Die Preisverleihung des zweiten Henrike Grohs Art Awards für afrikanische Künstler*innen im Bereich Bildende Kunst, welche ursprünglich für den 30. Mai in Dakar geplant war, wurde zu Beginn der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun wird das für den Festakt vorgesehene Budget unter den 17 Künstler*innen der Shortlist ausgezahlt. Der Hauptpreis, der vom Goethe-Institut und der Familie Grohs gestiftet wird, wird am 30. Juli bekannt gegeben.

Der Henrike Grohs Art Award wird alle zwei Jahre verliehen. Gegründet wurde die künstlerische Auszeichnung 2018 vom Goethe-Institut und der Familie Grohs in Erinnerung an Henrike Grohs, der früheren Leiterin des Goethe-Instituts in Abidjan. Er richtet sich an junge Künstler*innen oder Künstler*innenkollektive im Bereich der Bildenden Kunst, die in Afrika leben und arbeiten. Angesichts der Herausforderungen auf dem afrikanischen Kontinent möchte der Preis besonders Künstler*innen unterstützen, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Gleichwohl ist die künstlerische Qualität das ausschlaggebende Kriterium für die Auszeichnung.

Der Lenkungsausschuss für den Henrike Grohs Art Award besteht aus der Familie Grohs, dem Goethe-Institut, Raphael Chikukwa (Chefkurator, National Gallery of Zimbabwe, Harare) und Simon Njami (Freiberuflicher Kurator, Paris). Der Preis ist mit einer offenen Ausschreibung verbunden. Die Bewerbungsfrist für den zweiten Henrike Grohs Art Award lief am 15. November 2019 aus, über 400 Bewerbungen aus 28 Ländern des afrikanischen Kontinents sind eingetroffen.

Zu den ausgewählten Top 3 Künstler*innen, die für den diesjährigen Henrike Grohs Art Award nominiert sind, gehören Akwasi Bediako Afrane (Ghana), Jackie Karuti (Kenia) und Sabelo Mlangeni (Südafrika). Sie wurden ausgewählt durch eine Jury bestehend aus Gabi Ngcobo (Südafrika), Paula Nascimento (Angola) und Sarah Rifky (Ägypten). Der oder die diesjährige Gewinner*in wird am 30. Juli 2020 auf der Webseite und den digitalen Kanälen des Henrike Grohs Awards und des Goethe-Instituts bekanntgegeben. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro und weitere 10.000 Euro für eine Publikation zur jeweiligen Arbeit. Der zweite und dritte Preis sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert.

Den 17 Künstler*innen auf der Shortlist wird nun anteilig das Budget der abgesagten Preisverleihung als Künstlerhilfe ausgezahlt. Jede*r Künstler*in erhält einmalig 500 Euro zur freien Verfügung: Stacey Gillian Abe (Uganda), Patrick Bongoy (DRC/Südafrika), Rehema Chachage (Tansania), Eva Diallo (Senegal/Schweiz), Aurelie Djiena (Kamerun), Abdessamad El Montassir (Marokko), Va-Bene Elikem Kofi Fiatsi (Ghana), Francois Knoetze (Südafrika), Syowia Kyambi (Kenia), Kitso Lelliott (Botswana/Südafrika), Anderu Immaculate Mali a.k.a Immy Mali (Uganda), Misheck Masamvu (Simbabwe), Ivy Brandie Chemutai Ng’ok (Kenia), Thenjiwe Niki Nkosi (Südafrika /USA), Christopher Nelson Obuh (Nigeria), Oupa Sibeko (Südafrika) und Michael Soi (Kenia).

Über Henrike Grohs

Henrike Grohs studierte Ethnologie und war von 2013 bis 2016 Leiterin des Goethe-Instituts in Abidjan. Sie war Mitbegründerin des Projekts „Next – Interkulturelle Projekte“ am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Von 2002 bis 2009 wirkte Henrike Grohs als Projektleiterin im Bildungsprogramm der Berliner Philharmoniker. 2009 wurde sie Beraterin im Bereich Kultur und Entwicklung des Goethe-Instituts Südafrika. Zusammen mit 17 weiteren Personen wurde Henrike Grohs 2016 bei einem terroristischen Angriff in der Elfenbeinküste ermordet. Sie wurde 51 Jahre alt.

