Angst sei ein schlechter Berater, meint der ärztliche Leiter des Gesundheitszentrums PrimaVita Dr. Dr. med. univ. Gerd Ludescher im Hinblick auf die Verbreitung des aus China stammenden Coronavirus. In einem Pressegespräch mit dem Adventistischen Pressedienst (APD) betonte der Allgemeinmediziner und Experte für öffentliche Gesundheit (Public Health), Ernährungs- und Sportmedizin die grundlegenden Verhaltensweisen im Umgang mit der Infektionskrankheit.

Coronavirus ist jetzt SARS-CoV-2

Über das Coronavirus, über das derzeit in den Medien fast täglich berichtet wird, wisse man noch viel zu wenig. Es sei kein Grippevirus. Fest stünde allerdings, dass es ein neues Virus sei, für das noch kein Impfstoff gefunden wurde. Man beobachte, dass es mit Fieber beginnt, gefolgt von trockenem Husten und nach einer Woche Atemnot. Das Virus verbreite sich durch persönlichen Kontakt sowie durch Tröpfcheninfektion bei Husten oder Niesen. Mit Hinweis auf Angaben des Bundesgesundheitsministeriums seien bereits 60.347 infizierte Fälle weltweit dokumentiert. Davon seien 1.369 Menschen verstorben (2%). In Deutschland sind 16 Fälle bekannt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet, sie arbeite „eng mit globalen Experten, Regierungen und Partnern zusammen, um die wissenschaftlichen Kenntnisse über dieses neue Virus rasch zu erweitern, die Verbreitung und Virulenz des Virus zu verfolgen und Länder und Einzelpersonen über Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und zur Verhinderung der Ausbreitung dieses Ausbruchs zu beraten“. Mittlerweile wurde der Name des Coronavirus in SARS-CoV-2 (schweres akutes Atemwegssyndrom) in Anlehnung an die typischen Merkmale dieser Infektionskrankheit und an die von Südchina ausgegangene SARS-Pandemie 2002/2003 geändert.

Keine Hysterie geboten

Prof. Clemens Wendtner, Leiter der Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen an der München Klinik Schwabing, sieht „mit hoher Wahrscheinlichkeit keine signifikante Gefährdung für Deutschland“. Vielmehr ist er erstaunt darüber, dass über 20.000 Influenza-Tote jährlich in der öffentlichen Wahrnehmung weniger schockierend wirken. Eine einfache Grippeimpfung könne viel Leid und letztlich auch viele Todesfälle vermeiden.

Wenn man die Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) über die jährlichen akuten Atemwegserkrankungen (ARE) betrachte, meint Ludescher, sei Panikmache wirklich nicht gerechtfertigt. Immerhin seien auch in Deutschland bereits über 58.000 Personen an ARE erkrankt (Berechnungszeitraum 40. Kalenderwoche (KW) 2019 bis 6. KW 2020). Nicht zu unterschätzen sei auch die Tatsache, dass 80% der Toten über 60 Jahre alt waren und drei Viertel unter ihnen an Vorerkrankungen litten.

Händehygiene, Grippeschutzimpfung und Stärkung des Immunsystems

Einfaches Händewaschen mit Seife, sei schon ein effektives Mittel, die Infektionskette zu durchbrechen, empfiehlt Ludescher. Dazu gehöre auch, überfüllte Räume und Massenansammlungen zu vermeiden und sich einer Grippeimpfung zu unterziehen. Dies rät er besonders den über 60-Jährigen. Weiter sei die Stärkung des Immunsystems generell eine wesentliche Vorbeugung vor Influenzerkrankungen. Dazu gehöre regelmäßige Bewegung, Zucker meiden, frische Luft, vollwertig essen, viel Wasser trinken und genügend Schlaf. Wenn man so auf seine Lebensweise achte, habe man schon gewonnen.

Gesundheitszentrum PrimaVita im weltweiten Netzwerk

Das Berliner Gesundheitszentrum PrimaVita ist deutschlandweit die erste Präventionseinrichtung, die durch ein Krankenhaus betrieben wurde. Es wurde 1993 gegründet und ist dem Gesundheitsnetzwerk Waldfriede angegliedert, dem noch das Akut- und akademische Lehrkrankenhaus Waldfriede, die Privatklinik Nikolassee, eine Tagesklinik, Sozialstation, Seniorenhaus, Servicegesellschaft, Schwimmbad und das Desert Flower Center angehören. Gemeinsam sind sie auch international zu einem Gesundheitsnetzwerk durch die im Jahr 2008 geschlossene Kooperation mit Advent Health, Orlando/Florida (eine der angesehensten Krankenhausketten der Vereinigten Staaten) verbunden. Träger ist die weltweite Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Etliche der angeschlossenen Kliniken, so auch die in Kalifornien/USA ansässige Loma-Linda-Universitätsklinik, weisen übereinstimmend auf die vorbeugenden Maßnahmen wie Händehygiene, Immunstärkung und gesunde Lebensweise hin.

Erstes adventistisches Todesopfer

Leider tötete das Coronavirus ein Kirchenmitglied in China und drohe die Missionsarbeit in verschiedenen Teilen der Welt zu stören, berichtet Adventist News Network. Über das verstorbene Kirchenmitglied seien nur wenige Einzelheiten bekannt. Mindestens fünf weitere Kirchenmitglieder kämpften laut Robert Folkenberg jr., Kirchenleiter der Freikirche in der Region China, gegen die Infektion. Viele adventistische Kirchen befänden sich in Hubei, der chinesischen Provinz, in der der Ausbruch seinen Ursprung hat. Darüber hinaus unterstützten die Mitglieder der Freikirche die chinesischen Gesundheitshelfer wo und wie immer sie nur könnten.

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