Starke Projektpipeline als Basis zur Skalierung des Geschäftsmodells – Dätwyler erreichte 2023 trotz dem fast vollständigen Wegfall des margenstarken Covid-Geschäfts und einem deutlich negativen Währungseffekt einen gehaltenen Umsatz von CHF 1’151.5 Mio. und eine EBIT-Marge von 10.5%. Der Generalversammlung wird eine Bardividende von CHF 3.20 pro Inhaberaktie vorgeschlagen. Für 2024 ist Dätwyler trotz anspruchsvollem Umfeld verhalten zuversichtlich und strebt ein organisches Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich und eine verbesserte EBIT-Marge an. Basierend auf der starken Projektpipeline liegt der Fokus für die Zukunft klar auf profitablem organischem Wachstum durch die Skalierung des Geschäftsmodells und der Produktionskapazitäten.

Das Geschäftsjahr 2023 stand für Dätwyler im Zeichen des fast vollständigen Wegfalls der margenstarken Covid-Umsätze und des Abbaus von hohen Sicherheitslagern bei den Kunden aus verschiedenen Branchen. Diese beiden einmaligen negativen Effekte belasteten die Umsatzentwicklung und führten zu einer Unterauslastung der jüngst erweiterten Produktionskapazitäten und zu einer ungünstigen Entwicklung des Produktmix. Gleichzeitig konnte Dätwyler aber dank den intakten Megatrends und ihren starken Marktpositionen in allen Business Units eine Vielzahl von aussichtsreichen neuen Projekten mit bestehenden und neuen Kunden gewinnen.

RÜCKBLICK

Gehaltener Umsatz trotz deutlich negativem Währungseffekt

Trotz dem Lagerabbau bei den Kunden vermochte Dätwyler den Umsatz mit CHF 1’151.5 Mio. im Vergleich zum Vorjahr zu halten (Vorjahr CHF 1’150.6 Mio.). Erstmals wurden die beiden im Vorjahr übernommenen Unternehmen QSR und Xinhui für zwölf Monate berücksichtigt. Dies resultierte in einem positiven Akquisitionseffekt von CHF 55.0 Mio. oder 4.8%. Der starke Schweizer Franken führte zu einem deutlich negativen Währungseffekt von CHF 50.4 Mio. oder -4.4%. Dies ergibt einen leichten organischen Umsatzrückgang von 0.3%.

Talsohle durchschritten: Erholung der Marge im zweiten Halbjahr

Auf Stufe Betriebsergebnis (EBIT) führten die ungenügende Kapazitätsauslastung aufgrund des Lagerabbaus bei den Kunden, die Einmalkosten durch Restrukturierungen sowie die temporär höheren Energiekosten zu einem Rückgang auf CHF 120.4 Mio. (Vorjahr CHF 149.2 Mio.). Die EBIT-Marge ging temporär auf 10.5% (Vorjahr 13.0%) zurück. Trotz negativer Saisonalität und Restrukturierungskosten hat sich die EBIT-Marge im zweiten Halbjahr erholt und lag mit 10.9% über dem Wert der ersten sechs Monate (10.0%). Bei der Optimierung der Kostenstrukturen hat Dätwyler darauf geachtet, die Kapazitäten und Kompetenzen zur Bearbeitung der neuen Kundenprojekte aufrecht zu erhalten und das mittelfristige Wachstumspotenzial nicht zu gefährden. Aufgrund des tieferen EBIT und des wesentlich höheren Finanzaufwands reduzierte sich das Nettoergebnis auf CHF 66.8 Mio. (Vorjahr CHF 104.8 Mio.). Das Nettoergebnis pro Aktie belief sich auf CHF 3.93 (Vorjahr CHF 6.16). Auch die Gewinnzahlen wurden durch den starken Schweizer Franken im Berichtsjahr deutlich negativ beeinflusst.

Aufgrund von einmaligen negativen Effekten ging die Profitabilität im Berichtsjahr auf ein unbefriedigendes Niveau zurück. Durch die nachhaltig optimierte Kostenstruktur sind wir aber überzeugt, dass wir die Talsohle durchschritten haben. Für 2024 gehen wir unter Berücksichtigung der Chancen und Risiken von einer weiteren Verbesserung aus. Sobald sich das Marktumfeld normalisiert, werden wir dank unseren vorgezogenen Investitionen von Skaleneffekten profitieren. Mit der Vielzahl von aussichtsreichen neuen Projekten sind wir stark positioniert, um mittelfristig an das profitable Wachstum der Vergangenheit anzuknüpfen. Wir haben mehrere neue Kunden gewonnen, die das Potenzial haben, sich zu langjährigen Grosskunden zu entwickeln.