Kurzbiografien aller zwanzig Künstler*innen auf der Shortlist:

Stacey Gillian Abe (Uganda): Stacey Gillian Abe schloss 2014 ihr Studium mit einem Bachelor Honour in Kunst und Industriedesign an der Kyambogo University in Kampala ab. Abes Konzepte beschäftigen sich mit Lebenserfahrungen schwarzer Frauen und den Stereotypen, denen sie begegnen. Ihre Arbeiten haben meist einen autobiografischen, dokumentarischen Charakter.

Akwasi Bediako Afrane (Ghana): Akwasi Bediako Afrane, geboren 1990, lebt und arbeitet in Kumasi, Ghana. Seine Arbeiten erforschen die Idee von der Erweiterung technologischer Objekte und Menschen. Er arbeitet mit ausrangierten elektronischen Geräten, die er als „Amputierte“ bezeichnet. Er formt diese Amputierten zu Maschinen und Mikroorganismen um, die er als „TRONS“ beschreibt. Diese werden potenzielle Plattformen und Medien für Reflexion, Engagement und Interaktionen. Seine „TRONS“, entblößt von ihrem vertrauten Gehäuse, werden mechanische Dinge, subsumiert mit dem Bewusstsein der Vorbesitzer dieser Geräte und mit sich selbst.

Patrick Bongoy (DRC/Südafrika): Patrick Bongoy wurde in Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo geboren und studierte an der dortigen Académie des Beaux-Arts. Zurzeit lebt und arbeitet er in Kapstadt. Bongoys Arbeit ist eine Reaktion auf die globale Realität der buchstäblichen und figurativen Umweltverschmutzung.

Rehema Chachage (Tansania): Rehema Chachage, geboren in 1987, ist eine bildende Künstlerin mit Sitz in Daressalaam und Wien. Ihre Arbeiten können als performatives Archiv betrachtet werden, das auf nicht-traditionelle Weise Geschichten, Rituale und andere mündliche Traditionen sammelt, die direkt mit Frauen in der Swahili-Region verbunden sind. Diese verarbeitet sie mittels Performances, Fotografie, Video, Text und Installationen.

Eva Diallo (Senegal/Schweiz): Eva Diallo ist eine junge schweizerisch-senegalesische Fotografin. Sie wurde 1996 geboren. 2018 schloss sie ihr Studium der Fotografie an der School of Applied Arts in Vevey, Schweiz, ab. Sie lebt derzeit in Saint-Louis in Senegal, wo sie an künstlerischen Projekten und im Journalismus arbeitet. Ihre Arbeit konzentriert sich insbesondere auf die Migration von Afrika nach Europa.

Aurélie Djiena (Kamerun): Aurélie Djiena wurde 1993 in Banka-Bafang in Westkamerun geboren und arbeitet zwischen Douala und Nkongsamba (Kamerun). 2018 schloss sie ihr Studium mit einem Master in Bildender Kunst der University of Douala ab. Seit ihrem Studium setzt sie sich mit Malerei, Installationen, Fotografie und Videokunst auseinander. Ihr Stil hat seine Wurzeln in Webtechniken und der Korbflechterei, wie sie von ihren Eltern professionell praktiziert wird.

Abdessamad El Montassir (Marokko): Der 1989 geborene Forscher und Künstler lebt und arbeitet zwischen Boujdour und Rabat. Er schloss sein Studium am National Institute of Fine Arts in Tétouan und an der École Normale Supérieure of Meknès ab. Seine Forschungsarbeit befasst sich mit dem Recht auf Vergessen und dem Trauma der Erwartung.

Va-Bene Elikem Kofi Fiatsi (Ghana): Va-Bene Elikem Fiatsi [crazinisT artisT] wurde 1981 in Ho (Ghana) geboren und lebt in Kumasi (Ghana). crazinisT artisT ist ein*e multidisziplinäre*r Künstler*in, Gründer*in und künstlerische*r Leiter*in der perfocraZe International Artists Residency (pIAR), die den Austausch zwischen internationalen und lokalen Künstler*innen, Aktivist*innen, Forscher*innen, Kurator*innen und Denker*innen fördert. Als Performance- und Installationskünstler*in untersucht crazinisT artisT Geschlechterstereotype, sexuelle Stigmata und deren Folgen für marginalisierte Gruppen oder Individuen.

