuständig. Der Antrag auf die Ausstellung des russischen GMP-Zertifikats wird beim Minpromtorg gestellt. Allerdings werden ca. 30 Prozent der russischen Inspektionen nicht bestanden – ein recht schlechter Wert.

Korrelation Bestehen – Unternehmensgröße

Bei Big Pharma ist die Durchfallquote etwa nur halb so hoch. Dennoch finden die russischen Inspektoren bei den großen Pharmafirmen, die die europäischen und amerikanischen GMP-Zertifikate haben, immer wieder beachtliche Unregelmäßigkeiten, infolge derer das Minpromtorg die Ausstellung des russischen Zertifikats verweigert. Diese Unregelmäßigkeiten hängen meist mit der Produktion von sterilen Arzneimitteln zusammen: Wenn das Unternehmen keine Untersuchungen anstellt, die der Findung des Root Cause der Unregelmäßigkeit, also der Unsterilität, dient, gefährdet dies natürlich das Bestehen. Dabei haben die Dolmetscher von AP Fachübersetzungen auch kleine Pharmahersteller mit weniger als 100 Mitarbeitern erlebt, die die Inspektion „mit links“ bestanden haben.

GMP-Richtlinien Russland vs. Europa

Die russischen GMP-Richtlinien unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von den europäischen. Dazu muss man sagen, dass die in Russland aktuell geltenden GMP-Richtlinien eine direkte Übersetzung der Version 4.0 des europäischen GMP-Leitfadens 2013 darstellen. Seit der Gründung der Behörde im Jahr 2016 wurden die russischen GMP-Richtlinien nicht geändert. Planmäßig sollten in Russland ab Juni 2020 Inspektionen gemäß den neuen GMP-Richtlinien der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) durchgeführt werden. Diese neuen GMP-Richtlinien der EAWU sind eine Übersetzung des europäischen GMP-Leitfadens in der Fassung aus dem Jahr 2015. Sie sind bereits fertig und von der EAWU anerkannt, doch aufgrund der aktuellen Lage prüft Russland noch nicht gemäß diesen neuen Richtlinien.

Der Inspektionsverlauf

Eine Inspektion beginnt damit, dass der Hersteller einen Antrag auf Inspektion stellt sowie eine Liste von Dokumenten beim Minpromtorg einreicht. Innerhalb von 10 Tagen prüft das Ministerium dann die eingereichten Dokumente. Wenn es zu diesen keine Fragen gibt, wird ein Auftrag auf Durchführung der Inspektion vorbereitet und an das Institut GILS i NP weitergeleitet. Das Institut erstellt einen Ablaufplan, stimmt ihn mit dem Minpromtorg (Ministerium für Industrie und Handel der Russischen Föderation) ab, benachrichtigt den Hersteller und erstellt einen Inspektionsplan unter Berücksichtigung der zu prüfenden Elemente des Produktionsprozesses. Anschließend wird der Inspektionsplan an den Hersteller geschickt. So kann er sich auf die Inspektion vorbereiten, die notwendigen Dokumente beschaffen und den Inspektoren zur Verfügung stellen. Ein Inspektionsteam aus mindestens zwei Inspektoren – abhängig vom jeweiligen zu prüfenden Produktionsvolumen – besucht den Standort. Die durchschnittliche Dauer einer Inspektion beträgt 3 bis 5 Tage. Wenn es mehrere Pharmaunternehmen in der gleichen Region gibt, bemüht sich GILS i NP, die Inspektionen so zu legen, dass sie so schnell wie möglich durchgeführt werden können. Zu Beginn einer Inspektion findet eine Eröffnungsbesprechung statt, am Ende jedes Arbeitstages eine Zusammenfassung der Ergebnisse und Beobachtungen und am Ende der Inspektion eine Abschlussbesprechung. Die russischen Inspektoren erwarten spätestens bei der Abreise die Vorlage einer Liste mit allen an der Inspektion teilnehmenden Personen nebst Positionsbezeichnung.

So geht es nach der Inspektion weiter

Sollten Verstöße festgestellt werden, so werden diese den Standortvertretern bei der Abschlussbesprechung noch während der Inspektion mitgeteilt. Die Verstöße werden nicht klassifiziert, dennoch kann das Pharmaunternehmen die ungefähre Klassifizierung aus diesen Nichtkonformitäten ableiten. Der Inspektionsbericht wird innerhalb von 30 Kalendertagen nach Beendigung der Inspektion am Standort erstellt. Nach seiner Fertigstellung verbleibt eine Ausfertigung bei GILS i NP, eine zweite Ausfertigung wird an den russischen Vertreter des Herstellers versendet und eine dritte geht an das Minpromtorg zur Findung der Entscheidung, ob das GMP-Zertifikat ausgestellt werden darf. Im Inspektionsbericht können nur die Nichtkonformitäten aufgeführt werden, die auch in der finalen Besprechung kundgetan wurden. Es können jedoch auch weniger werden, wenn die entsprechenden Fragen geklärt und die Dokumente dazu nachgereicht werden konnten. Achtung: Entwürfe von Dokumenten werden nicht als Dokumente anerkannt, es können nur freigegebene Dokumente berücksichtigt werden. Sobald der Bericht fertig ist, wird die Zulassungsbehörde des jeweiligen Landes des Herstellers informiert.

