Der autonom fahrende Shuttlebus „Hubi“ hat seine dritte Testphase erfolgreich abgeschlossen. Rund sieben Wochen war er an jeweils drei Wochentagen als Zubringer- und Abholshuttle in Bad Essen unterwegs – die Stadtwerke Osnabrück planen schon jetzt ein Anschlussprojekt im Landkreis.

Seit dem 13. September drehte „Hubi“ seine Runden auf rund zwei Kilometern zwischen mehreren zentralen Anlaufpunkten im Kurort – und das alles andere als einsam: 95 Nutzer haben sich für das Experiment registrieren lassen und die App auf ihr Smartphone heruntergeladen, mit der der Shuttlebus angefordert werden kann. Viele mehr sind spontan mitgefahren und haben diese neue Form der Mobilität ausprobiert. „Wir haben in der dritten Testphase viele wertvolle Erkenntnisse zum autonomen Fahren in komplexen Verkehren und auch zur Nutzerakzeptanz autonomer On-Demand-Shuttle im ländlichen Raum gewinnen können", bilanziert Werner Linnenbrink, Leiter Mobilitätsangebot der Stadtwerke Osnabrück. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, Bad Essen als Standort für die dritte Testphase zu wählen.

Bevölkerung nimmt „Hubi“ an

Bad Essen habe mit dem Testlauf des autonomen Shuttlebusses Neuland betreten, betont Bürgermeister Timo Natemeyer. „Wir haben die Projektpartner sehr gerne unterstützt. Die positive Resonanz aus der Bevölkerung zeigt, dass ,Hubi‘ gut angenommen wurde. Und auch für uns als Gemeinde war es interessant zu sehen, wie unterschiedliche Ziele im Ort an den bestehenden ÖPNV angebunden werden können.“

Besondere Corona-Vorkehrungen

Ursprünglich sollte der autonom fahrende Shuttlebus bereits im Mai durch den Kurort fahren – doch die Corona-Pandemie machte den Projektbeteiligten zunächst einen Strich durch die Rechnung. Mit einer Verzögerung startete der Testlauf schließlich im September – natürlich unter besonderen Voraussetzungen. Zeitweise durften nur maximal zwei Personen gleichzeitig mitfahren, es galten die bekannten Abstandsregelungen und die Maskenpflicht.

Viele nutzen „Hubi“ spontan

Auffällig war innerhalb der Testphase, dass rund 80 Prozent der Fahrgäste spontan zustiegen. 20 Prozent nutzten die Vorabbuchungsoption per Hub Chain App. Heiß begehrt war „Hubi“ vor allem an Sonntagen. Viele Kurgäste und Tagestouristen stiegen in das autonom fahrende Shuttle, um bei ihrem Sonntagsausflug innerörtliche Wege zu überbrücken.

Anspruchsvoller Rundkurs

Auf seinem Rundkurs in Bad Essen musste „Hubi“ drei Kreisverkehre sowie teils enge Straßenverläufe mit höherem Verkehrsaufkommen durchqueren. „Das Zusammenspiel mit den anderen Verkehrsteilnehmern, die überwiegend geduldig und rücksichtsvoll reagiert haben, hat gut funktioniert“, so Stadtwerke-Projektleiterin Sandra von Tongern. „Hubi“ bildete in Bad Essen die Strecke der sogenannten ersten und letzten Meile ab: Konkret kreiste das Shuttle zwischen Freibad, Marina, Kirchplatz und mehreren Nahversorgern – und stellte zusätzlich eine Anbindung an die vorhandene Buslinie X276 her.

Neue Projektideen entwickeln

Parallel zu den Testfahrten befragte der Kooperationspartner Dornier Consulting „Hubi“-Nutzer zu ihren Erfahrungen und Wünschen hinsichtlich des neuartigen Angebots. Im Kern wünschen sich einige Teilnehmer eine direkte On-Demand-Verbindung nach Melle. Andere Befragte sehen Mobilitätsangebote „auf Bestellung“ als Lösung für die Vernetzung von Ortschaften, die nicht an den regulären Busverkehr angebunden sind.

Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun ausgewertet und analysiert. „Wir stecken bereits in den Planungen für ein Anschlussprojekt im Landkreis Osnabrück, denn die autonome Mobilität ist für die Zu- und Abbringerverkehre im ländlichen Raum sehr wichtig“, sagt Linnenbrink.

Zum Hintergrund: Hub Chain

Das Projekt „Hub Chain“ ist ein vom Bundeswirtschaftsministerium unterstütztes und ausgezeichnetes Innovationsprojekt. Kernstück ist die Entwicklung einer neuartigen digitalen Mobilitätsplattform für sogenannte „On-Demand“-Verkehre. Diese Verkehre auf Bestellung können und sollen insbesondere in weniger verdichteten Regionen das Busliniennetz ergänzen – und insofern attraktiver machen, dass sie die Fahrgäste zu den zentralen Umsteigepunkten der bestehenden Buslinien bringen. Das Projekt wurde mit dem Deutschen Mobilitätspreis und dem „Innovationspreis Reallabore“ des Bundeswirtschaftsministeriums ausgezeichnet. Das Hub Chain-Projektkonsortium setzt sich aus folgenden Partnern zusammen: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.; Institut für Verkehrssystemtechnik (DLR); Dornier Consulting International GmbH (Dornier); HaCon Ingenieurgesellschaft mbh (HaCon); Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V. (IKEM); Kompetenzzentrum ländliche Mobilität, Institut in der Forschungs-GmbH Wismar (KOMOB); Stadtwerke Osnabrück AG. Mehr Informationen zum Projekt inklusive Erklärvideos gibt es unter www.hubchain.de.

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