Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) hat heute erste Ergebnisse einer aktuellen Gründerinnen-Studie vorgestellt. Diese wurde im Rahmen des dlv-Projekts „Selbst ist die Frau – Existenzgründung von Frauen im ländlichen Raum“ durchgeführt. Die von empirica AG, einem unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitut, im Auftrag des dlv verfasste Studie liefert umfassende und aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur Situation von gründungsinteressierten Frauen und Gründerinnen im ländlichen Raum.

„Im ländlichen Raum selbst zu gründen kann für Frauen eine attraktive Einkommensalternative im Vergleich zu einer abhängigen Beschäftigung sein und dafür sorgen, dass Frauen als innovative Kräfte im ländlichen Raum bleiben. Umso mehr freuen wir uns, mit der aktuellen Gründerinnen-Studie Schwarz auf Weiß Herausforderungen, Motivlagen, Rahmenbedingungen und Bedarfe von gründungsinteressierten Frauen und Gründerinnen im ländlichen Raum zu kennen“, so Petra Bentkämper, Präsidentin des dlv. „Damit lassen sich konkrete Erfordernisse für Existenzgründungen mit Zukunft im ländlichen Raum ableiten.“

Im Ergebnis zeigt die Studie, dass sich in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren in vielen Bereichen wenig geändert hat: Frauen im ländlichen Raum gründen nach wie vor als Einzelunternehmerin oder mit nur wenigen Beschäftigten und stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie Gründerinnen Mitte der 2000er-Jahre. So stellen fehlende Vorbilder und fehlender Mut, finanzielle Unsicherheiten im Vergleich zu einer abhängigen Beschäftigung sowie hohe bürokratische Hürden typische Hemmnisse auf dem Weg zur Gründung dar. Gründerinnen in ländlichen Räumen starten mittlerweile etwas früher (mit 35 statt mit 40 Jahren) oder aber auch später (mit 55 statt mit 50 Jahren) mit der Gründung. Anlass dafür ist häufig der Eintritt in eine neue Lebensphase. Nach wie vor gründet fast jede zweite Frau in Teilzeit. Der Schritt in die Selbstständigkeit wird gegangen, um eine erfüllende Tätigkeit auszuüben, Arbeitszeiten flexibel einteilen zu können oder auch um einen Arbeitsplatz zu finden, der den eigenen Qualifikationen entspricht. Viel Geld zu verdienen oder auf Wachstum ausgerichtet zu sein steht nicht im Mittelpunkt der Gründung. Frauen im ländlichen Raum gründen nach wie vor insbesondere im Dienstleistungsbereich sowie auch im Einzelhandel. Hervorzuheben ist, dass der Anteil von Frauen an allen Gewerbetreibenden, die eine Neugründung anmelden, im ländlichen Raum mit 32 Prozent etwas höher liegt als im städtischen Raum mit 29 Prozent.

Die im Rahmen der Studie erarbeiteten Handlungsempfehlungen können je nach Gründungsphase unterschieden werden. So sei es in der Phase der Sensibilisierung von Frauen im ländlichen Raum für das Thema Existenzgründung wichtig, Vorbilder zu kommunizieren. In der Phase der Aktivierung sollten Frauen durch den Abbau bürokratischer Hürden stärker zur Existenzgründung ermutigt werden. In der Beratungsphase gehe es darum, Frauen angemessen bei der Gründung zu begleiten, den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten zu verbessern und frauenspezifische Beratungsangebote stärker auszubauen. Das Thema Netzwerken habe in allen Phasen der Gründung als Querschnittsaufgabe eine sehr hohe Bedeutung. Auch sei es wichtig, den Diskurs über eine gerechtere Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen fortzusetzen.

Die Kommunikation von Vorbildern, Workshops rund um (u.a. auch frauenspezifische) Gründungsthemen sowie die Vernetzung von gründungsinteressierten Frauen mit anderen Gründerinnen, Unternehmerinnen oder auch Beratungsstellen steht im Mittelpunkt der Arbeit von dlv-Gründungslotsinnen. Diese wurden in den vergangenen beiden Jahren im Rahmen des dlv-Projekts „Selbst ist die Frau“ ausgebildet und ermutigen, unterstützen und vernetzen Frauen im ländlichen Raum auf dem Weg zur Gründung.

„Unsere Gründungslotsinnen haben selbst gegründet und sind deshalb wichtige Vorbilder für andere Frauen. Ihr Beispiel zeigt, dass Frauen im ländlichen Raum erfolgreich gründen können“, so die Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes Petra Bentkämper. Sie betont zugleich: „Vorbilder sind wichtig, doch auch die Rahmenbedingungen für eine Gründung müssen stimmen. Dazu gehören selbstverständlich ein angemessener Breitbandausbau, ausreichende frauenspezifische Beratungsangebote und geeignete finanzielle Unterstützungsinstrumente für Gründerinnen“, so Petra Bentkämper weiter. „Hier sind Beratungsstellen, Netzwerke und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft gefragt.“

Informationen zur Studie
Die Studie im Auftrag des dlv startete Anfang 2020 und basiert auf zwei Online-Befragungen – von Gründerinnen und von Beratungsstellen – und auf Experteninterviews mit unterschiedlichen Gründungs- und Netzwerkakteuren. Außerdem erfolgte eine Sonderauswertung der Gewerbeanzeigenstatistik und des Mikrozensus sowie eine Auswertung weiterer sekundärstatistischer Daten zum Gründungsgeschehen. Zudem leitete empirica, ausgehend von den verschiedenen Phasen einer Gründung, Handlungsempfehlungen ab und identifizierte Beispiele guter Praxis.
Ergebnisse der Studie können ab 20. November 2020 unter https://www.landfrauen.info/projekte/selbst-ist-die-frau/aktuelles abgerufen werden. Die gesamte Studie wird Ende des Jahres auf der Website des dlv digital veröffentlicht und auch in gedruckter Form erhältlich sein.

Über das Projekt „Selbst ist die Frau“
Das dlv-Projekt „Selbst ist die Frau“ wird seit Beginn des Jahres 2019 und noch bis Ende des Jahres 2020 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Ziel ist es, Frauen im ländlichen Raum für das Thema Existenzgründung als berufliche Option zu sensibilisieren. Weitere Informationen: https://www.landfrauen.info/projekte/selbst-ist-die-frau

Über Deutscher LandFrauenverband e. V. (dlv)

Der Deutsche LandFrauenverband e.V. (dlv) ist der bundesweit größte Verband für Frauen, die auf dem Lande leben, und deren Familien. Ziel ist, die Lebensqualität und die Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum zu verbessern. Der dlv vertritt die politischen Interessen aller Frauen in ländlichen Regionen und den Berufsstand der Bäuerinnen.
500.000 Mitglieder, 12.000 Ortsvereine, 22 Landesverbände bilden zusammen ein starkes Netzwerk. Der Verband nutzt seine gesellschaftliche Kraft, um die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation der Frauen zu verbessern. Präsidentin ist Petra Bentkämper.

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