Jackie Karuti (Kenia): Jackie Karuti ist eine Künstlerin aus Nairobi, Kenia. Ihre künstlerische Praxis ist weitgehend experimentell und umfasst neue Medien, Zeichnungen, Video, Installationen und Performance-Kunst. Ihre Arbeit basiert auf Ideen rund um Zugang, Wissensproduktion und die Möglichkeiten, die durch radikale Fantasie eröffnet werden. Karuti ist Absolventin der Ásìko, einer mobilen panafrikanischen Kunstschule. Ihre Arbeiten wurden zuletzt 2019 auf dem The Lofoten International Art Festival in Svolvær, Norwegen, sowie 2018 auf der Dak’Art Biennal in Dakar, Senegal, ausgestellt. Andere Projekte, die auf ihre Kunst reagieren, sind die Programmierung des OutFilm Festivals in Nairobi 2016-2018 und ihr Online-Arbeitsbereich, „I’ve been working on some MAGIC“.

Francois Knoetze (Südafrika): Francois Knoetze wurde 1989 in Südafrika geboren. 2012 schloss er seinen Bachelor in Bildender Kunst an der Rhodes University in Makhanda ab. Er arbeitet mit Skulpturen, Performance und Videoinstallationen und interessiert sich für die Verbindungen zwischen Gesellschaftsgeschichte und materieller Kultur.

Syowia Kyambi (Kenia): Syowia Kyambi lebt in Nairobi und ist von kenianischer und deutscher Herkunft. Ihre Arbeiten befassen sich mit Rassismus, hierarchischen Systemen und Gender. Sie versuchen darzustellen, wie die Vergangenheit unsere Gegenwart und Zukunft beeinflusst. Sie ist Absolventin der School of the Art Institute of Chicago und absolvierte Aufträge für das Nairobi National Museum (2007) und die Kenyan Art Fair (2014).

Kitso Lelliott (Botswana/Südafrika): Kitso Lynn Lelliotts Arbeit bewegt sich zwischen Videoinstallation, Film und Literatur. Sie beschäftigt sich mit Süd-Süd-Beziehungen, welche sich vom globalen Norden als epistemische Macht abwenden. 2017 wurde sie mit dem Iwalewahaus Art Award der Universität Bayreuth ausgezeichnet.

Anderu Immaculate Mali a.k.a Immy Mali (Uganda): Immy Mali erwarb 2013 einen Bachelor-Abschluss in Industrieller und Bildender Kunst an der Margaret Trowell School of Industrial and Fine Arts, Makerere University, Kampala. Sie arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, darunter Text, Video, Ton, Skulptur, Installation, Animation und zeigt mit ihren Arbeiten die komplexen Verstrickungen von Erinnerung und Existenz in einem neo-/postkolonialen Uganda.

Misheck Masamvu (Simbabwe): Als Teil der so genannten „Born-Free“ Generation Simbabwes erkundet und kommentiert Misheck Masamvu, geboren 1980, das sozio-kulturelle Umfeld des post-unabhängigen Simbabwe und lenkt damit Aufmerksamkeit auf ökonomische Maßnahmen, die politische Instabilität aufrecht erhalten. Seine Arbeiten beinhalten Zeichnungen, Malerei und Bildhauerei. Misheck Masamvu studierte am Atelier Delta und der Akademie der Bildenden Künste in München.

Sabelo Mlangeni (Südafrika): Mlangeni wurde 1980 in Driefontein bei Wakkerstroom in Mpumalanga geboren und zog 2001 nach Johannesburg, wo er den Market Photo Workshop besuchte und im Jahr 2004 sein Studium abschloss. Sabelo Mlangenis Fotografien erfassen, hauptsächlich in schwarz-weiß, die intimen, alltäglichen Momente von Gemeinden im heutigen Südafrika und wurden lokal und international bereits häufig ausgestellt.

Ivy Brandie Chemutai Ng’ok (Kenia): Chemu Ng’ok wurde 1989 geboren und praktiziert in Nairobi (Kenia). Die Trägerin des Masterstipendiums der Mellon Foundation für visuelle und darstellende Kunst Afrikas schloss ihren Master in Bildender Kunst und Malerei an der Rhodes University in Südafrika ab. Sie präsentierte ihre Abschlussarbeit und Soloausstellung „Social Revolution“ 2014 und ihre Master-Show „Riot“ 2017.