Diese Verstöße werden am häufigsten bemängelt

Die gängigsten Verstöße sind Abweichungen vom Zulassungsdossier, Nichterfüllung der aseptischen Anforderungen, Sterilität sowie die unzureichende Beprobung der eingehenden Rohstoffe. Manchmal sind die Unternehmen mit den GMP-Richtlinien laut Aussagen von mehreren Inspektoren nur oberflächlich vertraut.

Was zeichnet die russischen Inspektoren aus?

Erfahrungsgemäß spielt es weniger eine Rolle, aus welchem Land die Inspektoren kommen. Die GMP-Richtlinien stellen ein Regelwerk mit den Anforderungen an die Organisation der Produktion und Qualitätskontrolle dar. Die russischen Inspektoren müssen daher sicherstellen, dass die Produktion am geprüften Standort den jeweils gültigen GMP-Richtlinien Russlands entspricht.

Wenn das Produkt für Russland auf verschiedenen Linien bzw. Anlagen produziert, abgefüllt, abgepackt usw. wird, dann wollen die russischen Inspektoren alle diese Linien und Anlagen sehen.

Bei allen ausländischen Inspektionen gibt es natürlich bestimmte nationale Besonderheiten, z. B. Deutungen und Herangehensweisen der Experten. Nicht alle Inspektoren klassifizieren die Verstöße als kritisch/major/minor auf die gleiche Weise. Der Spielraum ist gewaltig, solange es keine genaue Klassifizierung gibt. Alles hängt wesentlich von der Deutung des jeweiligen Inspektors und seiner Qualifikation und Erfahrung ab.

Russische GMP-Inspektoren – hart, aber fair

Die Aufgabe der Inspektoren ist es, zu prüfen, dass die nach Russland gelieferten Arzneimittel für die Bürger ihres Landes sicher sind. Oft sagen sie bereits zu Beginn der Inspektion, gleich nach der Kennenlernrunde: „Neben der Einhaltung der GMP-Standards werden wir prüfen, ob Sie hier tatsächlich das herstellen, was Sie in Ihrem Antrag angekündigt haben.“ Sie sind dafür bekannt, dass sie zwar sehr streng, jedoch kompetent und fair sind. Sie haben zwar Ihre erfahrungsbasierten Überzeugungen, die sie auch gut vertreten können, sind jedoch offen für Erklärungen und Diskussionen. Auch sie wollen schließlich dazulernen sowie andere Standpunkte erfahren, die darauf zurückzuführen sein können, dass in Deutschland die Produktion und die damit zusammenhängenden Prozesse trotz der universell geltenden GMP-Regelungen anders organisiert sind.

Alle Inspektoren der russischen Behörde kommen aus der Branche. Obwohl viele von ihnen recht jung sind, überraschen sie teilweise auch „alte Hasen“ der sehr soliden Pharmaliga mit ihrer Professionalität und Erfahrung in der gesamten Produktion.

Empfehlungen von erfahrenen Dolmetschern für bevorstehende Inspektionen

Es kommt nie gut an, wenn die Inspektoren – seien sie aus Russland oder Europa – das Gefühl ereilt, dass man ihnen etwas verheimlicht. Demzufolge entsteht Vertrauen nur, wenn die Zusammenarbeit offen und ehrlich ist.

Jedes inspizierte Pharmaunternehmen sollte möglichst erfahrene Mitarbeiter zur Beantwortung der Fragen der Inspektoren heranziehen. Und selbstverständlich ist es unerlässlich, zuverlässige und spezialisierte Dolmetscher heranzuziehen, die der Aufgabe fachlich gewachsen sind. Eine reibungslose und vor allem fehlerfreie Kommunikation ist für die erfolgreiche Durchführung eines Audits oder einer Inspektion unerlässlich. Auch ist es immer von Vorteil, wenn man hierfür Fachdolmetscher engagiert, die bereits weitreichende Erfahrung mit GMP-Inspektionen und im Umgang mit russischen Inspektoren haben.

Über AP Fachübersetzungen

AP Fachübersetzungen ist ein überregional tätiger Dolmetsch- und Übersetzungsdienstleister aus Nürnberg, der im Jahr 2010 gegründet wurde. Dank der Spezialisierung auf die Bereiche Medizin, Pharmazie, Recht und Technik sowie dem breitgefächerten Angebotskatalog an Sprachen und weiteren Leistungen kann der Fachübersetzungsdienst namhafte Unternehmen, Anwaltskanzleien, Kliniken und Behörden zu seinen treuen Kunden zählen.

Seine Fachkompetenz konnte AP Fachübersetzungen bereits bei verschiedensten Veranstaltungen beim Konsekutiv- und Simultandolmetschen unter Beweis stellen. Dazu zählen u. a. Konferenzen, Audits, Messen, Schulungen und politische Events. Auch bei mehrsprachigen Großprojekten kann der Nürnberger Übersetzungsdienstleister mit Eilservice aufwarten.

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