Dirk Lambrecht
CEO

Stabile Dividende

Die Geldflussrechnung hat sich 2023 im Vergleich zum akquisitionsgeprägten Vorjahr wieder normalisiert. Der Geldfluss aus betrieblicher Tätigkeit belief sich auf CHF 194.9 Mio. (Vorjahr CHF 118.6 Mio.). Durch die vorgezogenen Investitionen in der jüngsten Vergangenheit konnte Dätwyler die Investitionstätigkeit stark reduzieren. Entsprechend hat sich der Free Cash Flow 2023 auf starke CHF 136.7 Mio. verbessert. Dies ermöglicht es, die Bilanz weiter zu stärken und den Dividendenantrag trotzdem stabil zu halten. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung eine Bardividende von CHF 3.20 pro Inhaberaktie und von CHF 0.64 pro Namenaktie.

STRATEGISCHE THEMEN

Healthcare Solutions mit temporärem Umsatz- und Margenrückgang

Die Business Area Healthcare Solutions war 2023 mit dem fast vollständigen Wegfall des Covid-Geschäfts konfrontiert. Dadurch ergab sich beim ausgewiesenen Umsatz im Vergleich zum sehr starken Vorjahr ein Rückgang auf CHF 469.0 Mio. (Vorjahr CHF 520.3 Mio.). Aufgrund des deutlich negativen Währungseffekts entspricht dies organisch einer Abnahme um 5.2%. Der Wegfall der margenstarken Covid-Komponenten führte zu einer Unterauslastung der jüngst erweiterten Werke und zu einer temporär ungünstigen Entwicklung des Produktmix. Als Folge gingen der EBIT auf CHF 74.4 Mio. (Vorjahr CHF 106.3 Mio.) und die EBIT-Marge auf 15.9% (Vorjahr 20.4%) zurück. Durch die Optimierung der Kostenstrukturen gelang es, die EBIT-Marge im zweiten Halbjahr trotz negativer Saisonalität auf 16.1% zu verbessern. Zur Beurteilung der Entwicklung des Healthcare-Geschäfts eignet sich ein Vergleich des Berichtsjahrs 2023 mit dem letzten Vorpandemiejahr 2019. Zu gleichen Wechselkursen sowie bereinigt um die Xinhui Akquisition und um den geringen Covid-Umsatz in 2023 ergibt sich ein organisches Umsatzwachstum von 37.6%. Dies entspricht einem starken durchschnittlichen jährlichen Wachstum des regulären Geschäfts von 8.3%.

Industrial Solutions mit operativen Fortschritten

Die Business Area Industrial Solutions hat den Umsatz 2023 um 8.2% auf CHF 688.2 Mio. gesteigert (Vorjahr CHF 636.1 Mio.). Erstmals wurde die im Mai 2022 akquirierte QSR während zwölf Monaten berücksichtigt. Bereinigt um diesen Akquisitionseffekt und erhebliche negative Währungseinflüsse belief sich das organische Wachstum auf 3.6%. Der absolute EBIT stieg auf CHF 46.0 Mio. (Vorjahr CHF 42.9 Mio.). Dies entspricht einer gehaltenen EBIT-Marge von 6.7%. Im Gesamtjahr wurden die operativen Verbesserungen und die positiven Effekte aus den umgesetzten Restrukturierungsmassnahmen durch Verschiebungen im Produktmix und durch die einmalig höheren Energiekosten, insbesondere im Schweizer Werk, überkompensiert. Im zweiten Halbjahr führten die positiven Effekte aber trotz negativer Saisonalität zu einer Verbesserung der EBIT-Marge auf 7.5%, was deutlich über dem Wert der ersten sechs Monate (5.9%) liegt.

Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit auch unter schwierigen Bedingungen

Dätwyler verfügt über eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie mit zwölf Fokusthemen, die nach dem weltweit etablierten ESG-Konzept (Environmental, Social und Governance) gegliedert sind. Jedes Thema bündelt Aktivitäten und Projekte und beinhaltet klare Verantwortlichkeiten mit messbaren Zielen für ein effektives Management. Dabei werden sowohl die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft, als auch die Auswirkungen von ökologischen, sozialen und regulatorischen Entwicklungen auf das Unternehmen berücksichtigt. Zum Nutzen ihrer Anspruchsgruppen hat Dätwyler ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten auch in einem schwierigen Umfeld weiter vorangetrieben. Dies zeigt sich unter anderem im EcoVadis-Goldstandard, der Dätwyler in den Top 5% von mehr als 100’000 analysierten Unternehmen platziert. Auch die positiven Bewertungen aus den regelmässigen Mitarbeitenden- und Kundenumfragen spornen das Unternehmen an.

Berücksichtigt man den währungsbereinigten Umsatz, so ist es Dätwyler im Berichtsjahr erneut gelungen, den Verbrauch von Brennstoffen und Elektrizität sowie die Abfallmenge pro Umsatzeinheit zu verringern. Der Anteil der Elektrizität aus erneuerbaren Quellen hat sich auf 38.3% weiter erhöht. Mit einer neuen Menschenrechtsrichtlinie und aktualisierten Verhaltenskodizes sensibilisiert Dätwyler ihre Mitarbeitenden, Lieferanten und Kunden für mögliche Menschenrechtsrisiken in den eigenen Betrieben und entlang der Wertschöpfungskette. Zudem werden ausgewählte Nachhaltigkeitsinformationen neu durch die Revisionsgesellschaft einer limitierten Prüfung unterzogen.

