Die Anzahl gebietsfremder Arten nimmt rasant zu. Aktuell gibt es weltweit bereits mehr als 18.000 dieser Arten, berichten internationale Wissenschaftler*innen heute im Fachjournal „Biological Reviews“. Ein kleiner Teil gebietsfremder Arten sind invasiv und sorgen in ihren neuen Lebensräumen für eine Menge von Problemen, wie beispielsweise die Verdrängung einheimischer Arten. Das Team, darunter Dr. Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, warnt daher eindringlich vor der steigenden Bedrohung durch solche Arten. Um die Eindringlinge aufzuspüren, ihre Ausbreitung zu kontrollieren und möglichst zu stoppen, sei ein sofortiges Handeln nötig.

Gebietsfremde Arten sind Pflanzen, Tiere oder auch Mikroben, die absichtlich oder versehentlich durch menschliche Aktivität in Gebiete gebracht wurden, wo sie natürlicherweise nicht vorkommen. Viele davon gedeihen prächtig in der fremden Umgebung und vermehren sich stark. Einige gebietsfremde Arten sind invasiv und wirken sich in ihren neuen Lebensräumen negativ auf die Umwelt, die Wirtschaft und die menschliche Gesundheit aus.

„Eine Analyse der Roten Liste der Weltnaturschutz-Organisation IUCN hat gezeigt, dass bei 25 Prozent der ausgestorbenen Pflanzen und 33 Prozent der ausgestorbenen Land- und Süßwassertiere gebietsfremde Arten mitverantwortlich für das Aussterben waren. Die jährlichen Verluste durch die Umweltauswirkungen nicht-heimischer Arten in den USA, Großbritannien, Australien, Südafrika, Indien und Brasilien belaufen sich auf über 100 Milliarden US-Dollar“, erklärt Dr. Hanno Seebens, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Seebens ist Ko-Autor einer soeben im Fachmagazin „Biological Reviews” veröffentlichten Studie zu den globalen Auswirkungen invasiver Arten, an der Wissenschaftler*innen aus dreizehn Ländern aus Afrika, Asien, Australien, Europa sowie Nord- und Südamerika mitgearbeitet haben. Die Forschenden stellen fest, dass die Anzahl an gebietsfremden, teilweise invasiven Arten in besorgniserregendem Ausmaß zunimmt. Rund um den Globus seien aktuell bereits mehr als 18.000 dieser gebietsfremde Tiere und Pflanzen erfasst.

Als Grund für die rasante Zunahme biologischer Invasionen nennen die Wissenschaftler*innen die steigende Anzahl an möglichen Verbreitungswegen sowie die damit verbundene Zunahme des globalen Verkehrs. Außerdem gibt es viele neue mögliche Ausbreitungswege wie etwa der Online-Handel mit exotischen Tieren oder Plastikmüll, auf dem Arten die Ozeane überqueren können.

Darüber hinaus begünstigen andere Treiber des globalen Wandels, wie der Klimawandel, Landnutzungsänderungen oder der internationale Handel den massiven Anstieg invasiver Arten in fremden Gebieten. Arten, die beispielsweise auf Schiffen in neue Regionen gelangen, so die Wissenschaftler*innen, können sich aufgrund des Klimawandels in der neuen Heimat problemloser vermehren. Außerdem entstehen durch die globale Erwärmung im Nordpolarmeer neue Schifffahrtsrouten, die den Transport von Meeresbewohnern zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean ermöglichen.

Die Studie ist Teil der weltweiten Initiative „Zweite Warnung der Wissenschaftler*innen an die Menschheit (engl. World scientists’ warning to humanity: a second notice), die darauf drängt, dass der Mensch sein Verhalten im Umgang mit der Erde und anderen Lebewesen ändert. So könnten – so betonen die Autor*innen – biologische Invasionen durchaus kontrolliert und abgemildert werden. Sie verweisen auf entsprechende Ansätze, die rund um den Globus funktionieren und geben spezifische Empfehlungen für eine bessere Kontrolle. So hat beispielsweise die Einführung strengerer Grenzkontrollen, inklusive Röntgenmaschinen und Spürhunden, in Neuseeland zu einer kontinuierlichen Abnahme an Pflanzenschädlingen geführt.

„Die Bedrohungen durch die invasiven Arten müssen wir ernst nehmen. Es liegt an uns, an der Politik und der Bevölkerung, ihre Eindämmung und Kontrolle zu einer Priorität zu machen. Importierte Güter und grenzüberschreitende Verkehrsteilnehmer*innen sollten stärker kontrolliert werden, ebenso sollte es mehr Regelungen für den Online-Handel und die Haltung exotischer Tiere sowie den Anbau exotischer Pflanzen geben. Und letztlich muss ein Bewusstsein für das Problem entstehen“, bilanziert Seebens.

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