Soft Opening:

Fr 27/11
16.00 – 21.00 Uhr

Presserundgang:

Do 26/11
11.00 Uhr mit Anmeldung oder nach Vereinbarung

Joachim Koester (geb. 1962 in Dänemark) ist vor allem für seine konzeptuellen Film- und Fotoarbeiten bekannt, die ihre Bedeutungen aus okkulten Praktiken, veränderten Bewusstseinszuständen und historischen Figuren ableiten. Er gilt als einer der wichtigsten konzeptuellen Fotografen seiner Generation. Fakten und Fiktion, Realität und Mythos verweben sich in seinen Werken zu Fragmenten, die Vergangenheit mit Gegenwart, die Wissen mit Unbekanntem verbinden. Körperliche Aktivitäten und Ausdrucksformen, wie beispielsweise der Tanz, sind ebenso zu finden wie umfangreiche Untersuchungen von Natur und urbanen Landschaften. In seinen jüngeren filmischen Arbeiten hinterfragt Joachim Koester, wie Spuren von Geschichten und Ereignissen in unseren Nerven- und Muskelsystemen als schlafende Erinnerungen verwahrt und durch Bewegung und Gestik geweckt werden können.

Zu Zeiten des globalen Interesses an Wahrnehmungs- und Bewusstseinsveränderungen an der spirituellen Erlebniswelt, rücken die vielschichtige Beziehung und Abgrenzung von Mensch und Natur verstärkt ins Bewusstsein. Joachim Koester untersucht diese Schnittstellen multimedial. „Wahrnehmung“, „Bewusstsein“ und „Vernetzungen“ sind dabei die entscheidenden Konstanten. Sie bilden gleichermaßen Impuls wie Ergebnis seiner künstlerischen Arbeit. Seine Fotografien, Video-, Soundarbeiten und Installationen kommen formal sehr reduziert daher, fächern sich aber Schritt für Schritt in ihrem immensen, netzwerkhaften Bedeutungsspektrum auf. Sie erzählen von Menschen, die durch den Biss der Tarantel zu Körperbewegungen animiert werden und geradewegs in die Entrückung zu steuern scheinen; von Gottesanbeterinnen, die nahezu in ihrer Umgebung aufgehen; von Phantasiereisen, die an einen Ort aufgegebener Zukünfte führen oder von den charakteristischen Oberflächenstrukturen von Kokain- und Marihuanapartikeln, die fern der direkten menschlichen Wahrnehmung liegen.

Formen der Entgrenzung – der Übergang von Tier zu Pflanze oder von Tier zu Mensch – und Grenzerfahrungen – wie das Zeichnen unter Einfluss des Halluzinogens Meskalin oder das Erreichen neuer Bewusstseinszustände mittels Meditation – bilden den roten Faden durch die Ausstellung The way out is the way in. Welche Methoden und Hilfsmittel gibt es, die Beschränkungen des eigenen Körpers, des Denkens temporär hinter sich zu lassen? Was resultiert aus derartigen Erfahrungen – welche Bewegungen, Gedanken, Handlungen oder Bilder?

Das Verhältnis zwischen physischen und mentalen Erlebnissen, das körperliche Wahrnehmen und Verstehen sowie deren Einfluss auf das geistige Durchdringen und umgekehrt reizen Joachim Koester seit jeher. Der Stimulation bestimmter Hirnareale steht das Herunterfahren anderer Regionen gegenüber. Welche Bereiche unseres Gehirns nutzen wir? Können neue Erfahrungen, kann eine künstlerische Arbeit Reize auf selten aktivierte Hirnareale oder auch Körperregionen ausüben?

Das Übertreten unterschiedlich gearteter Schwellen zeigt sich ebenso in den Gesängen (beinahe) ausgestorbener Vögel wie in einem planetaren System, dem Objekte verschiedener Herkunft, Gattung und Zeitalter zugewiesen werden. Die neuen Bezüge, die hieraus entstehen, sind genauso assoziativ wie sie zu eigenen Verknüpfungen anregen. Die subjektive Wahrnehmung und das Bewusstsein der Besucher*innen sind gleichermaßen zentral wie diejenigen der Protagonist*innen der Werke und des Künstlers. Tiere, Gesteine, Pflanzen bilden im Zusammenspiel mit Planeten eine Konstellation, die von der Mnemotechnik des Gedächtnispalasts inspiriert ist. Es entstehen Bezüge, Kategorisierungssysteme, eine Kunstausstellung verwandelt sich in einen alternativen Gedächtnispalast. Ein Schritt hinaus führt wie auf einer unendlichen Spirale zurück in ein neues Universum – The way out is the way in.

Der Gang durch Joachim Koesters Ausstellung ähnelt dem Streifzug durch vernachlässigte, verlassene oder unbekannte Ortschaften – der Psyche, des Körpers, der Stadt, des Kosmos.

Der Künstler selbst bezeichnet den Rezeptionsprozess der Werke als „Einatmen der Ausstellung“: Räume und Werke körperlich erfassen; aufnehmen, was die Atemzüge in die Sinne treiben.

Joachim Koesters Einzelausstellung The way out is the way in in der Kunsthalle Mainz ist seine bislang umfangreichste Einzelschau in Deutschland. Sie fasst mehrere Jahrzehnte seines künstlerischen Schaffens zusammen und verbindet sie mit raumgreifenden Neuproduktionen.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz, die Danish Arts Foundation und die Kgl. Dänische Botschaft Berlin. Sie beinhaltet Exponate des Naturhistorischen Museums Mainz, des Botanischen Gartens sowie der Geowissenschaftlichen Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

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