Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) haben gemeinsam mit Kollegen von 39 Institutionen aus 17 EU-Ländern die Europäische Kommission aufgefordert, die Genomforschung als Teil der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 im Rahmen des kommenden Programms Horizon Europe zu unterstützen. Die Gruppe schlägt eine wettbewerbsorientierte Finanzierung für die Sequenzierung der Genome aller Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen in Europa (mindestens 200.000 Arten) vor, die im Rahmen einer paneuropäischen Zusammenarbeit mit dem vorläufigen Namen European Reference Genome Atlas (ERGA) realisiert werden soll. Diese Initiative soll besseres Verständnis, Management und Wiederherstellung von biologischer Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen fördern. Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und interessierte Bürger*innen sind eingeladen, ihre Namen als Unterzeichner der Liste zur Unterstützung des ERGA auf https://vertebrategenomesproject.org/erga hinzuzufügen.

Die Idee eines Europäischen Referenzgenomatlas (ERGA) wurde im Rahmen des Vertebrate Genomes Project (VGP) im Januar 2020 entwickelt und baut auf Initiativen innerhalb der Europäischen Union und in Nicht-EU-Ländern auf – darunter das VGP, Earth Biogenome Project (EBP), Darwin Tree of Life, Bird 10K Genomes (B10K), Bat1K und das Catalan Biogenome Project – um eine kooperative und koordinierte Genomforschung in Form von Genomkonsortien aufzubauen. Eine gemeinsame Aufgabe dieser Projekte besteht darin, qualitativ hochwertige, fehlerfreie Genomsequenzen aller Arten innerhalb einer Gruppe (wie Wirbeltiere für das VGP) oder an einem geographischen Standort (wie Großbritannien für den Sanger Darwin Tree of Life) zu erstellen, um grundlegende Fragen der Biologie, zu Gesundheit bzw. Krankheiten und des wissenschaftlichen Artenschutzes zu behandeln. Ein ERGA würde die Sachkenntnis und Anstrengungen dieser Gruppen bündeln, um die qualitativ hochwertige Sequenzierung von Genomen der gesamten biologischen Vielfalt Europas zu koordinieren.

„Wir als eine große Gruppe von Wissenschaftler*innen sind bereit, uns europaweit zu koordinieren und zusammenzuarbeiten. Mit unserem gemeinsamen Aufruf möchten wir erreichen, dass die Förderung der Genomforschung vom Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission als ein wichtiges Instrument zur Erweiterung unseres Wissens über die biologische Vielfalt Priorität erhält und auf diese Weise der Artenschutz unterstützt wird“, sagt Dr. Camila Mazzoni, eine der Initiator*innen der Initiative. Der Europäische Referenzgenomatlas könne eine führende Rolle in der Biodiversitäts- und Genomforschung für Europa übernehmen, wobei das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und das Berlin Center for Genomics in Biodiversity Research (BeGenDiv) eine zentrale Stellung für Deutschland einnehmen würden.

„Biologische Vielfalt oder Biodiversität ist die Gesamtheit von Lebensformen, die auf unserem Planeten leben. Sie ist von zentraler Bedeutung für die Aufrechterhaltung funktionsfähiger Ökosysteme und ihr Erhalt gilt daher als Grundvoraussetzung für viele Sektoren der Weltwirtschaft und als Schlüssel zur Bewältigung wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen“, so Mazzoni. „Die Genomik, also die Untersuchung des gesamten Erbguts von Individuen, Populationen und Gemeinschaften, ist eine Disziplin, die für alle Bereiche der Biowissenschaften von entscheidender Bedeutung ist. Nur mit diesem Grundlagenwissen können wir dem globalen Wandel und der anhaltenden Krise des Massensterbens angemessen begegnen.“

Die biologische Vielfalt in Europa schrumpft jeden Tag als Folge der Klimakrise oder direkter menschlicher Aktivität. Welche Arten diesen Wettlauf gegen den fortschreitenden globalen Wandel gewinnen oder verlieren werden, ist schwer vorherzusagen. „Die Antwort darauf lässt sich oft aus dem Erbgut einer Art ableiten“, sagt Dr. Daniel Förster (Leibniz-IZW), ein weiterer Unterstützer der ERGA-Initiative. „Diese Erkenntnisse sind für eine nachhaltige Landwirtschaft und Fischerei sowie für den Artenschutz unerlässlich. Somit ist diese Initiative auch für uns Menschen relevant, da sie sich unter anderem mit Fragen zu unserer Gesundheit und Wirtschaft befasst.“ Das Wissen darüber, welche Faktoren die größte Bedrohung für einzelne Arten darstellen, muss dringend erweitert werden. Dieser Herausforderung kann nur mit einem groß angelegten, länderübergreifenden Projekt begegnet werden. Die Erkenntnisse der ERGA werden ein maßgeschneidertes und effektives Artenschutzmanagement zur Erhaltung der europäischen Biodiversität ermöglichen.

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