Wie hängt die Mundgesundheit mit gesundem Altern zusammen? Im Bereich der Alterszahnmedizin wird zunehmend über die Prozesse der oralen Alterung, Krankheitsentwicklung sowie zu den Bedürfnissen hochbetagter Menschen geforscht. Dr. Caroline Sekundo, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), und ihr Team fokussieren in dem Projekt „Mundgesundheit von Hochbetagten und Hundertjährigen" die Erforschung von Faktoren, die für eine gute Mundgesundheit im hohen Alter verantwortlich sind. Das Projekt wird in einem Zeitraum von drei Jahren mit rund 260.000 Euro von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, der größten Medizin fördernden Stiftung Deutschlands, gefördert.

„2018 haben wir in unserem ersten Hundertjährigen-Projekt bereits festgestellt, dass knapp zwei Drittel der Hundertjährigen noch eigene Zähne hatten sowie in einem verhältnismäßig guten körperlichen Gesundheitszustand waren", sagt Dr. Sekundo. „Wir gehen davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen Mund- und Allgemeingesundheit besteht. In dieser nachfolgenden Studie gilt es, mögliche Risiken und Faktoren herauszufinden, die für die Aufrechterhaltung einer guten Mundgesundheit im hohen Alter verantwortlich sind."

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen Personen im Alter von 100 Jahren und älter sowie ihre Nachkommen. Die Studienärzte klären zunächst den Allgemeinzustand – wie unter anderem Lebensweise, Ernährung, Body Mass Index, (Vor-) Erkrankungen und Medikamenteneinnahmen. Danach werden das orale Mikrobiom, eine natürliche Ansammlung von Mikroorganismen, von verschiedenen Stellen aus der Mundhöhle sowie die Mundgesundheit und orale Hygiene unter die Lupe genommen. Caroline Sekundo beschreibt: „Wenn Menschen ein Alter von 100 Jahren erreichen, haben sie dann gleichzeitig auch eine bessere Mundgesundheit? Wir fragen uns, ob sich Zusammensetzung und Wechselwirkungen des Mikrobioms im hohen Alter verändern, es familiäre Einflussfaktoren gibt und sich somit Rückschlüsse auf die Mundgesundheit der Nachkommen ziehen lassen und welchen Einfluss beispielsweise Lebensumstände und Umwelt haben."

 Neben der Erfassung von positiven oder negativen Einflussfaktoren soll im Rahmen der Studie herausgefunden werden, wie es hochbetagten Menschen zum Beispiel durch spezielle Mundhygiene- und Therapiemaßnahmen möglich sein kann, auch im hohen Alter eine gute Mundgesundheit zu erhalten und somit diesen allgemeinmedizinisch wichtigen Risikofaktor positiv zu beeinflussen. „Mundgesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität und hat vielfältige Auswirkungen auf den allgemeinen körperlichen Zustand. So können Erkrankungen im Mund direkten Einfluss unter anderem auf das Herz-Kreislaufsystem, Lungenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder die Volkskrankheit Diabetes haben. Mit der Erforschung der Mundgesundheit von hochbetagten Menschen nimmt dieses Projekt eine Vorreiterrolle in der Zahnmedizin ein und vernetzt uns mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen medizinischen Fachbereichen. Es legt einen sehr wichtigen Grundstein, auf den wir in Zukunft weiter aufbauen werden", ergänzt Professorin Wolff, Ärztliche Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde am UKHD.

Informationen zur Studienteilnahme

Teilnehmen an der Studie können Personen, die 1922 oder früher geboren sind sowie ihre leiblichen Kinder oder Enkel. Darüber hinaus sind Teilnehmende im Alter der Nachkommen (ca. 55-80), deren Eltern nicht hochbetagt (verstorben) sind, in der Kontrollgruppe herzlich willkommen. 

Über Universitätsklinikum Heidelberg

Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für Patientinnen und Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit rund 2.500 Betten werden jährlich circa 86.000 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.100.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum.uni-heidelberg.de

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