AUSBLICK

Veränderungen in der Konzernleitung

Wie bereits im Oktober 2023 kommuniziert, übernimmt Volker Cwielong per 1. April 2024 die CEO-Funktion bei Dätwyler. Volker Cwielong verfügt über eine breite unternehmerische Führungserfahrung inklusive erfolgreicher Markteinführung von neuen Produktlinien, Akquisitionen und Reorganisationen. Zuletzt verantwortete er den global präsenten Geschäftsbereich Purem des deutschen Automobilzulieferers Eberspächer. Der aktuelle CEO Dirk Lambrecht  hat sich nach sieben Jahren an der Spitze des Unternehmens und nach 18 Jahren in der Konzernleitung entschieden, seine operativen Funktionen per Ende März 2024 abzugeben. Er wird der kommenden Generalversammlung zur Wahl als Mitglied des Verwaltungsrats vorgeschlagen.

Weiter hat der Dätwyler Verwaltungsrat Judith van Walsum als neue CFO und Leiterin der Group Function Finance & Shared Services ernannt. Sie tritt die Nachfolge von Walter Scherz an, der sich entschieden hat, eine neue berufliche Herausforderung ausserhalb von Dätwyler anzunehmen. Judith van Walsum ist seit 2004 in verschiedenen globalen Führungsfunktionen für die Roche Gruppe tätig, zuletzt als CFO und Leiterin IT der weltweit präsenten Roche Diabetes Care mit mehr als CHF 1.4 Milliarden Umsatz. Seit der Generalversammlung 2022 ist sie zudem Mitglied des Dätwyler Verwaltungsrats und kennt daher das Unternehmen bereits. An der kommenden Generalversammlung vom 14. März 2024 wird sie nicht mehr für die Wahl in den Verwaltungsrat zur Verfügung stehen.

Mit Judith van Walsum konnten wir eine ausgewiesene Führungsperson mit umfangreichen finanztechnischen und strategischen Erfahrungen als neue CFO gewinnen. Aufgrund ihres Werdegangs wird sie die Pharma- und Healthcare-Kompetenz in der Dätwyler Konzernleitung stärken und das Gremium mit ihrer Persönlichkeit bereichern

Dirk Lambrecht
CEO

Judith van Walsum wird die CFO-Funktion per 1. Juni 2024 übernehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird Walter Scherz unverändert als CFO verantwortlich sein und einen reibungslosen Übergang gewährleisten. Walter Scherz war seit 2012 in verschiedenen Funktionen für Dätwyler tätig, zuletzt seit 2020 als CFO.

Ich danke Walter Scherz herzlich für die angenehme und wertvolle Zusammenarbeit sowie für seinen grossen und engagierten Einsatz zugunsten von Dätwyler. Ich bedaure seinen Entscheid sehr und wünsche ihm für seinen weiteren Weg nur das Beste.

Dirk Lambrecht

Verhalten zuversichtlicher Ausblick trotz anspruchsvollem Umfeld

In nächster Zukunft steht klar das profitable organische Wachstum durch die Skalierung des Geschäftsmodells und der Produktionskapazitäten sowie die Stärkung der Bilanz im Vordergrund. Dabei will Dätwyler die bestehenden Kunden und Märkte stärker durchdringen, die adressierbaren Märkte durch hochwertige Produkte vergrössern, mit den Business Units Healthcare und Connectors in neue Regionen expandieren und den Umsatzanteil neuer Produkte aus der Innovationspipeline erhöhen. Die Vielzahl von aussichtsreichen neuen Projekten mit bestehenden und neuen Kunden zeigt, dass die Wachstumstrends in den bearbeiteten Märkten mit hohen Eintrittsbarrieren intakt sind. Dätwyler bestätigt daher die bisher kommunizierten Mittelfristziele.

Für das Gesamtjahr 2024 ist Dätwyler trotz anspruchsvollem Umfeld verhalten zuversichtlich. Einerseits werden die nachhaltig optimierten Kostenstrukturen, die tieferen Energiekosten, die kontinuierliche Erholung der Business Unit Connectors sowie die voraussichtlich rückläufigen Rohmaterialpreise 2024 die Marge stützen. Anderseits mahnen die geopolitischen Unsicherheiten, die Erstarkung des Schweizer Frankens, der anhaltende Lagerabbau bei den Kunden, die rezessiven Tendenzen sowie die bescheidenen Prognosen für die weltweiten Mobility und General Industry Märkte zur Vorsicht. Unter Berücksichtigung der Chancen und Risiken erwartet Dätwyler beim Umsatz ein organisches Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich und eine Verbesserung der EBIT-Marge.

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