Wenn es draußen kalt ist und die Nahrung knapp wird, legen sich viele Wildtiere in ihre gut gepolsterten Nester, Höhlen oder Baue, fangen an zu schnarchen und schlafen entspannt einfach mal bis April durch. Klingt wie im Märchen – und ist auch eins. Denn mit einem normalen, erholsamen Schlaf hat der Winterschlaf der Wildtiere nichts zu tun. Er ist für sie eine effiziente Strategie, um eine lange Zeit ohne Nahrung und unter ungünstigen Witterungsbedingungen zu überleben.

„Viele Wildtiere haben im Winter eine drastisch gesenkte Stoffwechselfunktion, ihre Herzschlagrate und die Atemfrequenz werden stark reduziert und auch die Körperkerntemperatur sinkt“, sagt Professor Dr. Klaus Hackländer, Vorstandsvorsitzender und Wildtierbiologe der Deutschen Wildtier Stiftung. Der Gartenschläfer, das Tier des Jahres 2023, verbringt seine Wintertage sogar teilweise mit einer Körperkerntemperatur von einem Grad unter null. Auch Igel, Feldhamster und Fledermäuse nutzen diese Strategie, um die kalten Monate zu überstehen. Biologen nennen diesen extremen Ruhezustand Torpor. In regelmäßigen Abständen unterbrechen die Tiere während des Winterschlafs den Torpor. Denn auch die Hirnaktivität ist in den Phasen des reduzierten Stoffwechsels nur minimal, ab und zu muss das Gehirn auf Betriebstemperatur gebracht werden. Dann fahren die Tiere ihren Stoffwechsel hoch, die Temperatur steigt und sie schlafen – inklusive der für die das Hirn wichtigen sogenannten REM-Phasen (für Rapid-Eye-Movement), in denen die Nervenzellen mit Sauerstoff versorgt und Stoffwechsel-Produkte entfernt werden. Die Torpor-Phasen wechseln sich daher in regelmäßigen Abständen mit Phasen des wirklichen Schlafens ab. Nur alle paar Wochen stehen die Winterschläfer auf, um beispielsweise zu urinieren, Losung abzusetzen oder aus der Vorratskammer im Bau Nahrung aufzunehmen. Übrigens: Erholt sind die tierischen Winterschläfer nach dem langen Liegen nicht. Im Gegenteil, nach dem Aufwachen im Frühjahr müssen sie erstmal viel futtern, um neue Energie zu tanken. 

Im Torpor sind die Tiere steif und reagieren kaum auf äußere Reize, sodass sie sogar von uns Menschen für tot gehalten werden können, wenn wir sie beim Aufräumen im Garten finden, etwa einen Igel im Laubhaufen oder einen Gartenschläfer in einem Holzstapel. Tiere im Winterschlaf dürfen nicht gestört werden. „Denn das Wiederhochfahren des Stoffwechsels ist ein komplizierter biochemischer Prozess, der für die Tiere sehr kräftezehrend ist“, sagt Professor Hackländer. „Stören wir die Tiere im Torpor, verlieren sie extrem viel Energie und überleben den Rest des Winters vielleicht nicht.“

Tiere, die nur eine Winterruhe halten, wie das Eichhörnchen oder der Dachs, fahren ihren Stoffwechsel nicht so drastisch herunter. Anders als richtige Winterschläfer sind sie zwischenzeitlich immer mal wieder aktiv, gehen auf Nahrungssuche, wechseln das Quartier und paaren sich sogar. Rothirsche und andere große Wildtiere können durch eine zeitweise Stoffwechselruhe im Winter bis zu 30 Prozent Energie sparen. Ektotherme Tiere wie Frösche oder Kröten können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren und verfallen bei tiefen Außentemperaturen in die Kältestarre. Sie suchen zuvor Schutz in wind- und frostgeschützten Verstecken wie Komposthaufen oder unter Baumwurzeln und verweilen dort, bis es wieder wärmer wird.

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