Die Online-Veranstaltung des Arbeitskreises Frau und Beruf Kreis Freudenstadt am Weltfrauentag ist vor allem eines: Mutmacher. Und ein Eisbrecher, was festgefrorene Rollenbilder betrifft. Die gibt es wohl immer noch. Offline als auch online. Das Ziel aller geladenen sieben Gäste ist eindeutig und beleuchtet in erster Linie den virtuellen Raum. Frauen sollen die „digitale Zukunft chancenreich und chancengleich“ – so die Überschrift – beim Schopf packen. So fordern, besser: appellieren alle der geladenen Podiumsgäste an die TeilnehmerInnen, die Angst vor Veränderung, vor Technik über Bord zu werfen.

Die Veranstaltung wurde von der Freudenstädter Bürgermeisterin Dr. Stefanie Hentschel mit einer sehr persönlichen Videobotschaft eröffnet. Sie selbst kommt, nach eigenen Worten, noch aus der Generation „Zurückhaltung“. Sie habe sich dann bewusst in die Politik begeben, um positive Veränderungen für Frauen herbeizuführen. Auch sei ihr klar, dass Digitalisierung die Arbeit eigentlich leichter machen soll. Das ist im Moment im ländlicheren Raum teilweise noch schwierig.

Die dreistündige Veranstaltung kommt mit einem Impulsvortrag der Trainerin, Beraterin, Mentorin und Coach Elke Maria Rosenbusch ins Rollen und bringt Fachfrauen aus Wirtschaft, Agentur für Arbeit und Selbständige aus Kreativ- und Social-Media-Bereichen virtuell an einen Tisch. Elke Maria Rosenbusch stellt als „Opener“ der Veranstaltung fest, dass junge Frauen digitaler Technik gegenüber genauso offen sind wie Männer – das Problem ist eher, dass sie oft von den Männern als weniger kompetent eingeschätzt werden.

Es geht ihrer Meinung nach nicht darum, sofort alles „aus dem FF zu können“, aber man müsse „eine große Bereitschaft mitbringen, sich auf Neues einzulassen“. Ihre Erkenntnis lautet: „Niemand sagt, dass fachliche Kompetenzen nicht wichtig sind. Doch vielleicht sind soziale und digital soziale Kompetenzen ein passender Schlüssel zur Bewältigung der digitalen Transformation. Und hier haben Frauen Stärken!“

Das Bollwerk Männerherrschaft, in dem sich laut Erika Bock, Beauftragte für Chancengleichheit bei der IT Baden-Württemberg Frauen „oft nicht gehört fühlen“.  Verkrustete Rollen, die in Homeoffice-Zeiten eher noch verhärten und Frauen wieder in „alte Rollenklischees“ zurückwerfen – wie etwa Silke Hamann vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung konstatiert. Frauen stellen ihre Bedürfnisse immer noch zu oft hinten an. Nach Ansicht von Melanie Heinzelmann, Personalerin bei Wagon Automotiv, dürften Frauen nicht den Fehler machen, darauf zu warten, bis die Unternehmen die digitalen Leckerchen „auf dem Silbertablett“ servieren. Frauen müssen sich aus alten Rollenmustern heraustrauen, sich nicht immer unterschätzen, nicht gleich bei der ersten Hürde aufgeben.

„Digitalisierung bietet Chancen“, so Liza Huber, selbständige Fotografin. Ihr Radius als Künstlerin hat sich durch die Digitalisierung um einiges erhöht. Und ihr Weg zeigt, dass das Leben manchmal Wege geht, die man selbst nicht für möglich gehalten hätte. Beim Jobcenter – wenn ihr der Weg dahin auch schwergefallen ist – wurde sie sehr gut beraten. Es wurden ihr Möglichkeiten aufgezeigt, auf die sie ohne Beratung nicht gekommen wäre. Mareike Schmid, Social-Meidia-affine Gründerin im Nebenerwerb, stellt klar, dass hinter einer berufstätigen Frau auch ein Mann stehen muss, der ihre Entscheidung mitträgt. Genauso wie bei Männern, die Karriere machen auch immer die Frau dahinterstehen muss.

Nadja Hermann, Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit, hat durch die Digitalisierung einige Entlastung erfahren, da Termine jetzt mehr online wahrgenommen werden können und sie nicht mehr so viel unterwegs sein muss. Auch wurde ihr Arbeitszeitrahmen erweitert, dadurch kann sie die Arbeit im Homeoffice besser einteilen. Onlineseminare und Schulungen bieten heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich fortzubilden.

Das hören immerhin über 60 TeilnehmerInnen. Die können das gehörte gleich im rotierenden System weitergeben und eine der wichtigsten Fähigkeiten digitaler Zeiten vervollkommnen: das Prozessverständnis und das Netzwerken. In verschiedenen virtuellen Räumen tauscht man sich zu Themen Selbständigkeit, Wiedereinstieg und Weiterbildung aus. Der Austausch ist so intensiv, dass der Zeitrahmen gesprengt wird. Dabei stellt nicht nur Lucienne Reichardt von der IHK Nordschwarzwald fest, dass die Beratungen „sehr individuell ausfallen“ müssen, weil „jede ihre eigenen persönlichen Erfahrungen mitbringt“. Auch in der Austauschrunde „Wiedereinstieg“ gab Hayat Allouss von der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim weiter, dass die Themen von Wiedereinstieg bis zu Qualifizierungsmöglichkeiten reichten und sicher noch in individuelle Beratungen in den nächsten Tagen münden.

Als Tenor der Auftaktveranstaltung kann festgehalten werden: Chancen nutzen und zwar generell und nicht nur auf die Digitalisierung bezogen, einfordern und sich selbst etwas zutrauen. Hilfestellungen gibt es genug, so ist der Hinweis auf den Arbeitskreis Frau und Beruf Kreis Freudestadt, bei dem ein Dutzend KooperationspartnerInnen unter einem Dach vereint. Alle Kontaktdaten der KooperationspartnerInnen sind auf der Homepage des Arbeitskreises unter www.frauundberuf-fds.de zu finden.

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