Hannes Stöhr, der Berliner Kinoregisseur mit Hechinger Wurzeln adaptiert seinen erfolgreichen Kinofilm „Global Player – Wo wir sind isch vorne“ für die Theaterbühne. Am 3. März feiert das Stück am Theater Lindenhof in Melchingen Premiere. Für die Theaterfassung hat er den Soff nochmals neu akzentuiert. Herausgekommen ist ein tragikomisches Familien- und Generationenporträt.

Bereits 2014, als der Film Global Player gerade das Filmfestival in Ludwigshafen eröffnete, hatte sich der Filmemacher mit den beiden Intendanten vom Theater Lindenhof getroffen und über die Idee gesprochen, den Plot auch als Theaterstück auf die Bühne zu bringen. Er selbst schrieb die Theaterfassung und seit Herbst 2017 arbeitet er am Regionaltheater auf der Alb an der Inszenierung. Er schwärmt für die Spielfreude des Ensembles und stellt fest: „Wir teilen die Begeisterung für das komödiantische Volkstheater und wir interessieren uns gemeinsam für die Tonart tragikomisch. Ich erkenne bei diesem Theater einen ganz besonderen Humor. Das ist mir sehr wichtig. Außerdem teilen wir einen Begriff von Heimat. Heimat erforschen, aber nicht verklären“.
Und was begeistert den Wahlberliner an der Geschichte einer durch die Globalisierung in die Krise geratenen, mittelständischen schwäbischen Textilmaschinenfirma? „Vor über fünfundzwanzig Jahren bin ich aus Hechingen weggegangen, wollte die Welt entdecken. Aus Exil-Berliner Perspektive, empfinde ich die schwäbische Provinz heute als sehr modern. Die Dächer sind voller Solarzellen, die Kommunen haben flächendeckend Städtepartnerschaften in ganz Europa, viele Menschen arbeiten bei mittelständischen Firmen, die auf dem Weltmarkt eine Rolle spielen. Viele meiner Freunde oder Abiturkollegen haben berufliche Erfahrungen in der ganzen Welt. Die Globalisierung findet vor allem auch in der sogenannten Provinz statt. So entstand die Idee die schwäbische Provinz mal ohne Blaskapelle zu zeichnen, Hechingen gegen Shanghai antreten zu lassen, David gegen Goliath zu erzählen“.
Die zentralen Themen im Stück sind die Generationenfrage in Familienunternehmen, die Textilindustrie auf der Alb und der Strukturwandel, China als Wirtschaftspartner und die Nachkriegsgeneration. Im Zentrum steht das in die Krise geratene Familienunternehmen „Bogenschütz & Söhne“. Der jüngere Sohn Michael (Gerd Plankenhorn), Geschäftsführer in vierter Generation, versucht alle Möglichkeiten auszuloten und führt Auftragsverhandlungen mit einer chinesischen Firma. Doch Seniorchef Paul Bogenschütz (Bernhard Hurm) pocht auf die Fortführung seiner Aufbauarbeit nach dem Krieg. Als Sicherheit für neue Firmenkredite will er die Privathäuser aller Familienangehörigen an die Bank geben. Zum 95. Geburtstag von Vater Bogenschütz treffen in der Unternehmervilla alle Familienmitglieder aufeinander. Nicht nur die in Berlin mit Yogastudios erfolgreiche Tochter Marlies (Linda Schlepps), sondern auch der abtrünnige Aussteigersohn Manfred (Stefan Hallmayer) aus Jamaika sind angereist. Während Marlies um ihre Existenzgrundlage bangt, will Manfred am liebsten sofort seinen Anteil an der Firma ausbezahlt. Zu alldem kommt auch noch Facharbeiter Kleinmann (Berthold Biesinger) vorbei und trägt die Sorgen und Ängste der bereits in den Zwangsurlaub geschickten Mitarbeiter vor. Agnieschka (Kathrin Kestler), die polnische Hilfskraft des alten Patriarchen, versucht die Fronten zu beruhigen, doch im Hause Bogenschütz liegen die Nerven blank.

Die Premiere findet am Sa. 03.03. im Theater Lindenhof in Melchingen statt.
Weitere Spieltermine sind am Sonntag 04.03. (mit Publikumsgespräch), Do 08.03., Fr 09.03., Sa 10.03., So 11.03., Fr. 23.03., Sa. 24.03., So. 25.03. Am Di.17.04. findet ein Gastspiel in der Stadthalle Museum in Hechingen statt.

Über Theater Lindenhof

Seit über drei Jahrzehnten bietet das Theater Lindenhof seinem Publikum „Volkstheater im besten, ja allerbesten Sinne” (Stuttgarter Zeitung). Fernab der Metropolen ist dieses Theater zum Inbegriff für ein besonderes Heimattheater geworden: Faszinierende Theaterexkursionen im Freien, Inszenierungen von Klassikern, Umsetzungen lokaler und regionaler Geschichte und Geschichten, große Theaterprojekte mit Bürgern und ein vielseitiges Kleinkunstprogramm – darunter zahlreiche Uraufführungen. Für ihre Inszenierungen erhielten die Theatermacher eine Reihe von Auszeichnungen.

Das Theater Lindenhof führt jährlich rund 350 Veranstaltungen durch – davon 230 in Burladingen-Melchingen und 120 an Gastspielorten in ganz Baden-Württemberg, aber auch überregional in München, Hamburg, Berlin oder Recklinghausen. Mit seinen Aufführungen erreicht es jährlich 45.000 ZuschauerInnen, davon 20.000 allein in Melchingen. Das Theater Lindenhof ist seiner Rechtsform nach seit dem 1. Januar 2011 eine Stiftung. Das einzige Regionaltheater wird vom Land Baden-Württemberg, den Landkreisen Zollernalb, Reutlingen, Tübingen und von der Sitzgemeinde Burladingen sowie rund zwanzig Partnerstädten aus dem ganzen Land unterstützt.

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