Thenjiwe Niki Nkosi (Südafrika/USA): Thenjiwe Niki Nkosi wurde in New York geboren. Als Kind zog sie nach Harare, Simbabwe und schließlich nach Johannesburg. Sie erwarb ihren Bachelor an der Harvard University und ihren Master in Bildender Kunst von der School of Visual Arts in New York. Nkosi wurde kürzlich mit dem Tollman Award ausgezeichnet. Sie bewegt sich zwischen Studio, Video, Performance und Kunst als soziale Praxis.

Christopher Nelson Obuh (Nigeria): Geboren 1988 im Delta State, Nigeria, wurde Christopher Nelson Obuh erstmals 2014 an der Lagos Photo Summer School in die Fotografie eingeführt. Er hat Lagos zu seinem Wirkungsraum gemacht: Die sich verändernden Stadtlandschaften der Mega-Metropole waren in den letzten fünf Jahren sein Schwerpunkt.

Oupa Sibeko (Südafrika): Oupa Sibeko ist ein unabhängiger Künstler, dessen Arbeiten sich zwischen Theater, bildender Kunst und Wissenschaft bewegen. Er befasst sich mit dem Körper als einem Schauplatz strittiger Handlungen. Der Körper wird als Objekt behandelt, ein Abbild, das sich dem Zeitgeist und der Umgebung anpasst. Mit einem provokativen Mix aus gesellschaftlichem Aktivismus und Slapstick macht Sibeko auf die heuchlerische Sprache der Regierung in Bezug auf südafrikanische Probleme und toxische Männlichkeit aufmerksam.

Michael Soi (Kenia): Michael W. Soi, geboren 1972, ist ein kenianischer Künstler, der seit seinem Abschluss in bildender Kunst und Kunstgeschichte im Jahr 1995 in Nairobi arbeitet. Soi ist vom zeitgenössischen Leben in Nairobi inspiriert. Seine Arbeit liefert ein fotografisches Tagebuch der Stadt und ist ein satirischer Kommentar zu sozialen, wirtschaftlichen und politischen Trends. 

Partnerinstitutionen:

Anima Creative Studio, Maputo, Mosambik

ANO, Accra, Ghana

Art Twenty One, Lagos, Nigeria

Association Soleil D’Afrique, Bamako, Mali

Association for Visual Arts Gallery, Kapstadt, Südafrika

Bag Factory Artists‘ Studios, Johannesburg, Südafrika

Centre Cultural Kôrè, Ségou, Mali

Colectivo Pés Descalços, Luanda, Angola

Doual’art, Douala, Kamerun

First Floor Gallery, Harare, Simbabwe

Greatmore Art Studio, Kapstadt, Südafrika

Kër Thiossane, Dakar, Senegal

Le Cube, Rabat, Marokko

Les Atelier SAHM, Brazzaville, Kongo

Nafasi Art Space, Daressalaam, Tansania

Nubuke Foundation, Accra, Ghana

Raw Material Company, Dakar, Senegal

The Godown Arts Centre, Nairobi, Kenia

Townhouse Gallery, Kairo, Ägypten

Village Unhu, Harare, Simbabwe

Voices in Colour, Bulawayo, Simbabwe

Centre d’Art Waza, Lubumbashi, Demokratische Republik Kongo

Zoma Contemporary Art Centre, Addis Abeba, Äthiopien

Über Goethe-Institut e. V.

Das Goethe-Institut e.V. ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Es fördert die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland und pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit. Es ist gegenwärtig mit insgesamt 3.300 Mitarbeiter*innen in 98 Ländern tätig. In Afrika unterstützt es die lokalen Kulturszenen und vertieft durch künstlerische Auseinandersetzungen den pan-afrikanischen Dialog mit 19 Goethe-Instituten in Abidjan, Accra, Addis Abeba, Alexandria, Kairo, Casablanca, Dakar, Dar es Salaam, Johannesburg, Khartum, Kigali, Lagos, Lomé, Luanda, Nairobi, Rabat, Tunis, Windhuk und Yaoundé sowie drei Verbindungsbüros in Algier, Kinshasa und Ouagadougou und Kulturgesellschaften in Antananarivo, Bamako, Kapstadt, Harare, Kampala und Maputo.

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