Auch wenn die Wanderlibelle weltweit vorkommt, im europäischen Raum konnte sie erst in den letzten Jahren nachgewiesen werden. Dies hängt mit der steigenden mittleren Temperatur und den veränderten Klimabedingungen auf dem europäischen Kontinent zusammen, die nun ganz neue Wettersysteme mit sich bringen. Die Wanderlibelle trägt ihren Namen zurecht, sie kann mehrere Stunden ununterbrochen in der Luft bleiben und so große Strecken zurücklegen, erklärt Conze: „Die hochmobilen Libellen sind gute Indikatoren für die enormen Veränderungen durch die Klimaerhitzung. Auch in Deutschland können wir nun schon seit einigen Jahren deutliche Veränderungen in der Libellenfauna erkennen. Kritisch zu sehen ist dabei die hohe Geschwindigkeit des Wandels und die große Unsicherheit, ob die Mehrzahl der Arten unter diesen neuen Bedingungen bei uns dauerhaft weiterexistieren können. Das gilt es aufmerksam zu verfolgen.“
Auf Englisch ist die Wanderlibelle auch als „global wanderer“ bekannt und damit treffend charakterisiert. In riesigen Schwärmen wandert sie zwischen Afrika und Asien hin und her, um die Monsunregen zu nutzen und immer gerade dort anzukommen, wo die Wetterfronten systematisch die passenden Fortpflanzungsgewässer bereitet haben. Das macht deutlich, welches Leistungsvermögen in kleinen Organismen wie diesen Insekten steckt. Wandernde Libellen zeigen auch: Wer reist, braucht auch einen Ort zum Ankommen. Es braucht daher mehr Biotopverbund durch konsequente nationale Umsetzung der neuen Renaturierungsziele der EU und der Wasserrahmenrichtlinie. Mehr Wasser muss in der Landschaft verbleiben, um gute Lebensräume für Libellen und viele weitere Arten zu gewährleisten.
Weniger spektakulär ist hingegen das Aussehen der Art, die leicht mit den bei uns vorkommenden Heidelibellen verwechselt werden kann: So ist die Wanderlibelle eine mittelgroße Segellibelle, die sehr ausdauernd fliegt. Im Vergleich zu den Heidelibellen ist sie jedoch etwas größer und kräftiger und besitzt keine auffällige Körperzeichnung. Die Flügel sind im Verhältnis zum Körper sehr lang und bilden mit ihren großen Tragflächen eine auffällige Proportion zum Rest des Körpers.
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