Die Corona-Pandemie verschärft im Nahen Osten und Nordafrika massiv soziale Ungleichheit, wie ein neuer Bericht der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam zeigt: Seit März konnten die 21 Milliardäre in der Region ihr Vermögen um fast 10 Milliarden US-Dollar steigern. Das ist beinahe doppelt so viel, wie nötig wäre, um das durch die verheerende Explosion vom 4. August zerstörte Beirut wieder aufzubauen. Gleichzeitig könnten die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Krise 45 Millionen Menschen in der Region in die Armut drängen. Oxfam fordert von den dortigen Regierungen dringend Investitionen in soziale Sicherung, Bildung und Gesundheitsversorgung.

Der Bericht „For a Decade of Hope Not Austerity in The Middle East and North Africa” zeigt: Während Millionen Menschen ihr Einkommen teilweise oder ganz verloren haben, konnten 21 Superreiche zwischen März und August 2020 ihr Vermögen um mindestens 9,8 Milliarden US-Dollar steigern. Das ist zwei Mal so viel wie der Internationale Währungsfonds zu Verfügung gestellt hat, um die wirtschaftlichen Folgen dieser Krise in der Region zu meistern, und fünf Mal mehr als die Vereinten Nationen für dortige Nothilfe-Maßnahmen aufbringen konnten.

„Die Pandemie zeigt wie unter einem Brennglas die tiefgreifende soziale Ungleichheit und wirtschaftlichen Fehlentwicklungen in der Region. Millionen Menschen haben keine Arbeit, keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung oder sozialer Sicherung. Gleichzeitig konnten Superreiche seit Beginn der Pandemie täglich 63 Millionen am Tag dazuverdienen. Regierungen müssen umgehend dafür sorgen, dass die Reichen ihren fairen Beitrag zu Finanzierung des Gemeinwesens leisten. Sonst werden Millionen in die Armut stürzen und ihrer fundamentalen Rechte beraubt“, erklärt Nabil Abdo, Oxfam-Experte für die Region Nordafrika und Naher Osten.

Corona macht eine ungleiche Region noch ungleicher

Schon vor der Corona-Krise war der Reichtum in der Region im Vergleich zu anderen Teilen der Welt besonders ungleich verteilt. 76 Prozent aller Einkommen landen dort in den Taschen der reichsten 10 Prozent der Bevölkerung. Covid-19 hat die Kluft zwischen Arm und Reich nun weiter vertieft, unter anderem deshalb weil kaum Maßnahmen zum Schutz von Menschen getroffen wurden, die in Armut leben: Nur 11 Prozent der Hilfsgelder flossen in soziale Sicherung und öffentlichen Gesundheitsschutz. Schätzungen zufolge sind 89 Prozent der rund 16 Millionen im informellen Sektor beschäftigen Menschen von den Einschränkungen infolge der Pandemie betroffen. Es wird erwartet, dass ausländische Investitionen um 45 Prozent einbrechen und 1,7 Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren, 700.000 davon Frauen. Das entspricht einem Kaufkraftverlust von rund 42 Milliarden US-Dollar.

Vermögenssteuer hätte Ländern 38 Milliarden zusätzlich eingebracht

Oxfam fordert von den Regierungen der Region wirtschaftspolitische Maßnahmen, um soziale Ungleichheit zu verringern, zum Beispiel Investitionen öffentliche Bildungs- und Gesundheitssysteme, höhere Mindestlöhne und ein faires Steuersystem, das Superreiche angemessen an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt. Hätten Jordanien, Ägypten und Marokko vor zehn Jahren, im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, als viel darüber gesprochen wurde, die Profiteure an den Kosten der Krise zu beteiligen, eine Vermögenssteuer von zwei Prozent eingeführt, so verfügten diese Länder heute über zusätzliche 38 Milliarden US-Dollar an Steuereinahmen. Geld, das in den Ausbau öffentlicher Systeme für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung hätten fließen können. .

„Die Sparpolitik der vergangenen Jahre wäre vermeidbar gewesen, wenn die Wohlhabendsten in der Region mehr Steuern gezahlt hätten, wozu sie finanziell leicht in der Lage gewesen wären. Auf diese Weise hätten die Länder in wichtige Infrastruktur investieren können und würden heute mit einer weniger großen Schuldenlast und sozialen Ungleichheit der Corona-Krise begegnen“, so Nabil Abdo.

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Oxfam ist eine internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden. Dafür arbeiten im Oxfam-Verbund 20 Oxfam-Organisationen Seite an Seite mit rund 3.600 lokalen Partnern in mehr als 90 Ländern.

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