Seit geraumer Zeit häufen sich Brandereignisse in der Recycling- und Entsorgungsbranche. Eine existenzbedrohende Situation für alle Unternehmen der Branche, denn weniger als eine Handvoll Versicherer ist überhaupt noch bereit, Brandschutzrisiken für die Unternehmen bezahl- und handelbar zu versichern. Anfang September hat sich der bvse daher in einem Workshop mit Lösungsansätzen zu diesem Problem beschäftigt.

„Wie können wir für die Zukunft eine gemeinsame tragfähige Lösung für die Versicherbarkeit unserer Branche und Mitglieder gemeinsam mit den Versicherungsträgern gestalten?“, war der Ansatz des bvse-Workshops auf Initiative des bvse-Präsidiums, der am 3. September mehr als 50 interessierte Unternehmensvertreter in die Bonner Verbandsgeschäftsstelle beziehungsweise die zugeschaltete Livevideoübertragung zog.

Zur Diskussion über existenzbedrohende Auswirkungen des Status quo, der Frage nach Lösungswegen über den Verband und mögliche Ansätze einer politischen Verantwortung hatte bvse-Hauptgeschäftsführer Rehbock einen Experten für Schadensmanagement bei der PERITOS GmbH, Harald Vollgraf, eingeladen.

„Ein Schadensfall kann jeden morgen treffen!“, machte Vollgraf gleich zu Anfang seines Vortrages deutlich. Neue, brandrisikobehaftete Materialien in den Abfallströmen, wie beispielsweise Lithium-Ionen-Batterien, haben das Risiko für jedes einzelne Branchenunternehmen in letzter Zeit deutlich erhöht. Vollgraf warnte die Anwesenden, dass auch eine bestehende Versicherung, verbunden mit dem rheinischen Optimismus „Et hätt noch immer joot jejange“ keine Basis dafür sei, sich in Sicherheit wiegen zu können. Denn spätestens nach einem Brandereignis muss der Versicherungsnehmer mit der Aufkündigung seines Vertrages rechnen und steht danach vor der schier unmöglichen Aufgabe, einen neuen Versicherer zu finden. „Mittlerweile sind nur noch drei Hauptplayer auf dem Markt und ca. fünf weitere Versicherer engagieren sich teilweise im Bestandsgeschäft mit rückläufiger Tendenz“, führte Vollgraf aus.

Zudem überlegen die noch verbliebenen Versicherer zunehmend, sich von den Recyclingrisiken zu trennen. „Damit besteht eine große Gefahr für die gesamte Branche. Die Häufung der Schäden und die damit einhergehende mangelnde Rentabilität der Verträge erzeugen große Unruhe bei den Versicherern, die ihrerseits unter Ergebnisdruck stehen. In der Folge fließen in die Vertragsgestaltung der Versicherungspolicen nicht nur objektive Faktoren der Versicherungstheorie, sondern auch subjektive Bewertungen ein.

Vielen Unternehmen droht damit der Verlust der Versicherungsmöglichkeit, denn die Versicherer knüpfen ihre Verträge unter anderem an hohe, für viele Unternehmen finanziell kaum leistbare, zum Teil nicht immer sinnvolle VDS-konforme Brandschutzanlagen und haben für 2021 bereits Prämiensteigerungen um bis zu 30 % angekündigt.

Ein Verzicht auf Sach- und Ertragsausfallversicherung im Brandfall hingegen dürfte sich jedoch kaum ein Unternehmen leisten können, erklärte der Versicherungsexperte. Neben der Sicherstellung der Liquidität für die Fortsetzung des Geschäftsbetriebes und Bereitstellung von Kapital für Reinvestitionen, sind die Versicherungspolicen meist Grundvoraussetzung für Finanzierungsmittel durch Banken oder auch für den Erhalt von Kundenaufträgen.

Branchenlösung gemeinsam entwickeln

Wichtige individuelle Gespräche mit den Versicherern zu Rahmenbedingungen für Mindeststandards alleine reichen in dieser Situation noch nicht zu einer Lösung. Das große Anliegen des bvse ist darum, den Branchenunternehmen zu helfen und den Anstoß zu geben, dass die Recycling- und Versicherungsbranche zu einer tragbaren Branchenlösung finden. Dies sei jedoch keine One-Man-Show, machte Vollgraf deutlich.

Der Ansatz für eine gemeinsame Lösung kann nur gelingen, wenn sich auf Seiten der Branche als auch der Versicherer möglichst viele Unternehmen anschließen. Dazu muss ein Vertragsrahmen geschaffen werden, der auch für Versicherungskonsortien attraktiv ist, damit sich diese des Themas einer möglichen „Branchenlösung“ annehmen, machte Vollgraf deutlich. Grundlage dafür sei in einem ersten Schritt, Transparenz zu schaffen – und zwar mithilfe noch zu ermittelnder belegbarer Daten, die den Versicherern eine Grundlage zur Analyse der Versicherbarkeit ermöglichen.

„Ohne Feuerversicherung wird es in Zukunft kein Recycling mehr in Deutschland geben“, betonte bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock. „Daher wird der bvse proaktiv Maßnahmen ergreifen: In der Sammlung und Erhebung von Daten in den eigenen Reihen der Mitgliedsunternehmen, um tatsächliche Risikomerkmale für Schadensereignisse zu ermitteln, sowie in Gesprächen mit anderen Branchenorganisationen und Verbänden, sich dieser Transparenzaktion anzuschließen, um dann gemeinsam in erste Projektgespräche mit Versicherungen zu gehen.“

Aber auch die Politik sei dabei nicht ganz außen vor. Auch hier müsse ein Bewusstsein für diese ernste Problematik der Recyclingbranche geschaffen werden, die, wenn sie nicht gelöst wird, auch die nationalen und europaweit gesetzten Klima- und Recyclingziele in Gefahr bringt.

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