Permanent mental und körperlich fit sein, harte Trainings- und Ernährungspläne einhalten, die eigenen Grenzen austesten und überschreiten, um schließlich auf die Jagd nach Titeln und Medaillen zu gehen. Spitzensportler/innen sind einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt. Für ihre Förderung werden große Summen finanzieller Mittel zur Verfügung gestellt. Der Nutzen für sie selbst ist dabei hoch, wie groß aber ist der Gewinn für die Gesellschaft? Weltmeister/innen und Olympiasieger/innen können zu Vorbildern werden, die Zahl derjenigen, die ihnen wirklich nacheifern, ist jedoch begrenzt.

Im Gegensatz dazu stehen in Deutschland Millionen junger Menschen, die eine Berufsausbildung absolvieren und sich selbst damit den Grundstein für eine Karriere als berufliche Leistungssport-lerinnen und Leistungssportler legen. Ob Mechatroniker/innen, Maurer/innen, Konditor/innen oder Pflegekräfte – junge Fachkräfte, die bei nationalen und internationalen Berufwettbewerben ihr Können unter Beweis stellen, sind solche beruflichen Spitzensportler/innen.

Leistungssteigernde Mittel im Wettkampf?

Für 36 dieser jungen Fachkräfte, alle nicht älter als 22 Jahre, ist die Weltmeisterschaft der Berufe, die WorldSkills Kasan 2019, ein wahrer Höhepunkt ihrer bisherigen beruflichen Karriere. Vom 22. bis 27. August 2019 stehen sie in Russland unter enormem Leistungsdruck, wenn sie in ihren jeweiligen Berufsdisziplinen gegen 1.500 junge Menschen aus über 60 Ländern antreten. Bis zur WM trainieren sie nach ihrer regulären Arbeitszeit, an den Wochenenden und in zusätzlichen Trainingscamps. Angeleitet werden sie dabei von ihren Bundestrainerinnen und Bundestrainern, die selbst als Ausbilder/innen in den jeweiligen Berufen tätig sind. Beim weltweit größten Event seiner Art verlangen vier harte Wettkampftage den beruflichen Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern alles ab – mental und auch körperlich. Doch trotz der enormen körperlichen und geistigen Anstrengungen sind bei den Machern der WorldSkills leistungssteigernde Mittel tabu. Hubert Romer, Geschäftsführer von WorldSkills Germany, der Förderinitiative für nationale und internationale Berufswettbewerbe: „Es geht uns um die jungen Menschen und ihr persönliches Wohl. So etwas käme uns niemals in den Sinn. Das sind wir unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern schuldig!“

„Natürlich will ich Weltmeisterin werden“

„Die WM der Berufe bedeutet absolute Höchstleistung für die jungen Menschen. Wo für manche Teilnehmende der Olympischen Spiele nach nur einer Stunde der ganze Wettkampf schon wieder vorbei ist, sind unsere Champions gedanklich selbst zwischen den Wettbewerbstagen und nachts immer bei den Aufgaben des vergangenen Tages und bei denen, die da noch kommen. Stress, Adrenalin und Konzentration ebben in dieser Zeit nie ab“, weiß Hubert Romer. Elisabeth Hölscher, amtierende Europameisterin in der Skills-Disziplin Gesundheits- und Sozialbe-treuung, berichtet: „Bei der EM in Budapest letztes Jahr habe ich mitbekommen, wie ich auch von den anderen Nationen an der Bande beobachtet wurde. Man hat sehr genau hingeschaut, wie ich die Wettbewerbsaufgaben angehe.“ Nach Gold in Ungarn ist ihr Ziel klar: „Ich bin noch in der Ausbildung und habe mich gegen examinierte Pflegekräfte durchgesetzt. Natürlich möchte ich da in diesem Jahr auch den Weltmeistertitel holen.“

