Welche Zukunft hat die Blumenwiese? Diese Frage stand im Mittelpunkt der vierten Biodiversitäts-Konferenz im Innovationszentrum Ulrichstein. Neue Erkenntnisse über jahrzehntelange wissenschaftliche Untersuchungen im Vogelsberg, die Folgen des Klimawandels und Bewirtschaftungsformen der Grünlandflächen waren die zentralen Themen der beiden Referenten, die der Einladung der Unteren Naturschutzbehörde des Vogelsbergkreises gefolgt waren.

Erster Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak und Ulrichsteins Bürgermeister Edwin Schneider eröffneten die Konferenz mit dem Hinweis, dass sich mit dem Bergmähwiesenfest bereits eine überregional beachtete Veranstaltung zum Erhalt der wertvollen Flächen etabliert habe.

Der Vortrag von Dr. Bernd Nowak, Geschäftsführer der Gesellschaft für ökologische Landschaftsplanung und Forschung aus Wetzlar, spannte einen Bogen von Nutzung und Grünlandtypen zu Ökologie, über Naturschutz, bis hin zum Thema Biodiversität. Dr. Nowak zeigte die Komplexität der Wiesen- und Weidengesellschaften in Bezug auf Pflanzen und Tieren sowie deren Abhängigkeiten voneinander auf. „Ohne die richtige Mahd oder Beweidung, je nach Standort und Lage, geht unsere heimische Kulturlandschaft verloren“, so der Grünlandexperte. „Erst wenn keine Art optimale Lebensbedingungen vorfindet, dann haben wir auf der Fläche Artenvielfalt.“ Für Wiesen plädierte er auf die Einhaltung traditioneller Mahdtermine. Diese liegen für das Flachland um den Johannitag (24. Juni) und für die höheren Lagen des Vogelsberges Anfang Juli, mit Schafnachbeweidung oder zweiter Mahd, frühestens sechs bis acht Wochen nach dem ersten Schnitt. Seine Empfehlungen, unter anderem auf Düngung zu verzichten, finden Interessierte in seinem Vortrag, der auf der Internetseite der Unteren Naturschutzbehörde zur Verfügung steht: https://www.vogelsbergkreis.de/buerger-service/bauen-wohnen-umwelt/natur-umwelt/

Über den Zustand und die Perspektiven des Vogelsberger Magergrünlandes berichtete Johannes Euler, der neue Projektleiter des Naturschutzgroßprojektes Vogelsberg. Er beschrieb anschaulich die Ökosystemleistung von Grünland und erläuterte die Wiesentypen der Projektflächen sowie die Verbesserung des Erhaltungszustands durch Mahd und Einsaat mit Heudruschsamen von Spenderflächen. Der Vogelsberg trage eine große Verantwortung für seine Grünlandflächen, auch im bundesweiten Maßstab. „Seit diesem Jahr sind magere Flachland-Mähwiesen und Berg-Mähwiesen, neben Streuobstwiesen, Steinriegeln und Trockenmauern ebenfalls unter gesetzlichen Schutz gestellt worden. Auch die Borstgrasrasen sind gesetzlich geschützte Biotope, ebenso wie Felsbildungen oder Quellen“, erklärte Euler.

Euler wies auf eine Klage der Europäischen Kommission gegen Deutschland hin, weil sich die beiden Lebensraumtypen, Flachland- Mähwiesen und Berg-Mähwiesen in Deutschland in einem ungünstigen Erhaltungszustand befinden. Als Gründe für den Rückgang der Artenvielfalt nannte er Verbuschung sowie Verfilzung und Moosbildung. Der Klimawandel spiele durch Trockenheit und erhöhte Erosionsgefahr ebenfalls eine Rolle. Weitere Probleme bereiteten Flächenversiegelung, Lebensraumeinschnitte neben Düngung und Pflanzenschutzmittel. Invasive Neophyten, wie die stickstoffsammelnde Stauden-Lupine, würden im Projektgebiet durch konsequentes, mühseliges und kostenintensives Ausstechen bekämpft. Auch Euler nannte eine Nutzungsintensivierung als einen Grund für den Verlust von Arten. Weiterhin komme erschwerend hinzu, dass die angekündigte Abschmelzung der Fördersätze, die es für Landwirte unwirtschaftlich macht, die bisherige Bewirtschaftungsform aufrechtzuerhalten. Wichtig seien der Austausch und die Kommunikation von Landwirtschaft, Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum und dem Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg, so Euler. Eine bessere Honorierung der extensiven Bewirtschafter und die Entwicklung von Vermarktungsstrategien, wie beispielsweise die Regionalmarke „Vogelsberg ORIGINAL“, seien weitere Voraussetzungen, um den Landwirten eine Perspektive zu geben und so die Artenvielfalt im Vogelsbergkreis aufrecht erhalten zu können.

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