Knapp 90 Prozent der Gymnasien haben Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufgenommen. In den meisten Fällen (knapp 80 Prozent) erhielten die Lehrkräfte aber, die in diesem Zusammenhang zusätzliche Aufgaben übernommen hatten, keine Entlastungen. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Philologenverbandes in Zusammenarbeit mit der Bundesdirektorenkonferenz unter mehr als 350 Schulleiterinnen und -leitern deutschlandweit hervor.

35 Prozent der befragten Schulleiterinnen und -leiter gaben an, dass bis zu 20 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine jeweils an ihren Schulen unterrichtet werden. Knapp 60 Prozent der Schulleitungen erklärte aber, dass es an ihrer Schule keine Vorbereitungsklassen für Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse gibt. Über 60 Prozent der Schulleitungen erklärte außerdem, dass die Schülerinnen und Schüler nicht ihren Fähigkeiten entsprechend den Schularten zugeordnet wurden. In 50 Prozent der Fälle wurden keine zusätzlichen Kräfte an den Schulen für den Unterricht eingestellt. Mehr als 80 Prozent der Schulleitungen gab an, dass an ihren Häusern kein zusätzliches Personal zur Betreuung eingestellt worden sei. Knapp 20 Prozent der befragten Schulleitungen gaben an, dass bei ihnen Teilzeitlehrkräfte ihr Stundendeputat erhöht haben, um ukrainische Schülerinnen und Schüler zu beschulen. 30 Prozent erklärten, dass an ihren Schulen ukrainische Lehrkräfte eingestellt wurden, um ukrainische Geflüchtete zu beschulen.

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes: „Konkret brauchen wir hier gerade auch für die ukrainischen Lehrkräfte mehr zusätzliche Deutschkurse, damit sie uns in den Schulen besser unterstützen können. Sie müssen anschließend an Standards orientiert zumindest stundenweise unbürokratischer in unseren Schulen beschäftigt werden können.“

Arnd Niedermöller, Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz Gymnasien: „Die Schulen haben Herausragendes geleistet. In einem so komplizierten Schulsystem haben wir es geschafft, dass sehr unkompliziert Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufgenommen werden konnten. Was wir aber dringend brauchen, ist eine schnellere Ressourcenbereitstellung. Wir können nicht anderthalb Jahre warten, bis die neuen Schülerzahlen in der Statistik auftauchen und wir mehr Lehrkräfte einstellen können.“

Die Umfrage wurde im November/Dezember 2022 unter insgesamt 356 Schulleitungen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland online durchgeführt.

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