Nachhaltigkeit für Unternehmen und die Volkswirtschaft

Auch die anderen deutschen Fachkräfte wollen Medaillen mit nach Hause bringen. Allein die Teil-nahme an der Weltmeisterschaft lässt sie persönlich und fachlich reifen. Aber auch ganz Deutschland profitiert von den jungen Menschen, denn als Berufswettkämpfer/innen tragen sie das Wissen, das sie in Trainings und im Wettbewerb sammeln, in ihre Unternehmen. Sie geben ihre Erfahrungen an die Mitarbeiterschaft weiter, treiben Innovationen voran, bleiben den Unternehmen als wichtige Arbeitskräfte treu. Die Nachhaltigkeit, welche die Wettbewerbe bieten, wird von den beteiligten Unternehmen immer wieder bestätigt. Der persönliche Nutzen für die jungen Fachkräfte ist hoch, der Gewinn für die Gesellschaft sogar noch höher. Die Berufwettbewerbe bieten einerseits fachliche Weiterbildung und Erfolgsbestätigung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie einen Unterhaltungswert für die Öffentlichkeit. Sie zeigen andererseits zahlreichen jungen Menschen, dass sich berufliche Leistung lohnt, dass man nicht nur mit einem Studium Karriere machen kann. „Die Wettbewerbe sind ein wichtiges Marketinginstrument für die dualen Ausbildungsberufe und wirken damit auch dem Fachkräftemangel entgegen. Davon proftiert jede Branche, jeder Verband, jedes teilnehmende Unternehmen. Obwohl berufliche Spitzensportler/innen aus Deutschland bisher keine Preisgelder gewinnen, fließt jeder Euro, der in ihre Förderung investiert wird, um ein Vielfaches mehr in die Gesellschaft zurück. Die Nachhaltigkeit für die deutsche Volkswirtschaft ist dabei unbestritten“, betont Hubert Romer im Rahmen des 1. Vorbereitungstreffens des Teams Germany im BiW Bau Hessen Thüringen e. V. in Erfurt vergangenes Wochenende.

Infos zu den WorldSkills Kasan 2019

Die Weltmeisterschaft der Berufe findet vom 22. bis 27. August 2019 im russischen Kasan (Tartastan) statt. Das Team Germany umfasst rund 100 Personen. Darunter sind die 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in 33 Skills-Disziplinen antreten. Zur WM gemeldet sind etwa 1.500 junge Fachkräfte aus über 60 Ländern in insgesamt 56 Disziplinen. Die Eröffnung der 45. WorldSkills-Wettbewerbe findet am 22. August 2019 in der „Kazan Arena“ statt. Hier werden am 27. August 2019 zur Sieger-ehrung auch die Medaillen vergeben. Das „Kazan Expo International Exhibition Centre“ (74,8 Hektar) wurde extra für die WorldSkills gebaut.

Über den WorldSkills Germany e.V.

WorldSkills Germany fördert und unterstützt nationale und internationale Wettbewerbe nicht-akademischer Berufe und ist damit Botschafter für den Standort Deutschland. Die Wettbewerbe sind Impulsgeber für die Berufsbildung, wirtschaftliche Kontakte und Plattform zur Präsentation neuer Entwicklungen. Sie zeigen jungen Menschen frühzeitig Chancen auf und motivieren zu Bestleistungen in der Ausbildung. Der 2006 gegründete Verein WorldSkills Germany vereint Engagement und Ideen von derzeit fast 80 Mitgliedern, Partnern, Unternehmen und Verbänden. Er ist die nationale Mitgliedsorganisation von WorldSkills International und WorldSkills Europe. Vorstandsvorsitzende von WorldSkills Germany e.V. ist Andrea Zeus, Referentin beim Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe; Hubert Romer leitet WorldSkills Germany als Geschäftsführer. Als Partner von WorldSkills Germany setzt sich CWS-boco nicht nur für die Exzellenz in der Berufsbildung ein, sondern fördert auch die Ausbildung nicht akademischer Berufsbilder.

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