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Die Industrie im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg leidet unter den hohen Energiepreisen und stark zurückgehenden Exporten.

Im Herbst 2022 beurteilen nur noch 20 Prozent der befragten Industrieunternehmen ihre Lage als gut und 28 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht, während 53 Prozent zufrieden sind. Die Bewertung der Geschäftslage hat sich damit binnen Jahresfrist deutlich verschlechtert.

„Die Industrie beklagt Lieferschwierigkeiten, die Auftragslage aus dem In- und Ausland ist zurückgegangen, jedes fünfte Industrieunternehmen verzeichnet Liquiditätsengpässe und notiert Rückgänge des Eigenkapitals“, weiß Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg.

 So klagt etwa die Hälfte der Industrieunternehmen darüber, dass die Auftragseingänge aus dem Ausland gefallen sind. In der Vorumfrage waren das nur 15 Prozent der Unternehmen. 45 Prozent der Industrieunternehmen geben an, dass ihre Auftragseingänge aus dem Inland gefallen sind. Die Lage im Herbst spiegelt sich auch in der Kapazitätsauslastung der Betriebe wider. Jedes fünfte Unternehmen hat eine Kapazitätsauslastung von unter 50 Prozent.

Insgesamt beurteilen rund 44 Prozent der befragten Industrieunternehmen ihre künftige Geschäftslage als eher ungünstiger. Nur 17 Prozent prognostiziert eine eher günstigere Geschäftslage. So liegt der Geschäftsklimaindex in der Industrie im Herbst 2022 bei nur noch 82. Er hat sich gegenüber dem Frühsommer noch einmal verschlechtert und liegt nunmehr gut 50 Punkte unterhalb des Wertes der Vorjahresumfrage.

In den Erwartungen der Unternehmen spiegeln sich insbesondere die bereits erwähnten Auftragseingänge aus dem In- und Ausland wider, aber auch die Risiken für die künftige Entwicklung. 95 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit stark erhöhten Energie- und Rohstoffpreisen.

Steigerung der Energiepreise werden an den Kunden weitergegeben

68 Prozent der befragten Betriebe beabsichtigen, die höheren Energiepreise an ihre Kunden weiterzugeben. Gut jedes zweite Unternehmen investiert in Energieeffizienz. 17 Prozent werden auf andere Energieträger ausweichen. Ebenso viele Unternehmen beabsichtigen eine Drosselung der Produktion bzw. eine Verringerung der Angebote. Über eine Verlagerung der Produktion denken 12 Prozent der Betriebe nach.

23 Prozent der Betriebe wollen ihre Produktion einstellen, wenn es zu einer Drosselung der Gaslieferungen um 25 Prozent kommt. 15 Prozent der befragten Unternehmen planen dies, wenn es zu einer Drosselung der Gaslieferungen um 50 Prozent kommt.

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen sieht auch in den Arbeitskosten ein erhebliches Risiko. Die Unternehmer erwarten infolge der hohen Inflation erhebliche Steigerungen bei den Tarifabschlüssen. Insofern schätzen sie das Risiko besonders hoher Arbeitskosten als gravierend ein.

Immerhin sehen gut 46 Prozent der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als ein Risiko der zukünftigen Geschäftsentwicklung an. „Dies ist ohne Frage einer der wichtigsten Knackpunkte für die weitere Entwicklung der Industrie in unserer Region“, sagt Peter Kuhne, Geschäftsführer und Gesellschafter der Kuhne Group. „Insbesondere die Gewinnung talentierter Auszubildender ist Dreh- und Angelpunkt für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung in der Zukunft“, ergänzt Kuhne.

Industriebeschäftigung sinkt

Während noch vor einem Jahr 46 Prozent der Industrieunternehmen mit einer steigenden Beschäftigung rechneten, sind es nunmehr nur noch 10 Prozent. 34 Prozent rechnen hingegen mit einer fallenden Beschäftigung. Das sind 30 Prozent-Punkte mehr als noch vor einem Jahr.

Obwohl viele Betriebe mit einer geringeren Beschäftigung planen, benötigen sie dennoch entsprechende Fachkräfte. Das gefragteste Qualifikationsniveau ist der Fachwirt bzw. Meister (58 Prozent), gefolgt vom (Fach-) Hochschulabschluss (47 Prozent). Auf die duale Berufsbildung entfallen 21 Prozent. Immerhin suchten mehr als ein Drittel der Betriebe Personal ohne Berufsabschluss.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen fordern 56 Prozent der Unternehmen, die berufliche Bildung zu stärken. 53 Prozent fordern eine Reduzierung der Bürokratielast, damit Beschäftigte mehr Zeit für ihre eigentlichen Tätigkeiten haben. Fast die Hälfte fordert, die Einstellung von ausländischen Fach- und Arbeitskräften zu erleichtern.

Exportvolumen der Industrie fällt drastisch

Die Hälfte der befragen Betriebe gibt an, dass ihr Exportvolumen im Herbst 2022 fällt. Nur 13 Prozent gehen davon aus, dass die Exporte steigen. Somit hat sich ein drastisches Minus beim Exportvolumen eingestellt. Offenkundig hat die Nachfrage nach Gütern der hiesigen Industrie im Ausland massiv abgenommen.

Auch die Inlandsnachfrage wird von rund 44 Prozent der Unternehmen als Risiko der künftigen Entwicklung betrachtet. Ebenso viele Unternehmen sorgen sich um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Sie befürchten Steuererhöhungen und bürokratische Mehrbelastungen.

Bei den vorliegenden Befragungsdaten handelt es sich um eine Sonderauswertung der Konjunkturumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg, die im Herbst 2022 durchgeführt wurde.

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