Am 5. Juli 2023 hat die EU-Kommission einen Vorschlag zur Regulierung der Nutzung von Pflanzen, die mit Hilfe neuer gentechnischer Verfahren (NGT) gezüchtet wurden, vorgelegt. Damit könnte ein Jahrelanger Streit um die Nutzung von Gentechnik und seine Kennzeichnung zu Ende gehen und die Wissenschaft hätte sich endlich durchgesetzt. Tatsächlich aber geht ein tiefer Riss durch Befürworter und Gegner und es wird heftig gestritten. Dabei gehen den Gegnern die Argumente aus. Woran das liegen könnte, erläutert der Agraringenieur und Wissenschaftsjournalist Timo Küntzle in seinem Buch "Landverstand".

Gentechnik ist wie alle anderen Zuchtmethoden zu bewerten

Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass Gentechnik ein Werkzeug der Züchtung ist, das per se genauso zu bewerten ist wie alle anderen Methoden der Züchtung. Wer das leugnet, steht auf einer Stufe mit Klimawandelleugnern oder Homöopathie Sympathisanten, glaubt der Agrarwissenschaftler Timo Küntzle . Der Wissenschaftsjournalist, der drei Jahre für die Internetplatt Addendum gearbeitet hat, wirbt für eine ehrliche Information über Vor- und Nachteile der heutigen Landwirtschaft. Das zeigen die Beträge, die im Rahmen seiner Tätigkeit bei Addendum entstanden sind, ebenso wie sein Buch Landverstand.

Das Buch ist eine Herzensangelegenheit für den Bauernsohn: Über unser Essen und die Art und Weise seiner Herstellung wurde nie emotionaler und verbissener diskutiert als heute. Gleichzeitig ist die Zahl der Menschen mit direktem Einblick in die Landwirtschaft auf einem historischen Tiefstand. Das Buch räumt mit Mythen auf und widerspricht in vielen Punkten dem Zeitgeist. Z.B. wenn es um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geht. Der Agraringenieur erklärt, dass eine wachsende Weltbevölkerung bei sinkenden Ressourcen nicht ohne Pflanzschutzmittel und synthetische Stickstoffdünger auskommen kann. Auch im biologischen Acker- und Weinbau würden Pflanzenschutzmittel eingesetzt.

Landverstand räumt mit Vorurteilen auf

Der Journalist und Landwirtsohn sieht genau hin, um mit romantisierenden und verteufelnden Vorurteilen aufzuräumen. Welche Rolle spielt Landwirtschaft beim Klimawandel? Ist bio für alle realistisch? Wie schädlich sind Glyphosat und andere Pestizide tatsächlich, was sind die Alternativen? Und nicht zuletzt: Ist unsere Angst vor Gentechnik auf dem Teller berechtigt, war unser Essen in der guten alten Zeit wirklich besser? Die Antworten sind nicht immer einfach. Aber zweimal hinsehen lohnt sich. Nicht nur, weil es um unser täglich Brot geht, sondern auch, weil etwas mehr Landverstand uns allen guttäte.

Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich auch mit dem Thema Gentechnik und eignet sich daher besonders als Einstieg in die aktuelle Diskussion um Vor und Nachteile der Gentechnik. Das Thema wird gut verständlich erläutert. Den Gegnern der Gentechnik dürfte das Kapitel nicht gefallen; der Journalist spart nicht mit Kritik an unsachlich und emotional geführten Kampagnen. Sie werden gerade wieder aus der Mottenkiste geholt.

Wer mitreden möchte, sollte sich das Buch Landverstand anschaffen. Eine schöne Ferienlektüre.

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